Bereits vor fünf Jahren scheint Forschern an der Universität Basel ein Durchbruch gelungen zu sein: Sie haben Zellen im Immunsystem gefunden, die dazu imstande sind eine breite Palette an Krebszellen zu besiegen. Damit könnte die erst kürzlich etablierte Immuntherapie noch effektiver eingesetzt werden.
Frühe Diagnose rettet Leben
Besonders bei Krebserkrankungen spielt eine frühzeitige Diagnose und Therapie eine bedeutsame Rolle. Je später diese erfolgen, desto höher die Chance, dass sich der Krebs bereits auf das Lymphsystem und andere Organe ausgebreitet hat. Die bekannten Behandlungsansätze Strahlen- und Chemotherapie bieten unterschiedliche Erfolgsaussichten. Diese sind unter Anderem abhängig von der jeweiligen Krebsart. In Kombination mit Immuntherapien kann die Chance auf Heilung jedoch verbessert oder zumindest die Stabilisierung des Zustandes des Patienten erreicht werden. Dazu muss die Therapie jedoch individuell auf jeden Patienten eingestellt werden: Immunzellen werden aus dem Blut der Patienten isoliert, vermehrt und aufbereitet, um sie ihnen anschließend wieder zu verabreichen.
Immunzellen spüren Krebs zuverlässig auf
Die Forschungsgruppe an der Universität Basel forschte eigentlich an einer bestimmten Population von Immunzellen, die dafür zuständig sind, bakteriell infizierte Zellen zu eliminieren. Beim Experimentieren zeigte sich aber auch eine weitere Funktion dieser speziellen T-Zellen: Sie erkannten Tumore und konnten diese erfolgreich bekämpfen. Mithilfe von spezifischen Fühlern, sogenannten Rezeptoren, erkennen sie ein spezielles Eiweißmolekül, das besonders bei entarteten Zellen vermehrt vorkommt.
Diese krebsbekämpfenden Zellen, auch MR1T-Zellen genannt, sind unter anderem in der Lage auch die Konzentration an Eiweiß zu erkennen, die auf der Oberfläche von Zellen vorhanden ist. MR1 ist dabei als natürlich vorkommendes Eiweiß in unseren Körperzellen vorhanden. Bei gesunden Zellen tritt davon nur wenig an die Oberfläche. Bei Krebszellen ist es jedoch umgekehrt: Neben Stoffwechselprodukten erscheinen große Mengen von dem Eiweiß auf der Zelle, was MR1T-Zellen wiederum erkennen können.
Universell einsetzbar
Der große Vorteil an dieser Methode: MR1 ist in allen Krebszellen vorhanden, es benötigt nur maßgeschneiderte MR1T-Zellen für eine Vielzahl verschiedener Krebsarten. Dazu werden T-Zellen von gesunden Spendern entnommen und im Labor angepasst. In Flüssigstickstoff sind diese auch über längere Zeit einsatzfähig. Diese vorgefertigten Immuntherapien lassen sich dann für unterschiedliche Krebsarten einsetzen, beispielsweise Brust-, Lungen- und Darmkrebs. Der Arzt müsse dazu nur noch in einer Tabelle nachsehen, welche Therapie die passende für die Krebserkrankung sei. Das spart natürlich einiges an Zeit im Unterschied zur derzeitigen Methode.
Wie genau MR1-T Zellen gegen Krebszellen vorgehen, ist aber nach wie vor nicht gänzlich erforscht. Auch gibt es sonst noch einige Forschungslücken, die für die Marktreife noch geschlossen werden müssen. Dafür wurde nun in Basel ein Start-up gegründet, das sich diesem Zweck widmen soll. Ein amerikanischer Investor unterstützt dieses Vorhaben sogar mit 30 Millionen US-Dollar. Damit soll die Idee, Krebs mit universellen und gebrauchsfertigen T-Zelltherapien zu besiegen, bald Realität werden.
Übersicht über Behandlungsmöglichkeiten
Nach heutigem Stand der Wissenschaft wird Krebs mit unterschiedlichen Therapieansätzen behandelt. Je nach Krebsart stehen dafür Strahlentherapie, Chemotherapie, Tumoroperationen, Antikörpertherapien und andere medikamentöse Behandlungen zur Verfügung. Auch Kombinationen aus verschiedenen Verfahren werden angeboten, um eine möglichst gute Heilungschance zu erzielen.
- Krebsoperationen: Werden nur angewendet, wenn der Tumor bei seiner Entdeckung noch nicht gestreut hat, also andere Bereiche noch nicht betroffen sind. Häufig handelt es sich dabei um Melanome (schwarzer Hautkrebs), Brustkrebs und Prostatakrebs, die mit einem chirurgischen Eingriff entfernt werden.
- Chemotherapien: Über eine Infusion wird ein Medikament direkt in die Blutbahn des Patienten injiziert. Dabei wird das Erbgut der Zellen stark geschädigt und letztendlich abgetötet. Krebszellen vermehren sich häufiger als normales Gewebe, sodass Chemotherapeutika hier erfolgreich ansetzen können. Da dabei jedoch auch gesunde Zellen absterben, sind die Nebenwirkungen allerdings zahlreich. Es kann unter Anderem zu Durchfall, Übelkeit, Haarausfall und trockener schuppender Haut kommen.
- Strahlentherapie: Durch hochenergetische Strahlen wird gezielt Tumorgewebe abgetötet, indem das Erbgut der Krebszellen stark beschädigt wird. Diese Vorgehensweise eignet sich vor allem für Tumore innerhalb des Körpers, die nicht chirurgisch entfernt werden können. Auch wird sie nach bereits erfolgter Operation angewendet, um eine neuerliche Ausbreitung restlicher Krebszellen zu verhindern.
- Immunonkologie: Als indirekte Krebstherapie setzt diese Therapieform auf eine Verstärkung des körpereigenen Immunsystems. Mittels Impfungen werden Strukturen von Tumorzellen in den Kreislauf eingebracht, die der Körper erkennt und anschließend die passenden Immunzellen dagegen aktiviert. Auch die Antikörpertherapie verfolgt einen ähnlichen Ansatz: Hierbei werden die bereits aktivierten Antikörper von außen über ein Medikament zugeführt. Beide Therapien werden jedoch ergänzend zu Strahlen- und Chemotherapie eingesetzt, da sie alleine zu schwach wären, um die Krebserkrankung effektiv zu bekämpfen. Sie helfen jedoch in Kombination bisher schwer besiegbare Krebsarten leichter therapieren zu können.
fred-deutscher
26.01.2021 10:02Sehr irreführend. Die T-Zellen müssen die Zellen nicht nur erkennen können, sondern erst mal zu ihnen gelangen. T-Zellen sind im Blut, ein direkter Kontakt zu den Krebszellen besteht kaum. Daher ist die Car-T-Zelltherapie aktuell vor allem bei Blutkrebs hilfreich. Bei soliden Tumoren hingegen ist sie aktuell kaum einsetzbar. Die Aussage, das es quasi gegen jeden Krebs hilft, ist so falsch und weckt gerade bei Betroffenen völlig falsche Hoffnungen.