Die Pille gilt zwar als eines der sichersten Verhütungsmittel, doch viele Frauen leiden unter ihren Nebenwirkungen. Häufig handelt es sich dabei um leichte Beschwerden wie Kopfschmerzen, Gewichtszunahme, Schwindel oder Stimmungsschwankungen. Doch auch andere Probleme können auftreten – so stellte man bei der Einnahme hormoneller Kombinationspräparate bereits vor längerer Zeit ein erhöhtes Brustkrebsrisiko fest. Immer mehr Frauen steigen daher auf eine andere Form der Pille um, bei welcher Progesteron alleine zur Anwendung kommt. Ihre Auswirkungen auf das Risiko, Brustkrebs zu entwickeln, war bis vor Kurzem noch unerforscht. Nun hat man an der Universität Oxford eine neue Studie zu diesem Thema veröffentlicht.
Einnahme nicht ungefährlich
Im Moment existieren zwei verschiedene Arten der Antibabypille: Bei der ersten und älteren Medikation handelt es sich um ein Kombinationspräparat aus Östrogen und Progesteron, während die zweite Form, auch Minipille genannt, mit Progesteron allein auskommt. Die neue Studie untersucht, welche Auswirkung die Einnahme der moderneren Pillenform auf das Brustkrebsrisiko hat. Im Vergleich zu Frauen, die kein hormonelles Verhütungsmittel anwendeten, fand man tatsächlich ein häufigeres Auftreten der Krebsform bei Personen vor, die regelmäßig die Progesteron-Pille einnehmen.
Laut einem Mitautor der Studie sei dieses Ergebnis allerdings nicht sonderlich überraschend: Grundsätzlich geht man nämlich davon aus, dass Progesteron-Präparate nicht anders wirken als die kombinierte Form. Überhaupt wurde in der Studie gezeigt, dass ungeachtet davon, welche Art der hormonellen Verhütung zur Anwendung kommt, immer ein leicht erhöhtes Brustkrebsrisiko besteht. Trotz der größeren Gefahr raten Ärzte jungen Frauen jedoch nicht davon ab hormonelle Verhütungsmittel einzusetzen: Im Verhältnis von Kosten und Nutzen sei die Wahrscheinlichkeit für Brustkrebs sehr gering und damit akzeptabel.
Ältere Frauen stärker betroffen
Für die Studie wurden Daten von 9.498 Frauen unter 50 Jahren, die an Brustkrebs erkrankt waren, mit mehr als 18.000 nicht-erkrankten Kontrollpersonen verglichen. Dabei fanden die Forschenden heraus, dass 44 Prozent der Brustkrebs-Gruppe vor ihrer Erkrankung hormonell verhütet hatten. Die Zahl liegt höher als bei Frauen ohne Brustkrebs, wo nur 39 Prozent zuvor ein hormonelles Verhütungsmittel genutzt hatten. Insgesamt wird geschätzt, dass die Einnahme hormonbasierter Kontrazeptiva das Risiko an Brustkrebs zu erkranken um 20 bis 30 Prozent erhöht.
Im ersten Moment klingt diese Zahl sehr hoch, doch setzt man das Ergebnis in Relation, so scheint die Auswirkung nicht mehr ganz so drastisch: In einem zweiten Teil der Studie verglich man nämlich die gefundenen Resultate mit den Ergebnissen anderer Studien. Dabei fanden die Forscher ein nur leicht erhöhtes effektives Risiko: Bei jüngeren Frauen im Alter zwischen 16 und 20 Jahren trifft die Erhöhung nur 8 von 100.000 Patientinnen. Trotzdem sind gerade ältere Frauen zwischen 35 und 39 Jahren durch die Einnahme der Pille gefährdet – für sie steigen die Fälle auf 265 von 100.000 Patientinnen. Allerdings steht diese Erhöhung im Verhältnis mit der Wahrscheinlichkeit für Brustkrebs, die generell mit dem Alter ansteigt.
Weitere Forschung nötig
Das Ergebnis der Studie müsse aber im Kontext betrachtet werden: Die Anwendung hormoneller Verhütungsmittel bringt laut Studienautor Reeves zum Beispiel ein verringertes Risiko für Eierstockkrebs mit sich. Außerdem standen den Forschenden nur limitierte Daten zur Verfügung, da der Zugang zur familiären Vorbelastung der Frauen nicht gegeben war. Für weitere Studien wäre es auch wichtig, den Einnahme-Zeitraum zu bestimmen, um genauere Aussagen zu treffen. Am Ende beruhigt Reeves: „Alles was man bis jetzt über das Brustkrebsrisiko durch hormonelle Verhütung weiß, deutet auf eine nur sehr leichte Erhöhung hin und sollte spätestens 10 Jahre nach Ende der Einnahme wieder gleich dem der nicht-verhütenden Frauen sein.“
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