Champagner – allein beim Gedanken an den Schaumwein sprudeln eine Vielfalt an Assoziationen im Kopf herum: Luxus, Partystimmung, Spontaneität, obligatorische Qualität, französisches Flair und vieles mehr. Für einen Mann aus Weiden in der Oberpfalz endete ein solches Trinkerlebnis vor zwei Wochen tragischerweise tödlich, da der vermeintlich edle Tropfen flüssiges hochkonzentriertes Ecstasy (MDMA) enthielt. Diverse Lebensmittelbehörden warnen nun vor dem Kauf bzw. Konsum der Drei-Liter-Champagner-Flaschen der Marke Moët & Chandon Ice Impérial.
Gemeldete Krankheitsfälle
Ausgehend von der niederländischen Behörde für Nahrungsmittel (NVWA) ermahnt nunmehr auch das deutsche Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) KonsumentInnen vor dem Trinken des oben genannten Schampus des Champagner-Herstellers Moët & Chandon im Drei-Liter-Format. In vereinzelten Flaschen konnte die Droge MDMA in flüssiger Form aufgefunden werden; die in den Magnum-Flaschen enthaltene Drogenmenge sei lebensgefährlich.
Sowohl in Deutschland als auch den Niederlanden wurde bisher jeweils eine Flasche entdeckt, die anstelle von Champagner Drogen enthielt. Daraus resultierten vier registrierte Krankheitsfälle in den Niederlanden und sieben schwer erkrankte Personen in Deutschland. Für einen Restaurantbesucher in Weiden in der Oberpfalz kam jede Hilfe zu spät – er verstarb noch an Ort und Stelle. Augenzeugen berichten von schockierenden Szenen: Die von der Vergiftung Betroffenen zeigten Anzeichen eines epileptischen Anfalls, hatten Schaum vor dem Mund und schrien vor Schmerz.
Party-Droge Ecstasy
Der Ecstasy-Wirkstoff MDMA (kurz für Methylendioxymethylamphetamin) kann als synthetische Substanz kategorisiert werden, die anfänglich zur Anwendung als Hilfsmittel bei psychiatrischen Beratungen vorgeschlagen wurde, deren therapeutischer Nutzen jedoch als extrem begrenzt gilt. Seine eigentliche „Karriere“ machte MDMA, bekannt unter dem Szenenamen „Ecstasy“, ab Ende der 1970er Jahre als Party- bzw. Szenedroge, da MDMA und seine Derivate neurobiologisch über die erhöhte Ausschüttung des Botenstoffes Serotonin sowie die Hemmung von dessen Rückaufnahme wirken. MDMA stimuliert das zentrale Nervensystem (ZNS) und besitzt schwache halluzinogene Eigenschaften, die sich je nach Zusammensetzung der Droge sowie der eingenommenen Dosis unterschiedlich manifestieren. So können bei der Einnahme von MDMA und seinen verwandten Substanzen jeweils die stimulierenden, die halluzinogenen oder die introspektions- und sinnverstärkenden Wirkungskomponenten dominieren.
Risiken und Nebenwirkungen beim Ecstasy-Konsum sind stark dosisabhängig, wobei auch Alter, Geschlecht, Körpergewicht, der Gesundheitszustand (Nieren- und Leberfunktion), psychische Prädispositionen, die allgemeine Befindlichkeit des Konsumierenden sowie das Umfeld beim Konsum die Reaktionen des Individuums auf die Droge beeinflussen. Während es im Rahmen des MDMA-Konsums häufig zu unmittelbaren Nebenwirkungen wie z.B. Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Pupillenerweiterung, verschwommenem Sehen, Muskelverkrampfungen, motorischen Störungen, Schlaf- und Angststörungen, etc. kommt, können akut-toxische Zwischenfälle nach der überdosierten Einnahme von Ecstasy sowie dem Mischkonsum (z.B. in Kombination mit Alkohol) lebensbedrohlich sein. Diese resultieren, ähnlich wie von den ZeugInnen des Champagner-Vorfalls observiert, in Krampfzuständen, Dehydration und Überhitzung des Körpers, Blutdruckabfall, Herz-Kreislauf-Störungen, Lungenödemen sowie Leber- und Nierenversagen. Aufgrund des durch den MDMA-Konsum erhöhten Serotoninspiegels im Gehirn kann eine Überdosierung überdies ein sogenanntes Serotonin-Syndrom auslösen, das sich in körperlichen und psychischen Symptomen wie Schweißausbrüchen, Überhitzung, Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, Schlafstörungen, Herzrasen, Ataxie (Bewegungsstörungen), Verwirrtheit, Angst oder sogar Koma äußert.
Schampus ohne Sprudel
In den beiden Fällen aus den Niederlanden und Deutschland wurden die MDMA-haltigen Flaschen über eine noch nicht identifizierte Website erworben, ebenfalls unaufgelöst bleibt nach derzeitigem Ermittlungsstand wie das MDMA in die Magnum-Flaschen gelangen konnte. Der Hersteller Moët & Chandon geht klar von Drogenschmuggel aus. Es handle sich hierbei nicht um ein Qualitätsproblem, sondern um einen Kriminalfall. Erkennen könne man das mit Drogen versetzte Gemisch an seiner rot-braunen Farbe und daran, dass die Flüssigkeit im Glas nicht schäume sowie nach Anis riechen würde.
Da zurzeit nicht ausgeschlossen werden kann, dass weitere Flaschen der Marke mit flüssigem Ecstasy im Umlauf sind, mahnen alle Lebensmittelbehörden nach wie vor zur Vorsicht. „Selbst das Eintauchen einer Fingerspitze in die Flüssigkeit und das Schmecken kann auch ohne Schlucken zu ernsthaften Gesundheitsproblemen führen“, so die NVWA. Weder Flasche und Gläser noch der Inhalt sollten berührt, geschweige denn probiert werden, da selbst die Einnahme eines kleinen Schluckes tödlich wäre. Ansonsten könnte das festlichste aller Getränke, das das Leben im Moment symbolisiert, rapide dessen tragisches Ende bedeuten.
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