Arthrose, starkes Übergewicht, poröse Knochen – die Gründe für eingeschränkte Mobilität sind vielfältig und gehen mit zahlreichen gesundheitlichen Risiken einher. Forscher identifizierten nun allerdings ein spezielles Molekül, das zukünftig dazu beitragen könnte, bewegungsmangelbedingten Beschwerden effektiv entgegenzuwirken.
Metabolische Vorteile im Mausmodell untersucht
Im Rahmen eines Forschungsprojektes untersuchten Experten der Stanford School of Medicine entscheidende zelluläre und molekulare Mechanismen, die mit metabolischen Vorzügen beim Sport einhergehen. Im Zuge der Untersuchungen analysierten die Mediziner Blutplasmaverbindungen von Mäusen, welche sich zuvor intensiv am Laufband körperlich betätigten. Die Ergebnisse veranschaulichen, dass insbesondere eine modifizierte Aminosäure namens Lac-Phe von der physischen Aktivität beeinflusst wurde. Lac-Phe setzt sich größtenteils aus Laktat zusammen, einem Stoffwechselprodukt, das unter anderem für negative Begleiterscheinungen sportlicher Betätigung verantwortlich ist. Ein weiterer zentraler Bestandteil bildet Phenylalanin, eine Aminosäure, welche sich maßgeblich am Aufbau von Proteinen beteiligt.
Gewichtsabnahme und verbesserte Glukosetoleranz dank Lac-Phe
Die Forscher gelangten zu der Erkenntnis, dass eine hohe Dosis von Lac-Phe bei adipösen Tieren die Aufnahme zuvor konsumierter fettreicher Nahrungsmittel über einen Zeitraum von zwölf Stunden um etwa 50 Prozent unterdrückte. Weder die körperliche Betätigung noch der allgemeine Energieverbrauch wurden hierbei eingeschränkt. Bei jenen Mäusen, die über eine Periode von zehn Tagen Lac-Phe einnahmen, verringerte sich sowohl die Nahrungsaufnahme als auch das Körpergewicht. Darüber hinaus wiesen die Versuchstiere eine verbesserte Glukosetoleranz auf. Des Weiteren entschlüsselten die Wissenschaftler die Funktion eines Enzyms mit der Bezeichnung CNDP2, welches bei der Produktion von Lac-Phe eine wichtige Rolle spielt. Die Experten stellten fest, dass sich Trainingsprogramme bei Mäusen ohne CNDP2 als weniger effektiv erwiesen als bei Versuchstieren mit diesem Enzym.
Grundlage für potenzielles Medikament geschaffen
In medizinischen Kreisen herrscht allgemein Konsens darüber, dass regelmäßige physische Aktivität entscheidend zur Gewichtsreduktion beiträgt, den Appetit stimuliert und sich positiv auf den Stoffwechsel auswirkt. Ein fundiertes Verständnis darüber, wie körperliche Betätigung die Vorzüge dieses Mechanismus hervorruft, könnte vielen Personen zu einem gesünderen Lebensstil verhelfen. „Wir wollten verstehen, wie Bewegung auf molekularer Ebene funktioniert, um einige ihrer Vorteile nutzen zu können“, erläutert Studienautor Dr. Jonathan Long seine konkreten Forschungsziele. Der Mediziner strebt die Entwicklung eines Medikamentes an, welches metabolische Vorteile physischer Aktivität simuliert. Auf diese Art und Weise könnte bei Menschen mit eingeschränkter Mobilität das Risiko für Osteoporose, kardiovaskuläre Erkrankungen und weiteren Beschwerden, die mit Bewegungsmangel in Verbindung stehen, bedeutend verringert werden. Auch für Adipositaspatienten wäre es möglich, durch den medikamentös stimulierten Metabolismus entscheidende Fortschritte bei der Gewichtsabnahme zu erzielen.
Ergebnisse auch für Humanmedizin bedeutend
Die Forscher gehen davon aus, dass diese Ergebnisse auch für die Humanmedizin relevant sein könnten, denn bei Menschen konnte nach intensiver körperlicher Betätigung ebenso ein starker Anstieg des Lac-Phe-Plasmaspiegels beobachtet werden. Dem Forschungsteam zufolge sei insbesondere Sprint- Widerstands- und Ausdauertraining zur Steigerung der Lac-Phe-Konzentration geeignet. Im Rahmen zukünftiger Forschungen planen die Experten zu ergründen, wie genau Lac-Phe seine Wirkung im Gehirn konkret entfaltet, um Grundlagen für therapeutische Interventionen zu schaffen.
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