Viele Tätigkeiten können süchtig machen: Rauchen, Alkohol trinken, pornografische Inhalte konsumieren, Computerspiele spielen oder zu viel Zucker essen. Besonders stark verarbeitete Lebensmittel scheinen ebenfalls geradezu süchtig zu machen.
Unkontrollierbares Essen
Manche Lebensmittel scheinen so süchtig zu machen, dass man gar nicht aufhören kann sie zu essen, wenn man einmal angefangen hat. Besonders verarbeitete Lebensmittel regen zu einem unkontrollierten Konsum an, da der Blutzucker rasch erhöht wird – was das Gehirn dazu anregt immer mehr davon zu verlangen. Das unkontrollierte Essverhalten, das dadurch entsteht, hat allerdings nichts mit Gefräßigkeit oder Willensschwäche zu tun. Vielmehr hat der Körper eine wahre Sucht nach solchen Nahrungsmitteln entwickelt, erklärt die Psychologin Dr. Susan Albers von der Cleveland Clinic (USA). Wird das zwanghafte Essen zur Gewohnheit, können sich Gewichtsprobleme und verschiedene Krankheiten wie Diabetes entwickeln, warnt die Expertin.
Ob das Essen per se jedoch süchtig macht, ist laut Dr. Albers noch umstritten, denn: Nahrung kann den Bewusstseinszustand nicht verändern, wie es beispielsweise bei Suchtmitteln der Fall ist. Suchtartiges Essen wird zunächst mit Essstörungen oder Krankheiten wie Fettleibigkeit in Verbindung gebracht. Zahlreiche Menschen haben aber dennoch das Gefühl, dass sie regelrecht abhängig von bestimmten Lebensmitteln sind. Es handelt sich dabei jedoch nicht um einzelne Zutaten, sondern beispielsweise fettiges Fast Food oder Süßigkeiten. Nach der Aussage von Dr. Albers scheinen jedoch insbesondere verarbeitete Nahrungssmittel mit einer bestimmten Kombination aus Kohlenhydraten und Fett zu einem problematischen Essverhalten zu führen.
Die Sucht nach Essen
Andere Forschende argumentieren jedoch, dass auch das Essen an sich süchtig machen könne. Bestimmte Lebensmittel regen die Genusszentren im Gehirn an und lösen die Ausschüttung von Stoffen für positive Gefühlserlebnisse (Belohnungseffekt) wie Dopamin aus. Bei Menschen, die eher zur Sucht neigen, könnten diese Stoffe andere Signale des Gehirns überschatten, welche vermitteln sollen, dass sie satt oder zufrieden sind. Dies könne einen Kreislauf des Überessens auslösen. Mit der Zeit können solche Menschen dann eine Toleranz gegenüber den Nahrungsmitteln entwickeln, nach denen sie süchtig sind, so Dr. Albers. Sie müssen mehr und mehr davon zu sich nehmen, um das gleiche Maß an Vergnügen zu empfinden. Und obwohl sie die negativen Folgen ihres übermäßigen Essens erkennen und damit aufhören wollen, scheint nichts, was sie versuchen, zu funktionieren, fügt die Expertin hinzu. „Viele der Worte, die Menschen benutzen, um zu beschreiben, wie sie sich beim Essen fühlen, haben mit Sucht zu tun, wie beispielsweise Heißhunger, Entzug und das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren”, erklärt Dr. Albers weiter.
Esssucht beeinträchtigt Lebensqualität
Die Sucht nach bestimmten Nahrungsmitteln kann zu Gesundheitsproblemen beitragen, die mit einer ungesunden Ernährung einhergehen. Fettleibigkeit, Diabetes und Herzerkrankungen können die Folge sein. Manchmal können diese Verhaltensweisen wiederum andere ungesunde Muster auslösen. Übermäßige Diäten oder Sport, um die zusätzlich aufgenommenen Kalorien wieder zu verbrennen, beeinträchtigen auch die Lebensqualität der Betroffenen, weil sie sich schuldig fühlen oder schämen, erläutert Dr. Albers. Sie empfiehlt in solchen Fällen die Zusammenarbeit mit Psychologen, um sowohl die körperlichen Symptome als auch die zugrundeliegenden emotionalen Faktoren zu behandeln, die möglicherweise zur Esssucht beitragen. Eventuell können Betroffenen auch Selbsthilfegruppen helfen.
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