Die Zahlen bestätigen es: Auf der ganzen Welt verläuft eine Corona-Infektion bei Männern oft schwerer und häufiger tödlich als bei Frauen – auch in Deutschland. Experten stellten bereits viele unterschiedliche Vermutungen über mögliche Gründe für diese ungleiche Verteilung an. Hierbei nahm man den Lebensstil von Mann und Frau genauer unter die Lupe. Auch der ACE2-Rezeptor, Herzkreislauferkrankungen und das Hormon Östrogen könnten in diesem Hinblick eine Rolle spielen.
Mehr Männer mit schwerem Covid-19-Verlauf
Die Forschungsinitiative Global Health 50/50 bestätigte, dass Männer häufiger an einer Covid-19-Erkrankung sterben als dies bei Frauen der Fall sei. Tatsächlich sind zwei Drittel der Verstorbenen männlich. Und auch die deutsche Statistik unterstreicht diese Beobachtung: Dem Robert Koch-Institut (RKI) zufolge erlagen bis zum Alter von 79 Jahren mindestens doppelt so viele Männer wie Frauen der Atemwegserkrankung. Trotzdem gibt es noch keine offizielle Erklärung für diese Entwicklung.
Die Frage des Lebensstils
Eine mögliche Ursache für die höhere Sterberate bei Männern vermuten Experten in deren häufig ungesünderen Lebensstil. Im Vergleich zu Frauen achten Männer in höherem Alter oft weniger auf eine gesunde Lebensweise, ernähren sich beispielsweise schlechter und nehmen frühzeitige Arztbesuche nicht sehr ernst. Folglich könnten vermehrt Vorerkrankungen enstehen.
Höhere Konzentration des ACE2-Rezeptors bei Männern
Ein weiterer Grund für einen schwereren Covid-19-Verlauf bei männlichen Patienten könnte ein höheres Aufkommen des ACE2-Rezeptors sein, welchen eine Gruppe Forscher des University Medical Center Groningen vermehrt bei Männern feststellen konnte. Dieser Rezeptor ermöglicht es den SARS-CoV-2-Viren, in die menschliche Zelle einzudringen. Ist ACE2 in einer höheren Konzentration vorhanden, wird eine Infektion wahrscheinlicher.
Männer leiden verstärkt an Herzkreislauferkrankungen
Hinzu kommt, dass Männer öfter mit Erkrankungen des Herzkreislaufsystems zu kämpfen haben als Frauen – einem der Risikofaktoren für das Coronavirus. Christoph Spinner vom Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München (TUM) warnt hierbei aber vor voreiligen Schlussfolgerungen, denn „ob das der Schlüssel ist, wissen wir nicht“.
Weibliches Hormon Östrogen stärkt Immunsystem
Außerdem vermuten andere Experten eine weitere mögliche Erklärung für die Verteilung der Sterberate im weiblichen Hormon Östrogen. Dieses soll eine Art Schutzfunktion erfüllen und das Immunsystem der Frau stärken. Eindeutige Nachweise hierfür gibt es nicht. Dennoch konnten Virologen bereits bei anderen Viruserkrankungen eine bessere Reaktion des weiblichen Immunsystems feststellen. Alles in allem ist die Forschungslage in Bezug auf den unterschiedlichen Verlauf einer Corona-Infektion bei Mann und Frau noch sehr dünn. Es bedarf in diesem Bereich weiterer Studien, um auch in der Behandlung spezifischer vorgehen zu können.
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