Die Gefahr sich nach einer überstandenen Infektion erneut mit SARS-CoV-2 anzustecken, wird als äußerst gering eingestuft. Die meisten Menschen sind nach einer Erstinfektion mehrere Monate vor dem Virus geschützt. Das geht aus einer neuen Analyse der britischen SIREN-Studie hervor.
Wahrscheinlichkeit einer Neuinfektion sinkt um 83 Prozent
Die Forschenden der SIREN-Studie begleiteten Mitarbeiter des National Health Service, bei denen regelmäßig Abstriche auf SARS-CoV-2 und Antikörpertests durchgeführt wurden. Bei den über 20.000 Teilnehmern wurden rund 6.000 Infektionen mit SARS-CoV-2 entdeckt. Von diesen 6.000 infizierten Personen haben sich lediglich 44 ein zweites Mal mit dem Coronavirus angesteckt. Das bedeutet, dass es bei weniger als einem Prozent zu einer Neuinfektion kam. Zudem zeigten nur 15 der erneut Infizierten (nochmals) Krankheitssymptome. Der ermittelte Wert besagt demnach, dass eine Erstinfektion die Wahrscheinlichkeit für eine erneute Ansteckung um stolze 83 Prozent senkt. Die natürliche Immunität ist somit fast so stark wie nach einer Impfung, bei der die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung anschließend bei rund fünf Prozent liegt. Dennoch hält der vollkommene Schutz nur ein halbes Jahr lang an; danach ist die Infektionswahrscheinlichkeit wieder genauso hoch wie vor der Impfung.
Übertragung des Virus immer möglich
Die Forschenden der SIREN-Studie fanden jedoch ebenfalls heraus, dass Menschen, die sich erneut infizieren und dabei keine Symptome aufweisen, dennoch hohe Mengen des Virus im Nasen- und Rachenraum tragen können. Derartige Viruslasten erhöhen das Risiko das Virus unwissend auf Andere zu übertragen. Da 66 Prozent der Probanden eine Reinfektion ohne Symptome aufwiesen, ist eine Weitergabe des Virus nicht minder wahrscheinlich. Auch asymptomatische Patienten können demzufolge stark infektiös sein und ihre Mitmenschen gefährden. Daher sollten auch Genesene weiterhin die Schutzmaßnahmen gegen die Virusübertragung einhalten. Dies betonten auch die Autoren der Studie.
Immunschutz bei neuen Virus-Varianten
Ob der Immunschutz bei neueren Covid-19-Varianten ebenfalls mehrere Monate anhalten kann, ist bisher unbekannt. Es gilt nun die Auswirkungen von Mutationen wie der besonders infektiösen B.1.1.7-Variante zu untersuchen, die im vergangenen Jahr auftauchte und sich schnell landesweit verbreitete. Es gibt zwar gute Gründe dafür anzunehmen, dass ein bestehender Immunschutz auch gegen die neuen Varianten schützt, allerdings ist es dennoch möglich, dass die Immunantwort gegen verschiedene Virus-Varianten unterschiedlich ausfällt.
Impfung trotz überstandener Krankheit ratsam
Da der Immunschutz nach einer überstandenen Corona-Infektion nur bei 83 Prozent liegt und mit fortschreitender Zeit abnimmt, ist eine Impfung dennoch von Vorteil. Allerdings müssten sich Genesene nicht sofort impfen lassen, sondern könnten noch zwei bis drei Monate warten, so Gesundheitsminister Jens Spahn. Dazu rät auch die Ständige Impfkommission (Stiko). Zwar wird von einer vorübergehenden Schutzwirkung nach einer Ansteckung ausgegangen; wie stark dieser Schutz jedoch ist und wie lange er anhält, ist von der betroffenen Person abhängig. „Es gibt klare Hinweise, dass die Immunität nach durchgemachter Infektion nicht in jedem Fall langanhaltend ist und Reinfektionen und sogar erneute Erkrankungen möglich sind“, so der Direktor des Instituts für Medizinische Immunologie, Hans-Dieter-Volk.
Ute Lehmann
20.01.2021 23:09Vermutlich wird jedes Jahr , wie auch bei der Grippe, gegen diverse Covid-Stämme geimpft werden müssen.
Vielleicht sind auch Impfungen in wenigen Jahren möglich die gleichzeitig gegen Covid und gegen Influenza schützen. Beides sind gefährliche Krankheiten. Um Impfmuffel zum Impfen zu kriegen sollte die Bundesregierung
hundert Euro Aufwandsentschädigung für mehr Herdenimmunität erwägen, weil bei vielen leider die Liebe zum Geld stärker ausgeprägt ist als die Nächstenliebe.