Jährlich sterben weltweit etwa 410.000 Menschen an Malaria. Bei 67 Prozent der Todesopfer handelt es sich um Kinder unter fünf Jahren. Auch wenn der Großteil der Krankheits- und Todesfälle durch Malaria in Afrika zu verzeichnen ist, besteht durch den Klimawandel-bedingten Temperaturanstieg die Gefahr, dass die hitzeliebende Anopheles-Mücke den Malaria-Erreger zukünftig auch in gemäßigteren Gebieten verbreitet. Die Entwicklung eines effektiven Impfstoffs gegen den Erreger der Malaria tropica, die für die meisten Todesfälle verantwortlich ist, gestaltet sich bisher als schwierig. Ein experimenteller Lebendimpfstoff soll laut einer in Nature veröffentlichten Studie nun Anlass zur Hoffnung geben.
Der Erreger und sein Weg in den Körper
Während wir zunächst nur einen kurzen Stich mit anschließendem Juckreiz verspüren, bahnen sich einzellige Parasiten, so genannte Plasmodien, in Form von Sichelkeimen (Sporozoiten), binnen 20 Minuten ihren Weg zur Leber. Dort nisten sie sich erstmal in den ansässigen Zellen ein. Nach nur wenigen Tagen beginnen sie sich schließlich ungeschlechtlich zu vermehren. Sie dringen in die Blutbahn ein, wo sie die roten Blutkörperchen befallen und erste Krankheitssymptome – wie zum Beispiel Fieberschübe – auslösen. Einen Anti-Malaria-Impfstoff zu entwickeln erwies sich bis dato als schwierig, da sich der Erreger in diesem Ausbreitungsprozess mehrmals verändert.
Impfstoffe: unterschiedliche Herangehensweisen
Ein zugelassenes Vakzin gegen Malaria gibt es somit bisher nicht. Pedro Alonso, Direktor des globalen Malariaprogramms der WHO (Weltgesundheitsorganisation), kritisiert, dass die Forschung dahingehend viel zu lange vernachlässigt wurde. Geforscht wird momentan an drei verschiedenen Vakzinen, die unterschiedliche Herangehensweisen verfolgen, um den Malaria-Erreger zu bekämpfen. Die bisher am weitesten entwickelten und erforschten Impfstoffe – RTS,S und R21 – enthalten Anteile des Oberflächenproteins der Sporozoiten, wodurch eine Immunreaktion im Körper verursacht wird. Leider kommt es hierbei nur zu einer begrenzten Schutzwirkung, die auch nach einiger Zeit wieder nachlässt. Die Zahl der Infektionen konnte mithilfe von RTS,S nur bis zu etwa 56 Prozent gesenkt werden. In der klinischen Phase-2-Studie von R21 konnte immerhin schon eine Schutzwirkung von bis zu 77 Prozent erzielt werden.
Jüngster Lebendimpfstoff verspricht besseren Schutz
Im Gegensatz dazu enthält der jüngste Impfstoff (PfSPZ) lebende Sporozoiten. In der klinischen Phase-2-Studie wurde festgestellt, dass die Impfung bis zu 87,5 Prozent schützt, wenn die Probanden mit dem gleichen Parasitenstamm erneut infiziert, und zu 77,8 Prozent, wenn sie mit einem anderen Stamm infiziert wurden. Einziges Manko hier: Mit der Verabreichung eines lebendigen Erregers geht auch das Risiko einer Infektion einher. Das bedeutet, dass die Gabe von Medikamenten unabdingbar wird, um die Parasiten entweder in der Leber abzutöten oder an der Vermehrung zu hindern.
Herausforderungen bei der Herstellung und Verteilung
Auch wenn die Ergebnisse der Studie vielversprechend sind, stellt zum Beispiel die Herstellung und Verteilung des Impfstoffes eine neue Herausforderung dar. Sanaria, ein US-Unternehmen aus Maryland, ist an der Herstellung beteiligt und hat bereits einen Weg gefunden, massenhaft Sporozoiten herzustellen. In Zukunft soll dies auch ohne Moskitos bewerkstelligt werden. Dass der Impfstoff bei sehr niedrigen Temperaturen gelagert werden muss, stellt gerade in ressourcenärmeren Gegenden ein weiteres Problem dar. Auch den zusätzlichen Einsatz von Medikamenten möchte man in Zukunft vermeiden und setzt daher darauf, den Erreger so zu schwächen, dass er abstirbt, ehe er sich weiter vermehren kann.
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