Schlafstörungen, vorherrschende Schuldgefühle bis hin zu Suizidgedanken – Depressionen schränken die Lebensqualität Betroffener stark ein und nicht immer stellt sich eine Behandlung durch Antidepressiva als erfolgreich heraus. Ein amerikanisches Forschungsteam belegte nun allerdings die Wirksamkeit einer alternativen Therapiemöglichkeit.
Wie entstehen Depressionen?
Bei der Entstehung dieser mentalen Erkrankung wirken in den meisten Fällen mehrere Faktoren zusammen. Sowohl familiäre Veranlagungen als auch biologische Aspekte können zur Entwicklung beitragen. Werden diese Bedingungen durch traumatische Lebensumstände wie dem Tod nahestehender Menschen, Trennungen oder Arbeitslosigkeit ergänzt, wird das Auftreten von psychischen Beschwerden zusätzlich provoziert. Allerdings können ebenfalls gewisse körperliche Krankheiten (z. B. Schilddrüsenunterfunktion oder Parkinson) sowie hormonelle Medikamente einen Ausbruch begünstigen. Auch bei Alkohol- oder Drogenmissbrauch besteht ein erhöhtes Risiko.
Lachgas als alternatives Antidepressivum
Die Forschungen der amerikanischen Mediziner basierten auf vorherigen erfolgreich durchgeführten Studien, welche die Effizienz von Lachgas zur Depressionstherapie belegten. Nun wollten die Forscher herausfinden, ob bereits durch geringe Mengen der chemischen Verbindung derselbe Effekt erzielt werden kann. Darüber hinaus beschäftigten sich die Experten mit der Wirkungsdauer des Distickstoffmonoxids. Im Rahmen des Experiments wurden 24 Versuchspersonen untersucht. Jeder Proband erhielt drei Therapien im Abstand von etwa einem Monat. In Verlauf der ersten Behandlung inhalierten die Teilnehmer eine Stunde lang ein Gasgemisch, welches sich gleichermaßen aus Sauerstoff und Lachgas zusammensetzte. Bei der zweiten Sitzung wurde der Lachgas-Anteil auf 25 Prozent gesenkt. Zum Schluss entschieden die Forscher, das Lachgas gänzlich wegzulassen, um mit einem Vergleichswert arbeiten zu können.
Wie beeinflusst Distickstoffoxid unser Gehirn?
Im Gegensatz zu herkömmlichen Antidepressiva, welche Serotonin- und Noradrenalinrezeptoren im Gehirn beeinflussen, fokussiert sich Lachgas auf sogenannte NMDA-Glutamatrezeptoren. Auf diese Art und Weise kann der Gemütszustand der Patienten schon in kürzester Zeit verbessert werden. Distickstoffoxid sollte jedoch keinesfalls ohne ärztliche Betreuung eingeatmet werden, da die Inhalation in höherer Konzentration fatale gesundheitliche Konsequenzen mit sich bringen kann. Exzessive Mengen an Lachgas fügen nicht nur inneren Organen und dem Nervensystem irreparablen Schaden zu, sondern beeinträchtigen außerdem das Knochenmark sowie kognitive Fähigkeiten. Bei häufigem Konsum erhöht sich zusätzlich die Gefahr psychischer Abhängigkeit.
Wirksamkeit schon in geringen Mengen nachgewiesen
Die Studienergebnisse veranschaulichten, dass Lachgas sowohl bei 25-prozentiger als auch bei 50-prozentiger Konzentration die Symptome bei 17 Probanden eindeutig linderte. Obwohl bei der 50-prozentigen Dosierung die antidepressive Wirkung länger anhielt, war dieser Anteil allerdings auch mit stärker ausgeprägten Nebenwirkungen verbunden. Bei acht Teilnehmern führte die Behandlung sogar zu einer temporären Remission, was bedeutet, dass die Beschwerden für einen gewissen Zeitraum vollkommen verschwanden. Insgesamt wurde bei dieser Therapiemethode eine Wirksamkeitsrate von 85 Prozent erreicht.
Potenziell verstärkter Effekt durch Ketamin
Außerdem gehen die Forscher davon aus, dass der antidepressive Effekt des Lachgases durch den Arzneistoff Ketamin sogar noch weiter verstärkt werden könne. Den Medizinern zufolge würde dieses chemische Zusammenspiel über das Potenzial verfügen, die Therapie zahlreicher Menschen mit behandlungsresistenten Personen zu erleichtern. Allerdings sollte die stark betäubende Wirkung des Anästhetikums keinesfalls außer Acht gelassen werden: Der Gesundheitszustand der behandelten Patienten müsse in diesem Fall noch mindesten zwei Stunden genauestens kontrolliert werden. Ziel zukünftiger Studien sei es, die Auswirkungen von Ketamin in Kombination mit Lachgas genauer zu erforschen.
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