Eine Auswertung der Techniker Krankenkasse (TK) zeigt: Immer weniger junge Frauen in Deutschland verhüten mit der Antibabypille. Der Abwärtstrend war eindeutig festzustellen – nur mehr rund ein Drittel der 14- bis 19-Jährigen bekam im vergangenen Jahr die Pille verschrieben. Vor fünf Jahren lag dieser Wert noch bei stolzen44 Prozent.
Eindeutiger Abwärtstrend
„Wir sehen, dass die Verordnungen seit einigen Jahren kontinuierlich zurückgehen“, erläutert Tim Steinle, Chef der TK-Arzneimittelabteilung. Die Auswertung der TK zeigt: Besonders stark ist der Rückgang der Einnahme bei den 18- bis 19-Jährigen zu verzeichnen, also der Altersgruppe, die für gewöhnlich am häufigsten die Pille einnimmt. Bei den 18-Jährigen konnte festgestellt werden, dass im Jahr 2015 rund 67 Prozent die Pille zur Verhütung verwendeten, im Jahr 2020 griffen allerdings nur mehr 50 Prozent auf die Pille zurück. Ein ähnlicher Rückgang zeigte sich bei den 19-Jährigen: Der Anteil der Verschreibungen sank hierbei von 72 auf 53 Prozent. Dieser Abwärtstrend macht sich aber nicht nur in diesen Altersgruppen bemerkbar – auch generell geht die Zahl der Verordnungen kontinuierlich zurück. Bei der Auswertung wurden die Routinedaten der TK-Versicherten bis 19 Jahre beziehungsweise ab 2019 bis 21 Jahre miteinbezogen. Der Grund dafür ist, dass die Gesetzliche Krankenversicherung seit Frühjahr 2019 die Kosten für rezeptpflichtige Verhütungsmittel bis zum vollendeten 22. Lebensjahr übernimmt.
Neue Pillen-Generationen riskanter
Bei den neueren Antibabypillen spricht man auch von den Pillen der dritten und vierten Generation, die für ein besonders stark erhöhtes Thrombose-Risiko sorgen. Nach einer Studie der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) ist das Risiko für Thrombosen und Lungenembolien bei einigen neuen Pillen der dritten und vierten Generation eineinhalb bis zweimal so groß wie bei den älteren Pillen. Statistisch gesehen erkranken bei der Einnahme einer Pille aus der dritten und vierten Generation etwa neun bis zwölf von 10.000 Frauen pro Jahr an Embolien – bei Pillen der ersten und zweiten Generation sind es nur rund fünf bis sieben Frauen. Die Daten der Auswertung zeigen, dass der Anteil der Verschreibungen bei diesen Pillen zurückgegangen ist. Im Jahr 2020 griffen rund 47 Prozent der TK-versicherten Pillenanwenderinnen auf eine Pille dieser Generation zurück.
Was sind die Gründe?
Über die genauen Gründe für den eindeutigen Rückgang kann laut dem Chef der TK-Arzneimittelabteilung nur spekuliert werden. Steinle geht davon aus, dass die Aufmerksamkeit für das Thema mittlerweile viel höher ist, als noch vor ein paar Jahren der Fall. Möglich wäre auch, dass der Rückgang daher zu verzeichnen ist, weil in der Berichterstattung immer mehr das Thromboserisiko von Pillen der neueren Generation in den Fokus gerückt wird. Aus der Sicht von Steinle ist es besonders wichtig, dass junge Frauen gemeinsam mit ihrem behandelnden Arzt die Risiken besprechen und abwägen – und das nicht nur bei der Pille. Denn auch andere hormonelle Verhütungsmittel entfalten ihre empfängnisverhütende Wirkung mit den sogenannten Gestagenen der verschiedenen Generationen.
Was meinen Sie?