Etwa zwei Drittel der Frauen färben sich zumindest gelegentlich die Haare. Was auf den ersten Blick nach harmloser Schönheitspflege klingt, geht bei näherer Betrachtung mit gesundheitlichen Risiken einher. Eine aktuelle Untersuchung deckt auf, dass mehrere Inhaltsstoffe in Haarfärbemitteln schwerwiegende Kontaktallergien verursachen können.
Chemische Inhaltsstoffe als Gesundheitsrisiko
Viele Haarkosmetikprodukte werben mit langanhaltender, glänzender Farbe. Der gewünschte Effekt hat allerdings auch seinen Preis: Zahlreiche Haarfärbemittel beinhalten starke chemische Substanzen wie Konservierungsstoffe, Stabilisatoren und Oxidationsmittel, die bei manchen Menschen allergische Reaktionen hervorrufen. „Friseure haben oft eine Handdermatitis, Konsumenten können auch eine schwere Dermatitis der Kopfhaut oder im Gesicht entwickeln“, berichtet das Forschungsteam unter der Leitung von Wolfgang Uter, Epidemiologe der Universität Erlangen-Nürnberg.
Konkrete Ursache für Hautbeschwerden erforscht
Im Rahmen eines Forschungsprojektes setzten sich die Fachleute zum Ziel, die häufigsten Ursachen für diese Beschwerden herauszufinden. Im Zuge dessen untersuchten die Experten die Resultate von sogenannten Haut-Patch-Tests, bei denen ein bestimmtes Kosmetikprodukt in geringer Menge auf einen Teil der Haut aufgetragen wird. Dadurch kann ermittelt werden, ob die Substanz allergische Reaktionen verursacht. Darüber hinaus berücksichtigten die Experten klinische Informationen von weiblichen Personen, die im beruflichen Kontext oder als Konsumentin mit Haarfärbemitteln in Kontakt kommen. Diese Angaben wurden vom Informationsverbund der Hautkliniken im Zeitraum von 2013 bis 2020 erfasst.
Häufige Allergieauslöser identifiziert
Bei der Evaluierung der Daten stellte sich heraus, dass 84 Prozent der 920 Friseurinnen mit einem Durchschnittsalter von 28 Jahren Entzündungen an den Händen aufweisen. Des Weiteren entwickelten 72 Prozent der 2.321 Konsumentinnen mit einem Durchschnittsalter von 49 Jahren eine Kontaktdermatitis im Gesicht oder am Kopf. In den meisten Fällen waren die Beschwerden auf P-Phenylendiamin (PPD) zurückzuführen – eine chemische Verbindung, die dafür sorgt, dass sich die neue Farbe dauerhaft in der Haarstruktur festsetzt. Komplikationen können jedoch auch durch die Substanz Toluen-2,5-Diamin hervorgerufen werden, die in Haarfärbemitteln eine ähnliche Funktion wie PPD erfüllt. Bei Friseurinnen verursachten zudem Glyceryl-Thioglycolat und Ammonium-Persulfat vermehrt allergische Reaktionen. Während Glyceryl-Thioglycolat zur Veränderung der chemischen Haarstruktur verwendet wird, kommt Ammonium-Persulfat bei der Aufhellung oder Bleichung der Haare zum Einsatz.
Kontaktallergien auf dem Vormarsch
Kontaktallergien treten immer häufiger auf: Schätzungen zufolge sind 20 Prozent der europäischen Bevölkerung von einer derartigen Allergie gegen mindestens eine Substanz betroffen. Um Komplikationen zu verhindern, ist es ratsam, den Allergieauslöser im Alltag weitestgehend zu vermeiden. Dies gilt auch für Haarfärbemittel, die bei Friseuren und Konsumenten zu den häufigsten Allergieauslösern zählen. Besonders problematisch seien dem Forschungsteam zufolge sogenannte Kreuzallergien, bei denen Personen, die bereits gegen eine bestimmte Substanz allergisch sind, auch allergische Reaktionen bei ähnlichen Materialien zeigen.
Effektive Kontrollsysteme geplant
Um die Verwendung von Haarfärbemitteln sowohl für Friseure als auch für Konsumenten sicherer zu gestalten, setzt sich der Informationsverbund Dermatologischer Kliniken für effektivere Überwachungssysteme ein, die potenzielle Allergieauslöser zukünftig zeitgerecht identifizieren sollen. Der Verbund plant, anonymisierte Daten von Patienten auszuwerten, um daraus relevante Informationen über die Verbreitung von Kontaktallergien zu entnehmen. Durch diese Strategie sei es möglich, geeignete Präventionsmaßnahmen schneller zu implementieren.
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