Viele Menschen entwickeln einen wahren Heißhunger auf salzige oder süße Lebensmittel. Insbesondere während des Lockdowns zeigt sich, dass viele Menschen immer mehr zu ungesunden Lebensmitteln neigen. Doch was kann Abhilfe schaffen?
Heißhunger: Oft Folge einer unausgewogenen Ernährung
Viele Menschen fallen in eine von zwei Kategorien: Sie bevorzugen entweder süße Snacks wie Kekse oder Schokolade oder salzige Lebensmittel wie Kartoffelchips oder Brezeln. Nach Ernährungsberaterin Anna Taylor von der Cleveland Clinic ist das Verlangen nach Salz und Zucker zum Teil physiologisch, teilweise aber auch psychologisch. Zudem kann die Umgebung, in der Menschen leben, eine wichtige Rolle spielen. „Der menschliche Körper funktioniert ein bisschen wie ein Auto – man füllt Treibstoff in den Tank, und dann fährt man. Wenn der Körper nicht den Treibstoff bekommt, den er braucht, dann können sich starke körperliche Gelüste manifestieren”, erklärt Taylor.
Optimalerweise sollte eine ausgewogene Ernährung aus ballaststoffreichen Kohlenhydraten, magerem Protein und herzgesunden Fetten bestehen. Ist die Ernährung unausgewogen oder unzureichend, können Heißhungerattacken auftreten. Wer das Frühstück auslässt, hält das möglicherweise für eine gesunde Diät. „In Wirklichkeit bereiten Sie sich auf einen Misserfolg am Nachmittag und Abend vor. Wenn Sie zu lange nichts essen, sehnt sich Ihr Körper nach dem schnellsten Treibstoff, den er sich vorstellen kann – raffinierte Körner und einfache Zucker”, erläutert Taylor. Es wird somit häufig zu leeren Kohlenhydraten gegriffen, die dann laut Taylor als Fett im Körper gespeichert werden.
Zu strenge Diät führt zu Heißhungerattacken
Menschen, die eine strenge Diät einhalten wollen, neigen häufig dazu, verbotene Lebensmittel in Massen zu essen. Wird versucht, eine Alles-oder-Nichts-Mentalität einzuhalten, wie auf Zucker oder Salz zu verzichten, kann das nach hinten losgehen. Untersuchungen legen nahe, dass der Verzicht auf süße und salzige Lebensmittel das Verlangen nach ihnen verringert. Aber letztendlich neigen die meisten Menschen dazu, nachzugeben und die Lebensmittel, die sie eingeschränkt haben, wieder zu essen. Das führe oft zu exzesshaftem Essen, erklärt Taylor.
Die Sucht nach Essen
Das Verlangen nach Zucker und Salz kann auch davon stammen, dass unsere Gehirne so verdrahtet sind, dass schmackhafte Stoffe wie Zucker Serotonin ausschütten lassen. Das gute Gefühl, das somit durch einen Zuckerkonsum entsteht, kann dazu führen, dass Menschen es immer und immer wieder erleben wollen – und das Tag für Tag, warnt die Ernährungswissenschaftlerin. Nach Aussage Taylors machen einige süße und salzige Lebensmittel und Getränke regelrecht süchtig. Sie lösen die Freisetzung von Dopamin aus, welches Menschen zu belohnendem Verhalten motiviert.
Die Gefahr: Der Konsum muss stetig gesteigert werden. „Mit der Zeit steigt unsere Toleranz für süße und salzige Lebensmittel, und wir brauchen mehr, um uns zu belohnen. Wir füttern im Grunde unsere Geschmacksknospen. So entsteht ein Teufelskreis, denn die Geschmacksknospen sehnen sich in der Regel nach dem, womit man sie füttert“, erklärt Taylor. Nach Ansicht der Expertin ist es auch nicht wirklich vorteilhaft, dass zuckerhaltige und salzige Lebensmittel – insbesondere verarbeitete Lebensmittel – so leicht zugänglich sind. „Gerade für Kinder ist es extrem schwierig, die natürliche Versuchung dieser süchtig machenden Lebensmittel zu ignorieren und das Verlangen in der Schule und zu Hause zu bekämpfen”, berichtet Taylor.
Heißhungerattacken abwehren
Anna Taylor rät dazu, dass man im Fall von Heißhunger zunächst sein Durstgefühl kontrollieren sollte. Die Verwechslung von Dehydrierung mit Hunger kann Heißhunger auslösen. Auch sollte der Müdigkeitsgrad überprüft werden: „Die Forschung zeigt, dass man, wenn man müde ist, eher zu dem greift, wonach man sich sehnt, um mehr Energie zu bekommen oder um wach zu werden”, so Taylor. Zudem kann erhöhter Stress das Verlangen nach einer Erholung in Form von Nahrung zu Heißhungerattacken führen. „Stress kann die Fähigkeit Ihrer Nebennieren, Natrium zu regulieren, beeinträchtigen, was zu Heißhunger auf Salz führen kann“, erklärt die Ernährungsberaterin. Auch der Blutzucker kann eine Rolle spielen: „Wenn Sie sich nach Süßigkeiten sehnen, sollten Sie zuerst Ihren Blutzucker überprüfen. Wenn dieser über 200 liegt, versuchen Sie, spazieren zu gehen oder andere leichte bis mäßige Herz-Kreislauf-Übungen zu machen, ein großes Glas Wasser zu trinken oder, wenn Ihr Arzt es Ihnen verschreibt, Insulin zu nehmen. Wenn Ihr Blutzucker weniger als 80 beträgt, essen Sie 15 Gramm Kohlenhydrate, um ihn wieder in einen sicheren Bereich zu bringen“, rät Taylor.
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