Falten, hängende Hautpartien & Co. zählen zu den offensichtlichsten Erscheinungen des Alterungsprozesses. Viele Menschen möchten diese Spuren des Alters kaschieren. Daher beschäftigt sich auch die Kosmetikindustrie intensiv mit den biologischen Aspekten der Hautalterung. Aktuell gehen Forschende der Medizinischen Universität Wien in Kooperation mit der Firma Chanel der Frage auf den Grund, warum diese Alterungserscheinungen überhaupt auftreten. Eine zentrale Rolle spielen dabei die Faktoren, die zur Beschleunigung der Hautalterung beitragen. Im Rahmen dieser Studie soll das komplexe Zusammenspiel von Metabolismus, Zellkommunikation und zellulärer Qualitätskontrolle in der durch Umweltstress beschleunigten Hautalterung genauer unter die Lupe genommen werden. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse sollen zugleich die Grundlage für neue und innovative Hautpflegeprodukte bilden.
Hautalterung ist ein komplexer Prozess
Die Alterung der Haut hängt von einer Vielzahl an unterschiedlichen Faktoren ab. Dabei handelt es sich sowohl um äußere Einflüsse als auch um körpereigene Prozesse. Folgende Faktoren werden mit einer beschleunigten Hautalterung in Verbindung gebracht:
- Umwelteinflüsse wie Sonnenlicht und Umweltverschmutzung
- Fett-, Protein- und Zuckerstoffwechsel
- persönliche Fähigkeit zur Regeneration und Kommunikation im Gewebe
„Wir wollen das Zusammenspiel der Mechanismen, die zur Hautalterung beitragen, mit höchster optischer, chemischer und biochemischer Präzision auf der Zellebene analysieren“, berichtet Florian Gruber von der Universitätsklinik für Dermatologie der MedUni Wien. Für diesen Zweck hat Gruber mit seinem Team ein neues Labor eingerichtet.
Vielversprechend: Die Raman-Mikrospektroskopie
Darüber hinaus wird sich das Forschungsteam auch mit der Entwicklung neuer Methoden auseinandersetzen, welche dazu beitragen sollen, Alterungserscheinungen der Haut gesunder Menschen einfach, schnell und schmerzfrei zu verfolgen.
Eine dieser Methoden ist die sogenannte Raman-Mikrospektroskopie. „Die bildgebende Massenspektrometrie ermöglicht die exakte Lokalisierung von Tausenden von biologischen Molekülen in Gewebe, aber auch von Pflegeprodukten in Haut“, erklärt Martina Marchetti-Deschmann von der Technischen Universität Wien. Diese Technik ermöglicht es somit, ein umfangreiches „Abbild“ des Hautzustandes zu erstellen. Gemeinsam mit anderen bildgebenden Verfahren soll die Massenspektrometrie detaillierte Einblicke in die der Hautalterung zugrundeliegenden biologischen Prozesse gewähren.
Komplexe Zusammenhänge beeinflussen die Hautalterung
Die menschliche Haut ist ein sehr komplexes und dynamisches Organ. Aus diesem Grund reichen Experimente an Zellen oder Gewebeproben nicht aus, um alle einzelnen Wechselbeziehungen zwischen zellulärer Alterung, Stress, Kommunikation und Stoffwechsel zu erfassen. Daher soll die Überlagerung verschiedener bildgebender, chemischer, enzymatischer und immunhistologischer Verfahren darüber Aufschluss geben, welche Prozesse wie stark an der Hautalterung beteiligt sind.
Weiterer Forschungsschwerpunkt: Seneszente Zellen
Außerdem werden die sogenannten seneszenten Zellen einen weiteren Forschungsschwerpunkt bilden. Diese Zellen übermitteln ihren Zustand an ihre direkte „Mikroumgebung“ und verändern diese dadurch. Wenn sie über einen längeren Zeitraum ausgesendet werden, gelingt es bestimmten Signalen auf diese Weise, das umliegende Gewebe nachhaltig zu zerstören. Das Forschungsteam will die anspruchsvolle Aufgabe der Charakterisierung dieser Veränderungen mit einer multimodalen analytischen Methode angehen.
„Abgesehen von bislang unerreichtem Grundlagenwissen zur Alterung der Haut werden wir in den Modellen zielgerichtet testen können, ob und wie Aktivstoffkandidaten für Hautpflegeprodukte den stress- und seneszenzbedingten Änderungen im Metabolismus, der Mikroumgebung, der Kommunikation oder der zellulären Qualitätskontrolle entgegenwirken können“, fasst Gruber zusammen.
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