Covid-19 ist eine bisweilen mysteriöse Krankheit, die bei vielen Infizierten unterschiedliche und vielfältige Symptome auslösen kann. Oder auch gar keine, da sie bei vielen Angesteckten komplett symptomlos verläuft. Besonders bei stärker Erkrankten ist jedoch fraglich, welche Schäden an ihrem Körper akut sind, und welche chronisch werden könnten.
Die Symptome variieren
Das neue Coronavirus resultiert aus einer Ansteckung mit SARS-CoV-2 und verschafft sich über sogenannte ACE2-Rezeptoren Eintritt in unseren Körper um gesunde Zellen anzugreifen, was zu einer starken Reaktion des Immunsystems führt.
Es gibt eine recht umfangreiche Liste an verschiedenen Symptomen, die auf eine Infektion mit dem Virus hindeuten können. Dazu zählen laut der US-amerikanischen CDC (Centers for Disease Control and Prevention):
- Fieber oder Schüttelfrost
- Husten
- Schwierigkeiten beim Atmen
- Erschöpfung
- Muskel- oder Körperschmerzen
- Kopfschmerzen
- Verlust von Geruchs- oder Geschmackssinn
- Halsschmerzen
- Verstopfte oder laufende Nase
- Übelkeit und Erbrechen
- Durchfall
Neben den obigen Krankheitserscheinungen kann eine Infektion mit dem Coronavirus aber auch zu Organschädigungen führen. Das kann wichtige Organe wie die Lunge, Nieren, Herz und sogar das Gehirn betreffen. Wie dies geschieht ist noch nicht vollkommen geklärt, aber eine Möglichkeit besteht im vermehrten Auftreten von Blutgerinnseln in Infizierten. Die Autoren einer Studie fanden bei über 30 Prozent von Infizierten auf einer Intensivstation Blutgerinnsel. Diese führen zu einer schlechteren oder stockenden Durchblutung und können, wenn sie sich zu Organen wie Herz und Gehirn bewegen, Infarkte und Schlaganfälle auslösen.
Wer ist betroffen?
Obwohl ältere Menschen (60+) generell härter vom Coronavirus getroffen werden, sind auch jüngere Leute anfällig. Extreme Nebenerscheinungen wie Organversagen betreffen aber vor allem Patienten, die einen besonders schweren Krankheitsverlauf durchmachen. Diese entwickeln oft ARDS (Acute Respiratory Distress Syndrome), eine lebensbedrohliche Lungenkrankheit, die das Atmen schwer macht und das Weiterleiten von Sauerstoff in den Rest des Körpers verhindert. Das kann weitere Folgen für andere Organe, wie das Herz haben, da dieses dann noch härter arbeiten muss, um doch noch Sauerstoff in lebenswichtige Körperareale weiterzuleiten.
Die Nieren leiden
In einer Studie aus China wurden Autopsien an 26 Personen durchgeführt, die als Resultat von Covid-19 an multipler Organdysfunktion verstorben waren. Die Ergebnisse zeigten, dass neun von ihnen Nierenschäden hatten, die bis zu nekrotischem Gewebe des Organs reichten. Obwohl das Virus primär das Immunsystem zerstört und die Lunge ins Visier nimmt, können also auch andere wichtige Organe beeinträchtigt werden. Viele Infizierte auf Intensivstationen werden deswegen auch nicht nur künstlich beatmet, sondern erhalten auch Dialysen, um Toxine und andere Stoffe aus dem Blut zu filtern, weil ihre Nieren diese Aufgabe nicht mehr übernehmen können.
Das Herz wird überbeansprucht
Obwohl das Herz bei einer Infektion mit einem Virus sowieso stärker gefordert wird, wird nun angenommen, dass das Coronavirus das Herz auch direkt über seine ACE2- Rezeptoren angreift. Eine Studie aus Wuhan, China – dem erstmaligen Ausgangspunkt von SARS-CoV-2 – fand bei über 19 Prozent von 416 hospitalisierten Infizierten Herzschäden, die auch zu einer erhöhten Wahrscheinlichkeit, im Krankenhaus zu sterben, führten.
Laut Kardiologe Christian Hengstenberg, Leiter der klinischen Abteilung für Kardiologie an der Universitätsklinik für Innere Medizin II am AKH in Wien, sollten aber auch „Kollateralschäden“ nicht außer Acht gelassen werden. Viele Personen hätten in den letzten Monaten aus Angst vor einer Corona-Infektion Herzprobleme ignoriert und würden erst nachdem sich die Lage nun wieder gebessert hat ins Krankenhaus kommen. Das habe zur Folge, dass vermeidbare Verletzungen am Herzmuskel (z.B. am Herzkranzgefäß) vernarben und zu einer lebenslangen Leistungseinschränkung führen.
Akut oder chronisch?
Wie lange solche Organschäden bestehen können ist aufgrund der Neuartigkeit von SARS-CoV-2 noch unbekannt, aber man kann Vergleiche mit früheren, ähnlichen Erkrankungen ziehen, wie etwa dem originalen SARS (Severe Acute Respiratory Syndrome), das 2002 – ebenfalls in China – auf den Menschen überging. Eine über 15 Jahre angelegte Studie hat sich hier auf die Folgeschäden der Krankheit konzentriert. Zwischen 2003 und 2018 wurde die Lungenfunktion von 71 Personen regelmäßig untersucht, mit dem Ziel herauszufinden, wann sich diese wieder normalisieren würde. Das Ergebnis: Es dauerte etwa zwei Jahre, bis die normale Lungenfunktion bei den meisten Probanden wiederhergestellt war. Besonders bei jenen Personen, die auf Grund der Krankheit vernarbtes Lungengewebe hatten, blieb die Lungenfunktion jedoch eingeschränkt.
Fraglich ist also, wie und ob sich die Organschäden mit der Zeit verbessern, doch dafür sind Langzeitstudien mit einer größeren Probandenzahl und mehr Datenmaterial nötig.
Was meinen Sie?