An der Tuberkulose sterben jährlich etwa 1,5 Millionen Menschen. Damit gehört sie zu den tödlichsten Infektionskrankheiten. In westlichen Industriestaaten ist das Lungenleiden aus viktorianischen Zeiten mittlerweile fast vergessen – obwohl es seit einiger Zeit wieder auf dem Vormarsch ist: In Großbritannien stecken sich zunehmend mehr Menschen mit der Tuberkulose an. Woher kommt der Anstieg und wie ist die Lage in Deutschland?
Armut erhöht Tuberkulose-Risiko
2.400 Menschen aus Großbritannien haben sich in der ersten Jahreshälfte mit Tuberkulose infiziert, sieben Prozent mehr als im Vorjahr. Am meisten stiegen die Zahlen im Südwesten Englands: Hier erkrankten im Vergleich zu 2022 sogar 64 Prozent mehr Personen. In wohlhabenderen Regionen Südostenglands betrug der Anstieg lediglich 15 Prozent. Offenbar hängt das Infektionsgeschehen mit dem sozioökonomischen Status zusammen: Angehörige der unteren Gesellschaftsschichten steckten sich generell häufiger mit der Tuberkulose an als Wohlsituiertere.
Vergessene Krankheiten kehren zurück
Viele wissen gar nichts mehr von der Krankheit, die vor allem im 19. Jahrhundert unter dem Namen „Schwindsucht“ ein weitverbreiteter Schrecken war. Die Diagnose erfolgt daher oft nur durch Zufall, wenn Patienten wegen anderer Symptome den Hausarzt aufsuchen. Auch andere, lange vergessene Krankheiten kehren in Großbritannien zurück. So wurde etwa vor einiger Zeit über steigende Fallzahlen von Rachitis und Keuchhusten berichtet. Doch warum breiten sich diese Krankheiten wieder aus? Ein möglicher Grund: Viele Menschen gehen mit ihren Beschwerden nicht mehr zum Arzt, weil sie sich vor dem Corona-Virus fürchten. Dadurch werden die Krankheiten nicht erkannt und die Erreger können sich ungehindert ausbreiten. Außerdem leidet das britische Gesundheitssystem unter großem Personalmangel, sodass viele Patienten nicht rechtzeitig behandelt werden.
Tuberkulose in Deutschland
Jährlich erleiden weltweit etwa 10 Millionen Menschen eine Tuberkulose. Damit ist sie in einigen Regionen eine der häufigsten Infektionskrankheiten. Vor allem unter der armen Bevölkerung in afrikanischen und asiatischen Entwicklungsländern ist die Krankheit weit verbreitet. In Europa stecken sich vergleichsweise wenige Menschen an, dennoch ist die Tuberkulose auch hier ein Problem: In Deutschland erkranken laut dem Robert-Koch-Institut jährlich etwa 4.500 Menschen. Glücklicherweise sinkt die Inzidenz hierzulande seit einigen Jahren wieder, nachdem sie in den Jahren 2015 und 2016 gestiegen war.
Wie ansteckend ist die Tuberkulose?
Mit Tuberkulose infiziert man sich, indem man die krankheitserregenden Bakterien einatmet, die die Betroffenen etwa beim Husten oder Niesen von sich geben. Glücklicherweise ist die Krankheit nicht so ansteckend wie zum Beispiel Corona oder die Masern. Um sich die Erreger einzufangen, muss man sich meist mehrere Stunden lang in einem ungelüfteten Raum mit einer infizierten Person aufhalten. Ein hohes Risiko haben vor allem alte und chronisch kranke Menschen. Auch eine Drogen- oder Alkoholsucht sowie Medikamente, die das Immunsystem hemmen, erhöhen die Gefahr für eine Tuberkulose-Infektion.
Wochenlanger Husten könnte Tuberkulose sein
Ein Teil der Menschen, die die Tuberkulose-Bakterien in sich tragen, erkrankt überhaupt nicht. Bei vielen Infizierten zeigen sich jedoch nach ungefähr anderthalb bis zwei Monaten die ersten Symptome. Meistens schlägt sich der Erreger auf die Lunge, was sich in Form von Husten, Schmerzen in der Brust und Atemnot äußert. Wenn der Husten länger als drei Wochen andauert oder blutig ist, sollte unbedingt auf Tuberkulose getestet werden. Weitere mögliche Symptome sind Appetitverlust, leichtes Fieber, ständige Müdigkeit und häufiges Schwitzen in der Nacht.
In manchen Fällen befällt die Tuberkulose zusätzlich andere Organe, etwa den Urogenitalbereich, die Knochen oder Gelenke. Breiten sich die Erreger im ganzen Körper aus, kommt es womöglich zu einer Hirnhautentzündung. Vor allem chronisch geschwächte Menschen haben ein hohes Risiko, an der Infektion zu sterben. Um eine Ausbreitung der Tuberkulose zu verhindern, ist es sehr wichtig, dass Betroffene schnell erkannt, isoliert und behandelt werden. Eine Kombination aus verschiedenen Antibiotika kann die Krankheit bei den meisten Patienten erfolgreich bekämpfen.
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