Britische Wissenschaftler entwickelten eine Methode, um einen Gedächtnisverlust bei älteren Mäusen zu verhindern. In einer kürzlich veröffentlichten Studie zeigten die Forschenden aus Cambridge und Leeds, wie Veränderungen des alternden Gehirns zu Gedächtnisverlust führen. Doch diese Veränderungen seien mit neuen genetischen Verfahren rückgängig zu machen, heißt es in einer Pressemitteilung der University of Cambridge. Dabei spielen die sogenannten Perineuronalen Netze (PNN) eine zentrale Rolle.
Plastizität nimmt mit dem Alter ab
Die Perineuralen Netze kontrollieren die Plastizität unseres Gehirns. So können wir einerseits in unserer Jugend, wenn unser Gehirn noch sehr plastisch ist, viele neue Verbindungen knüpfen. Andererseits sorgen sie später dafür, dass unser Gehirn effizienter arbeitet, indem die PNNs die Formbarkeit reduzieren. Das Verhältnis von Chondroitin-6-sulfat, welches Plastizität fördert, und Chondroitin-4-sulfat, welches die Plastizität verringert, bestimmt, wie flexibel unser Gehirn neue Informationen aufnimmt und wie effizient es diese verarbeitet. Mit dem Alter reduziert sich das Chondroitin-6-sulfat immer weiter, sodass die Fähigkeit, zu lernen und neue Erinnerungen zu formen, abnimmt; Gedächtnisverlust ist die Folge. Die britischen Forschenden setzten daher bei den PNNs an: Lässt sich die Gedächtnisleistung verbessern, wenn man das Verhältnis der Chondroitinsulfate beeinflusst?
Nach Behandlung: Gedächtnis wie neu
In Experimenten mit Mäusen untersuchten die Forschenden die Möglichkeiten der Gedächtnisoptimierung im Alter. Dafür verabreichten sie alten Mäusen Chondroitin-6-sulfat mithilfe eines viralen Vektors und stellten fest, dass das Gedächtnis der 20 Monate alten Mäuse komplett wiederhergestellt war. Die Leistung war vergleichbar mit der junger Mäuse. Dr. Jessica Kwok von der School of Biomedical Sciences an der Universität Leeds sagt: „Wir haben bemerkenswerte Ergebnisse gesehen, als wir die alternden Mäuse mit dieser Methode behandelten. Das Gedächtnis und die Lernfähigkeit wurden auf einem Niveau wiederhergestellt, das sie seit ihrem Jugendalter nicht mehr erreicht hatten.“
Auch auf Menschen übertragbar
„Das Spannende daran ist, dass unsere Studie zwar nur an Mäusen durchgeführt wurde, derselbe Mechanismus aber auch beim Menschen funktionieren sollte – die Moleküle und Strukturen im menschlichen Gehirn sind die gleichen wie bei den Nagetieren. Dies deutet darauf hin, dass es möglich sein könnte, den Gedächtnisverlust im Alter beim Menschen zu verhindern“, erklärt Professor James Fawcett vom John van Geest Centre for Brain Repair an der University of Cambridge. Das Forschungsteam hat bereits ein Medikament entwickelt, welches Menschen oral einnehmen können und die Formierung der PNNs verhindert. In Nagetieren konnte dieser Wirkstoff bereits erfolgreich das Gedächtnis wiederherstellen und zudem die Heilung von Rückenmarksverletzungen fördern. Zurzeit untersuchen die Wissenschaftler, ob es auch in Tiermodellen von Alzheimer gegen Gedächtnisverlust helfen kann.
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