Ausdauersport fördert nicht nur das Immunsystem und baut Stress ab. Er kann Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Arteriosklerose und Diabetes entgegenwirken – und hat zudem auch positive Auswirkungen auf Muskeln, Nieren, Knochen, Verdauung, Gehirn und Energiestoffwechsel. Doch wie sieht es in Kombination mit einer gesunden Ernährung aus? Der Frage, ob dieser Effekt sogar noch maximiert wird, sind nun amerikanische Forscher in einer neuen Langzeitstudie nachgegangen.
Tödliches Quartett
Etwa jeder vierte Deutsche ist von einem metabolischen Syndrom betroffen. Dabei besteht das „tödliche Quartett“ aus den vier Erkrankungen Adipositas, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und Diabetes mellitus. In Folge können Herzkrankheiten und Schlaganfälle auftreten, die mitunter sogar tödlich verlaufen. Zwar sind die positiven Auswirkungen von Sport und gesunder Ernährung schon lange bekannt, ein genauer Zusammenhang zwischen den beiden wurde bisher aber noch nicht eruiert.
Richtlinien nicht eindeutig
Ebenfalls für Forschungsbedarf sorgten zwei bestehende Richtlinien, was die Einhaltung von einem gesunden Lebensstil angeht. Einerseits empfiehlt das amerikanische Gesundheitsministerium seit 2018 pro Woche mindestens 150 Minuten mäßigen oder 75 Minuten intensiven Sport zu betreiben. Andererseits enthalten die aktualisierten Ernährungsrichtlinien des gleichen Ministeriums aus diesem Jahr einige Vorschläge für gesunde Ernährungsgewohnheiten, Ernährungsziele und Ernährungsgrenzen. Unklar war, ob es notwendig ist beide Richtlinien für eine möglichst optimale kardiometabolische Gesundheit einzuhalten, oder eben nur eine von beiden.
Sport ist nicht Mord
Ein großer Vorteil für die Forschenden war die langjährige Aufzeichnung von Daten durch die Framing Heart Studie, die bereits vor mehr als 70 Jahren ihren Anfang nahm. So konnten insgesamt 2.379 Erwachsene ab 18 Jahren erfolgreich ausgewertet werden. Das Ergebnis: Teilnehmer, die beide Richtlinien einhielten, hatten besonders im hohen Alter am wenigsten Beschwerden. „Mediziner könnten diese Erkenntnisse nutzen, um die Vorteile einer gesunden Ernährung und eines regelmäßigen Trainingsplans für ihre Patienten weiter zu fördern und hervorzuheben, um die Entwicklung zahlreicher chronischer Erkrankungen im gegenwärtigen und späteren Leben zu vermeiden“, ergänzt dazu Studienautorin Vanessa Xanthakis.
Der frühe Vogel fängt den Wurm
Dabei gilt: Je früher diese Richtlinien befolgt werden, desto besser. Denn über die Jahre können sonst Erkrankungen auftreten, die das Risiko für schwere Krankheiten erhöhen: „Je früher Menschen diese Änderungen ihres Lebensstils vornehmen, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie später im Leben ihr Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen senken“, bestätigt auch Xanthakis. Bei den ausgewerteten Daten zeigte sich ebenfalls das gleiche Bild. Vor allem Teilnehmer, die beide Richtlinien einhielten, hatten eine um 65 Prozent geringere Wahrscheinlichkeit an einem metabolischen Syndrom zu erkranken.
Ganz oder gar nicht?
Am schlechtesten schneidet noch immer die Personengruppe ab, die sich ungesund ernährt und keinen Sport betreibt. Bei der Gruppe, die sich nur an die Ernährungsrichtlinien hielt, konnte immerhin eine um 33 Prozent geringere Wahrscheinlichkeit für das metabolische Syndrom festgestellt werden. Körperliche Aktivität allein dürfte einen noch besseren Einfluss auf die Gesundheit haben, da diese Gruppe sogar eine um 51 Prozent geringere Wahrscheinlichkeit für eine derartige Erkrankung aufwies. Das liege vermutlich an der gesteigerten Selbstdisziplin, die mit Sport einhergeht: „Teilnehmer, die die Richtlinien für körperliche Aktivität erfüllten, hatten ein zunehmend geringeres Risiko für kardiometabolische Erkrankungen, da sie die Richtlinien für die Ernährung besser einhielten“, stellt dazu Xanthakis weiter fest.
Weitere Forschung notwendig
Da jedoch die Gruppe der Studienteilnehmer aus weißen Erwachsenen bestand, muss bezweifelt werden, ob die Ergebnisse auf Personen anderer ethnischer Gruppen übertragen werden kann. Denn je nach Ethnie gibt es Unterschiede sowohl in Hinsicht auf die Zugangsmöglichkeiten zu medizinischer Versorgung als auch teils Unterschiede in der Genetik und der daraus resultierenden medizinischen Behandlung. Mittlerweile existieren etwa einige Medikamente, die speziell für die afroamerikanische Bevölkerung hergestellt werden, wie beispielsweise Arzneien gegen Herzinsuffizienz. Deswegen sind laut den Forschern zusätzliche Studien mit multiethnischen Teilnehmerstichproben erforderlich, um gezielte Ergebnisse für die einzelnen ethnischen Gruppen vorlegen zu können.
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