Home Office und wenig Bewegungsmöglichkeiten durch vorherrschende Corona-Schutzmaßnahmen haben enorme Auswirkungen mit sich gebracht – und das vor allem im negativen Sinne. Eine kürzlich veröffentlichte Studie der DKV und der Sporthochschule Köln hat gezeigt, dass die Deutschen derzeit so träge sind wie noch nie zuvor – ein Negativrekordwert, der aufhorchen lässt.
Negative Trendwende
Die repräsentative Befragung fand bereits zum sechsten Mal statt und untersuchte das Gesundheits- und Bewegungsverhalten von rund 2.800 Deutschen. Das zentrale Ergebnis: Die Deutschen treiben zu wenig Sport und leiden unter zu viel Stress. Wir verbringen also zu viel Zeit im Sitzen, werden immer träger und können auch Stress nicht mehr ausreichend entgegenwirken. Bei der Studie kam man außerdem zu der Erkenntnis, dass nur noch jeder neunte Bürger in Deutschland einen „rundum gesunden“ Lebensstil pflegt, mit Blick auf Ernährung, körperliche Aktivität, Stress, Alkohol und Rauchen. 11 Prozent stuft die Befragung als „Minimalisten“ ein, die nur 150 bis 300 Minuten pro Woche körperlich aktiv sind. Fast jeder fünfte Deutsche – insgesamt 19 Prozent – unterschreitet diese 150 Minuten sogar. Besonders mit Sorge betrachtet Studienleiter Froböse die inaktive Gruppe – „Die machen nix“, unterstreicht er. Er spricht dabei von einem Tiefpunkt, der Spuren hinterlassen werde.
Macht Home Office krank?
Schuld an den negativen Entwicklungen auf den Lebensstil der Deutschen hat vor allem die Corona-Pandemie und die damit einhergehende Verlagerung der Arbeit nach Zuhause, wodurch die Menschen sich (noch) weniger bewegen mussten. Sport kam in der Pandemie viel zu kurz, es gab zwar den Trend des Spazierengehens, bei diesem handelte es sich wohl aber nur um eine kurzweilige Erscheinung – noch nie wurde so viel gesessen wie in diesem Jahr. Besonders bei jungen Menschen sei das Ergebnis alarmierend: Diese sitzen mittlerweile durchschnittlich 10,5 Stunden pro Werktag, vor allem durch die Arbeit am Computer. Froböse spricht davon, dass auch eine Stunde Sport am Abend den inaktiven Arbeitstag nicht ausgleichen kann. Stattdessen sollte man vielmehr versuchen zwischendurch mehr aufzustehen und beispielsweise Telefonate im Stehen zu führen oder Meetings auch mal im Gehen oder Stehen abzuhalten. Andernfalls besteht die Gefahr Diabetes und Krankheiten am Bewegungsapparat zu entwickeln.
Deutsche im Dauerstress
Doch nicht nur das Bewegungsverhalten hat sich drastisch verschlechtert, auch das Stresslevel der Deutschen ist laut der neuen Studie stark angestiegen: Rund 60 Prozent gaben an sich gestresst zu fühlen und einfach keine Strategien zu finden, um dem Stress entgegenzuwirken. In der letzten Befragung vor drei Jahren gelang es zumindest noch 57 Prozent Stress abzubauen und sein eigenes Stressniveau in der Waage zu halten. Im Vergleich zu Männern seien Frauen noch gestresster, was vor allem mit der Doppelbelastung durch zusätzliche Kinderbetreuung und Homeschooling zusammenhängt. Die Mehrheit schaffe es einfach nicht mehr ihre Akkus wieder aufzuladen, so Froböse. Der Studienleiter warnt, dass das Stressniveau nie höher war, und fordert neben den Arbeitsgebern und Krankenversicherern auch die Bundesregierung auf dieser Entwicklung entgegenzuwirken und neue Anti-Stress-Strategien sowie New-Work-Konzepte zu etablieren. Außerdem richtet sich Froböse an jeden Einzelnen: „Der Mensch ist für sich selbst verantwortlich und muss achtsam mit sich umgehen“, konkludiert er.
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