Schon länger ist die Rede davon, dass handwerkliche Arbeit das Leben verkürzen könnte. Gegner dieser These trösteten sich bisher mit dem Gedanken, dass derartige Tätigkeiten zu besserer körperlicher Fitness führen. Jetzt fanden dänische Wissenschaftler jedoch die ernüchternde Wahrheit heraus: Körperliche Arbeit wirkt sich negativ auf die Lebenserwartung aus, da sich dadurch sowohl die Sterberate als auch das Risiko für kardiovaskuläre Krankheiten deutlich dadurch erhöhen kann.
Das geht aufs Kreuz
Spermüllentsorger, Möbelpacker, Rettungssanitäter und Krankenpfleger – das alles sind Berufe, die hohe körperliche Anstrengungen mit sich bringen. Wird obendrein die falsche Technik beim Heben und Schleppen angewendet, entsteht eine einseitige Belastung. Rücken- oder Gelenksschmerzen sind nur einige wenige Beispiele für die zahlreichen Erkrankungen, die mit körperlicher Arbeit einhergehen können. Was zunächst noch wie zusätzliches Fitnesstraining erscheint, wirkt sich jedoch zusehends negativ auf die körperliche Gesundheit aus. Zu diesem Ergebnis kam auch die aktuelle Studie.
Studie dauerte ein ganzes Jahrzehnt
Für die Beobachtungsstudie, die im European Heart Journal veröffentlicht wurde, wurden insgesamt 104.046 Männer und Frauen zwischen 20 und 100 Jahren befragt. Bei der Auswahl handelte es sich um Personen, die bereits zwischen 2003 und 2014 an einer dänischen Bevölkerungsumfrage teilgenommen hatten. Dabei wurden hauptsächlich Fragen zu den Aktivitäten in Freizeit und während der Arbeitszeit gestellt. Danach wurden die Studienteilnehmer anhand ihres Bewegungsgrades sowohl in der Freizeit als auch in der Arbeitszeit mit niedrig, moderat, hoch oder sehr hoch eingestuft. Danach folgte eine mediane Nachbeobachtungszeit von 10 Jahren. Bei der Analyse der Daten wurden weitere Faktoren berücksichtigt, sodass die Ergebnisse nicht durch Lebensstil, Gesundheitszustand oder sozialen bzw. wirtschaftlichen Status verfälscht werden können.
Besonders anstrengende Arbeiten schädigen die Gesundheit
Das Forscherteam des „National Research Centres for the Working Environment“ in Kopenhagen hat dazu die entstandene Belastung durch körperliche Arbeit auf die Gesundheit mit der von Freizeitsport gegenübergestellt. Dabei bestätigte sich nicht nur die Vermutung, dass anstrengende Arbeiten keinen ausreichenden Effekt auf die Fitness haben: Körperliche Arbeit schade sogar der Gesundheit, während sich Freizeitsport äußerst positiv auf den Organismus auswirke. Die Sterberate bei hoher körperlicher Belastung im Beruf steigt dabei um 13 Prozent, bei sehr hoher Belastung sogar um 27 Prozent.
Häufigkeit von Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt
Auch die Häufigkeit von kardiovaskulären Erkrankungen, wie beispielsweise Herzinfarkt und Bluthochdruck, steige bei hoher körperlicher Belastung im Beruf um 15 Prozent im Vergleich mit niedriger Belastung. Bei sehr hoher körperlicher Anstrengung zeigte sich sogar eine Steigerung um satte 35 Prozent. „Viele Menschen mit manuellen Jobs glauben, dass sie durch ihre körperliche Aktivität bei der Arbeit fit und gesund werden und sich daher entspannen können, wenn sie nach Hause kommen. Leider legen unsere Ergebnisse nahe, dass dies nicht der Fall ist“, meint Studienautor Prof. Andreas Holtermann in Hinblick auf die Ergebnisse. Vermutlich deswegen „fühlen sich die Menschen nach 10.000 Schritten beim Reinigen oder sieben Stunden Stehen in einer Produktionslinie müde“, so Holtermann.
Nicht jede Bewegung gesund
Bewegung ist nicht immer gleich Bewegung. Das soll die Studie weiter verdeutlichen. Während sich manche körperlichen Bewegungen bei der Arbeit mit zunehmender Intensität negativ auf die Gesundheit der Arbeitnehmer auswirken können, ist das bei sportlichen Freizeitaktivitäten genau umgekehrt der Fall. Laut der Studie senke Freizeitsport das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um bis zu 23 Prozent und verringere damit das Sterberisiko um bis zu 41 Prozent. Die genauen Gründe wurden in der Studie hingegen nicht eruiert.
Hebende Tätigkeiten führen zu Bluthochdruck
Bewegungsmuffeln, aber auch hart arbeitenden Menschen wird aufgrund der Ergebnisse dringend angeraten die täglichen Sport- oder Fitnesseinheiten einzuhalten, um negative Effekte auf die Gesundheit zu vermeiden: „Ein flotter 30-minütiger Spaziergang wird Ihrer Gesundheit zugutekommen, indem Sie Ihre Herzfrequenz erhöhen und Ihre kardiorespiratorische Fitness verbessern, während Arbeiten die Herzfrequenz nicht ausreichend erhöht, um die Fitness zu verbessern“, betont Holtermann. „Darüber hinaus erhöht eine Arbeit, bei der mehrere Stunden am Tag gehoben wird, den Blutdruck für viele Stunden, was mit dem Risiko von Herzerkrankungen verbunden ist, während kurze Ausbrüche intensiver körperlicher Aktivität in der Freizeit den Blutdruck nur kurzzeitig erhöhen.“
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