Das ganze Land spricht gerade über die Impfstoffe gegen Covid-19 – wie gut schützen sie, wann ist wer dran, wie viele Geimpfte braucht es für die Herdenimmunität. Doch diese Aufmerksamkeit käme auch einer anderen Impfung zugute: Der HPV-Impfung. Sie schützt vor der Infektion mit mehreren Typen der humanen Papillomviren (HPV), die unter anderem Gebärmutterhalskrebs auslösen können. Doch obwohl es die Möglichkeit der Impfung schon seit vielen Jahren gibt, ist Deutschland von der Herdenimmunität hier noch weit entfernt.
Impfen gegen Krebs: Zu schön, um wahr zu sein?
Da die Folgen einer Ansteckung mit HPV nicht unmittelbar spürbar sind, wie es bei einer Infektion mit dem Coronavirus der Fall ist, bleibt die Bedrohung durch HPV für viele zu abstrakt, sodass die Impfung vernachlässigt wird. „Vielen ist nicht bewusst, dass mit der HPV-Impfung Kinder und Jugendliche heute schon vor vermeidbaren Krebserkrankungen im Erwachsenenalter geschützt werden können“, sagt Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe. Zum HPV Awareness Day am 4. März rufen die Deutsche Krebshilfe und das Deutsche Krebsforschungszentrum daher zur Impfung auf.
Viele Infektionen wären vermeidbar
Allein in Deutschland erkranken jährlich etwa 7.700 Menschen an HPV-bedingten Krebsarten, wovon Gebärmutterhalskrebs den größten Teil ausmacht. Was viele nicht wissen: Auch bei Männern kann eine Infektion mit HPV zu ernsthaften Erkrankungen führen, beispielsweise zu Krebs im Mund- oder Rachenraum, im Darmausgang und oder Genitalbereich. Übertragen werden die HP-Viren oft schon beim ersten Sexualkontakt, wobei auch Kondome das Risiko einer Infektion nur um 50% reduzieren. Laut Robert-Koch-Institut sind ca. 40% der Frauen im Alter von 20-25 Jahren mit HPV infiziert, im Laufe des Lebens infizieren sich sogar etwa 80% der sexuell aktiven Frauen mindestens einmal mit HPV. Damit zählen die HP-Viren zu den häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen.
Deutschland kann nicht mithalten
Im internationalen Vergleich schneidet Deutschland mit seiner Impfquote schlecht ab: Gerade einmal 43% der 15-jährigen Mädchen haben die schützenden Injektionen erhalten. Für einen flächendeckenden Schutz, wie er ja auch gegen das Coronavirus angestrebt wird, müssten allerdings mindestens 70% vollständig geimpft sein. In Ländern wie Australien oder Schweden, wo Schulimpfprogramme großen Erfolg brachten, liegt die Impfquote deutlich höher.
Was aber auch in anderen Ländern oft vergessen wird, ist die Rolle der Männer bei dem Ganzen – sie können schließlich nicht nur erkranken, sondern fungieren in erster Linie als Überträger der Infektion. Die ständige Impfkommission empfiehlt die HPV-Impfung daher für Mädchen und Jungen zwischen 9 und 14 Jahren. Bis zum 17. Lebensjahr können die Impfungen nachgeholt werden.
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