Die verlegten Hausschlüssel, der vergessene Arzttermin und der Name eines Bekannten, der einem einfach nicht mehr einfallen will: Bis zu einem gewissen Grad ist es ganz normal, dass mit dem Alter zunehmend Gedächtnisprobleme auftreten. Dennoch wäre es wünschenswert, wenn man die kognitiven Fähigkeiten so lange wie möglich aufrechterhalten könnte. Wie eine neue Studie aus den USA kürzlich zeigte, könnte eine Anpassung der Ernährung zu mehr geistiger Fitness führen. Erfahren Sie hier, welche Lebensmittel das Gehirn vor dem Gedächtnisschwund schützen.
Diese Obst- und Gemüsesorten helfen dem Gedächtnis
Forscher der Columbia University in New York und weiteren amerikanischen Forschungsinstituten nahmen kürzlich eine bestimmte Gruppe von chemischen Verbindungen genauer unter die Lupe: die sogenannten Flavanole. Diese sind natürlicher Bestandteil von Äpfeln, Beeren, Weintrauben, Tee, bestimmten Gemüsesorten und Kakao.
Vorherige Untersuchungen haben bereits darauf hingewiesen, dass Flavanole eine günstige Wirkung auf das Gehirn haben können: In einer Studie mit Mäusen förderten die Wirkstoffe die Bildung von Neuronen und Blutgefäßen im Hippocampus – einer Hirnregion, die bei der Speicherung neuer Gedächtnisinhalte eine große Rolle spielt. Besonders wirksam erwiesen sich hierbei die sogenannten Epicatechine, die zu den Flavanolen zählen.
Flavanole: Booster für das Gehirn?
Eine weitere Studie demonstrierte einen positiven Effekt von Flavanolen auf das Gedächtnis bei Menschen. Dieses Ergebnis wollten die Autoren der aktuellen Studie bei einer größeren Anzahl an Probanden bestätigen. Daher rekrutierten sie 3.500 Erwachsene, die durchschnittlich 71 Jahre alt waren. Ein Teil der Probanden nahm über drei Jahre hinweg täglich Flavanol-Tabletten ein. Die darin enthaltene Menge an Flavanolen und Epicatechinen entsprach den täglichen Ernährungsempfehlungen für Erwachsene. Der Rest der Teilnehmer erhielt hingegen ein wirkungsloses Placebo.
Außerdem machten die Probanden Angaben zu ihren Ernährungsgewohnheiten und sie absolvierten Online-Tests zu Gedächtnisfähigkeiten, für die der Hippocampus verantwortlich ist. In jedem Jahr der Studie wurden die Gedächtnisfähigkeiten erneut gemessen. Die Ergebnisse ihrer Untersuchung veröffentlichten die Forscher im Journal „Proceedings of the National Academy of Sciences“.
Wer profitiert von Flavanolen?
Insgesamt fand man bei den Teilnehmern, die die Flavanol-Supplemente eingenommen hatten, nur einen sehr kleinen Effekt auf die Ergebnisse in den Gedächtnistests – allerdings ernährten sich die meisten dieser Probanden sowieso schon reich an Flavanolen. In einem nächsten Schritt analysierten die Forscher die Resultate ausschließlich derjenigen Personen, die Flavanol-Tabletten erhalten und vor der Studie über eine Ernährung mit geringem Flavanol-Anteil berichtet hatten. Bei diesen Probanden zeigte sich schließlich ein anderes Bild: Nach einem Jahr verbesserten sich die Gedächtnisleistungen im Vergleich zu den Ausgangswerten um 16 Prozent. Verglichen mit der Placebo-Gruppe nahm die Gedächtnisleistung um 10,5 Prozent zu. Diese positiven Auswirkungen manifestierten sich zwei Jahre später noch immer.
Flavanole als Therapie gegen Gedächtnisprobleme?
Zwar sind die Befunde der Studie vielversprechend, doch es ist noch nicht gänzlich bewiesen, dass ein Mangel an Flavanolen tatsächlich die Ursache für Gedächtnisprobleme im Alter ist. Dafür sind noch Studien nötig, die Effekte nicht nur bei kognitiven Tests, sondern auch in der Struktur oder Aktivität des Gehirns nachweisen können. Laut Erstautor Adam Brickman sprechen die Resultate dennoch für die Vorteile einer vermehrten Einnahme von Flavanolen, entweder durch die Ernährung oder Supplemente. Allerdings ist zu beachten: Vor der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln (egal welcher Art) sollte man sich beim Arzt oder Apotheker über mögliche Risiken informieren, vor allem was die Verträglichkeit mit Medikamenten betrifft.
Bildquellen
Was meinen Sie?