Krebserkrankungen sind für Betroffene oft hart und langwierig. Doch dank neuer Behandlungsmethoden und besserer Früherkennung sind die Überlebenschancen nach einer Diagnose heute besser denn je. Eine weiterhin bestehende Hürde sind resistente Krebszellen. Auch hier bringt die Forschung aber nun neue Hoffnung.
Tumorproteine verhindern erfolgreiche Chemotherapie
Bei einer Chemotherapie werden den Betroffenen Cytostatika verabreicht, die die Zellteilung hemmen. Da Tumore eine sehr hohe Zellteilungsrate haben, schlagen Cytostatika bei ihnen besonders gut an. Sie sind auch deshalb so wertvoll in der Krebstherapie, da sie generalisiert wirken, also bei vielen verschiedenen Krebsarten einsetzbar sind. Manchmal entwickeln die Krebszellen jedoch eine Resistenz, sodass die aggressive Therapie bei ihnen keinerlei Wirkung mehr zeigt. Die Tumore besitzen dann bestimmte Proteine, sogenannte Multidrug-resistant-Proteine (MRP), die die Cytostatika aus ihren Zellen heraustransportieren und deren Wirkung verhindern.
In einer Pressemitteilung gaben Forschende der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und der Universität Greifswald nun bekannt, dass sie einen Stoff entwickelt haben, der gegen diese Resistenzen vorgeht. Der neue Wirkstoff hemmt eines der Transportproteine, das MRP4. „Es spielt besonders bei Leukämie eine Rolle“, sagt Prof. Dr. Christoph Ritter vom Institut für Pharmazie der Universität Greifswald. Mit diesem Hemmstoff wird verhindert, dass die Cytostatika aus den Tumorzellen befördert werden. In Wirksamkeitsstudien zeigten sich dabei gleich zwei positive Effekte: Nicht nur die Chemotherapie schlug wieder an, sondern auch der Transport krebsfördernder Botenstoffe wurde durch den Hemmstoff unterbunden.
Krebstherapie wird individuell angepasst
Sollte der Wirkstoff auch die weiteren notwendigen Tests bestehen, so könnte er in Zukunft als Unterstützung der Chemotherapie zum Einsatz kommen – jedoch nur bei Personen, die Tumore mit dem Transportprotein MRP4 aufweisen. Um dies zu bestimmen, ist eine Voruntersuchung notwendig. Diese gehört inzwischen allerdings sowieso zum Standard der Krebsbehandlung, um Krebsart und -eigenschaften zu bestimmen. „Insbesondere in der Krebstherapie wird vermehrt auf individualisierte Medizin gesetzt“, sagt der Pharmazeut und Co-Autor der Studie Prof. Dr. Andreas Hilgeroth von der MLU. Die Behandlung soll also genau auf die vorliegende Krebsart abgestimmt werden. Jedes Transportprotein bekommt seinen eigenen Hemmstoff.
Zunächst muss der Wirkstoff noch einige präklinische Tests durchlaufen, um die Spezifität der Wirkung zu bestimmen. Je spezifischer der Stoff das MRP4 hemmt, desto weniger Nebenwirkungen sind zu erwarten. Verläuft die präklinische Phase erfolgreich, folgt eine mehrjährige klinische Phase, in der die Wirksamkeit der Substanz an Patienten überprüft wird.
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