Seit Beginn der Coronakrise wird viel Hoffnung auf die Entwicklung eines Impfstoffs gesetzt, um die Verbreitung des Virus schnellstmöglich einzudämmen. Ein solcher Impfstoff wird teilweise bereits für Ende dieses Jahres in Aussicht gestellt. Doch können wir wirklich mit einer Art „Super-Impfstoff“ rechnen, welcher alle Geimpften effektiv schützt?
Impfstoffentwicklung gestaltet sich schwierig
In einem Interview mit der Tagesschau dämpfte Oliver Keppler, Vorstand des Max von Pettenkofer-Instituts an der Ludwig-Maximilians-Universität München und Inhaber des dortigen Lehrstuhls für Virologie, die Hoffnungen auf einen hocheffektiven und sicheren Impfstoff gegen das Coronavirus, dessen Entwicklung vielleicht sogar Jahrzehnte in Anspruch nehmen könnte.
Misserfolge in Impfstoffentwicklung der letzten 30 Jahre
Basierend auf der Suche nach Impfstoffen gegen andere pandemische Infektionskrankheiten in den letzten 30 Jahren, wie HIV, Dengue-Fieber, Tuberkulose oder Malaria, in welcher sich bisher noch keine Erfolge verzeichnen ließen, mahnt der Virologe zu gemäßigter Euphorie in Bezug auf einen Impfstoff im Kampf gegen das Coronavirus. Zwar ist es gelungen, eine Influenza-Impfung zu entwickeln, diese sei aber nicht hocheffektiv und verlange aufgrund der Mutation des Virus eine jährliche Neuimpfung.
Warum ist ein „Super-Impfstoff“ utopisch?
Der Virologe glaubt nicht daran, dass wirklich DIE Covid-19-Impfung entwickelt werden könne, da diese
- alle Geimpften schützen müsse,
- keine schwereren Nebenwirkungen für alle Bevölkerungsgruppen haben dürfe,
- und skalierbar, also schnell in großen Mengen herstellbar sein solle,
zumal es Keppler für möglich hält, dass der Impfstoff jedes Jahr an Genmutationen des Virus angepasst werden müsste.
Wie uns eine Impfung schützt:
Stattdessen Hoffnung auf Teilerfolge
Anstatt auf einen „Super-Impfstoff“ zu setzen denkt Keppler an Teilimmunität, dass „also vielleicht die ganz schweren Infektionen wegfallen oder dass manche Menschen vielleicht ganz geschützt sein werden, andere nicht.“ Außerdem weist er auf die wichtige Rolle hin, welche die Weiterentwicklung effektiver antiviraler Medikamente in der Pandemie-Bekämpfung spiele.
Zusammenarbeit von Wissenschaft und Politik essentiell
Auch wenn noch vieles offen bleibt vertraut der Virologe in der Coronakrise auf die Medizin sowie auf eine ausgeprägte Kooperation von Wissenschaft und Politik. Zudem wird weiterhin viel Hoffnung im Beibehalten der Abstandsmaßnahmen und in der Corona-App gesehen sowie die Superspreader-Theorie weiterverfolgt und auf die Mutation des Virus hin zu einem schwächeren Krankheitsverlauf spekuliert.
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