Menschen mit Burnout sind häufig müde, gereizt, antriebslos und demoralisiert. Nun wurde jedoch festgestellt, dass auch das Herz unter dem Burnout-Syndrom leidet: Einer neuen Studie der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie zufolge geht die Erkrankung oftmals mit gefährlichen Herzrhythmusstörungen einher.
Risiko wird um 20 Prozent erhöht
Wissenschaftler der European Society of Cardiology (ESC) deckten bei einer Untersuchung kürzlich auf, dass das Burnout-Syndrom mit einem erhöhten Risiko für potenziell lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen zusammenhängt. Die Studienergebnisse wurde im Fachblatt „European Journal of Preventive Cardiology“ veröffentlicht.
Meist wird das Burnout-Syndrom durch starken chronischen Stress im Beruf oder Privatleben hervorgerufen. Es handelt sich dabei aber um keine Depression. Diese zeichnet sich im Gegensatz zum Burnout-Syndrom vermehrt durch ein niedriges Selbstwertgefühl, schlechte Laune und Schuldgefühle aus. Die Studienautoren werteten Daten von über 11.000 Probanden bezüglich der Symptome vitale Erschöpfung, Ärger, schlechtem sozialen Support und der Einnahme von Antidepressiva aus und beobachteten den Verlauf dieser Anzeichen über eine Periode von fast 25 Jahren in Verbindung mit der Entwicklung von Vorhofflimmern. Bei Vorhofflimmern handelt es sich um die häufigste Form von Herzrhythmusstörungen. Schätzungen zufolge werden in den kommenden Jahren etwa 17 Millionen Menschen in Europa und 10 Millionen Menschen in den USA darunter leiden. Vorhofflimmern geht mit einem erhöhten Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle und einen vorzeitigen Tod einher. Die Studie ergab schließlich, dass die Teilnehmer mit dem höchsten Level an vitaler Erschöpfung später 20 Prozent häufiger Vorhofflimmern entwickelten, verglichen mit denjenigen, die nur wenig oder keine Signale vitaler Erschöpfung zeigten.
Hintergründe sind noch nicht vollständig geklärt
Bislang ist noch unklar, wie Vorhofflimmern genau ausgelöst wird und es sind noch weitere Nachforschungen nötig, um den neu erkannten Zusammenhang zu ergründen. Vermutet wird aber, dass der Verbindung zwei Mechanismen zugrunde liegen: Vitale Erschöpfung steht mit einer erhöhten Entzündung, sowie einer verstärkten Aktivierung der physiologischen Stressreaktion des Körpers in Zusammenhang. Sobald diese beiden Prozesse dauerhaft ablaufen, kann dies das Herzgewebe schädigen, was am Ende eine Arrhythmie zur Folge haben kann.
Zwischen den Faktoren Wut, schlechtem sozialen Support, dem Konsum von Antidepressiva und der Entwicklung von Vorhofflimmern konnten die Studienautoren jedoch keine Verbindung erkennen. Die Resultate decken sich hier größtenteils mit denen früherer Untersuchungen, zwei dieser Studien hatten allerdings einen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Antidepressiva und einem erhöhten Risiko für Vorhofflimmern festgestellt.
Dieses Video hilft Ihnen wichtige Zusammenhänge zum Thema Burnout-Syndrom zu verstehen:
Erschöpfung sollte verhindert werden
Dies soll zukünftig noch gründlicher untersucht werden, genauso wie effektive medizinische Maßnahmen gefunden werden sollen, die Patienten mit Erschöpfungserscheinungen helfen. Schließlich ist bereits seit längerer Zeit bekannt, dass Erschöpfung die Wahrscheinlichkeit kardiovaskuläre Krankheiten zu entwickeln erhöht, einschließlich dem Risiko einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden. Die neue Forschungsarbeit legt dar, dass auch das Risiko für Vorhofflimmern erhöht werden kann.
Erschöpfung durch Achtsamkeit und aktive Stressbewältigung zu vermeiden ist den Wissenschaftlern zufolge von größter Wichtigkeit, um die kardiovaskuläre Gesundheit zu erhalten. Die aktuelle Untersuchung legt nahe, dass psychische Belastung das Risiko für Vorhofflimmern steigert, sodass diesem Faktor offenbar eine besonders hohe Bedeutung zukommt. Die Studie ist die erste, die speziell den Zusammenhang zwischen vitaler Erschöpfung und Vorhofflimmern in den Fokus stellt.
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