Ist die Tollwut bei einem Infizierten erst einmal ausgebrochen, führt sie fast unweigerlich zum Tod. In nahezu allen Regionen der Welt treibt die Krankheit ihr Unwesen – nach Angaben der WHO kostet sie jährlich etwa 60.000 Menschen das Leben. Die Ansteckung erfolgt, indem man von einem Tier gebissen oder gekratzt wird. Doch was genau ist eigentlich Tollwut und ist sie auch hierzulande eine Bedrohung? Sollte man sich dagegen impfen lassen? Die Antworten auf diese Fragen finden Sie hier.
Unspezifische Symptome zu Beginn
Die Erreger der Tollwut (Rabies- oder Lyssaviren) sind vor allem eine Gefahr für Säugetiere. Menschen können sich damit anstecken, wenn sie etwa von einem erkrankten Tier gebissen werden oder die eigenen Schleimhäute in Kontakt mit dem Speichel des Tieres kommen. Nachdem sich eine Person infiziert hat, beträgt die Inkubationszeit 20 bis 90 Tage. Zu Beginn des Krankheitsverlaufes zeigen sich grippeartige Symptome wie Fieber, generelle Erschöpfung, Kopfschmerzen und Übelkeit. Manchmal fühlen sich die Infizierten innerlich unruhig oder ungewöhnlich ängstlich. Besonders verdächtig ist es, wenn die Haut im Bereich des Bisses juckt und schmerzt oder Empfindungsstörungen auftreten – diese Beschwerden sind erste typische Anzeichen der Tollwut.
Später: Lähmungen, Halluzinationen, Koma
Man unterscheidet zwischen zwei Verläufen der Krankheit: Die meisten Betroffenen erkranken an der enzephalitischen oder „wilden“ Tollwut, während die restlichen 20 Prozent der Patienten eine paralytische oder „stille“ Form der Krankheit erleiden.
Im Verlauf der enzephalitischen Form kommt es zu einer Gehirnentzündung. Die Betroffenen sind verwirrt, halluzinieren, haben Krampfanfälle und verhalten sich häufig besonders angriffslustig. Diese merkwürdigen Verhaltensweisen wechseln sich mit Phasen ab, in denen die Patienten bei ganz normalem Bewusstsein sind. Da das sympathische Nervensystem aufgrund der Infektion in seiner Funktion gestört wird, kommt es oft zu Symptomen wie Herzrhythmusstörungen oder einer übermäßigen Produktion von Speichel. Später zeigt sich die sogenannte „Wasserangst“ bzw. Hydrophobie: Die Erkrankten können keine Flüssigkeit mehr zu sich nehmen, da das Schlucken mit unkontrollierten Kontraktionen der Atemmuskeln einhergeht. Aufgrund der gleichzeitigen übermäßigen Produktion von Speichel bildet sich Schaum vor den Lippen. Schon wenige Tage später fallen die Patienten ins Koma und versterben.
Bei der stillen Form der Tollwut kommt es zunächst zu einer Erschlaffung der Muskeln an der Stelle der Bisswunde. Diese breitet sich rasch zu einer Lähmung aller Gliedmaßen und des Gesichts aus. Auch hier sterben die Patienten innerhalb weniger Tage.
Einzige Chance: Sofortige Impfung nach Infektion
Sind die Symptome der Tollwut einmal ausgebrochen, gibt es keine Hoffnung mehr: Der Patient stirbt an der Infektion – Überlebende einer Tollwut gibt es kaum. Die einzige Möglichkeit, den Ausbruch der Krankheit und somit den Tod zu umgehen, ist eine aktive und passive Impfung, die möglichst schnell nach der Infektion erfolgt. Sie wird auch „Postexpositionsprophylaxe“ genannt.
Für Personen, die von einem Tier gebissen wurden oder die glauben, einen riskanten Kontakt gehabt zu haben, gilt daher: Sofort einen Arzt aufsuchen! Wenn die ersten Beschwerden auftreten, ist es nämlich schon zu spät. Hilfreich ist es auch, die Wunde unmittelbar nach dem Biss zu reinigen, damit einige der Erreger bereits aus dem Körper gelangen.
Wie verbreitet ist die Tollwut in Deutschland?
Die Tollwut gibt es fast in allen Regionen der Welt, vor allem in Afrika und Asien treten viele Fälle auf. Die meisten Betroffenen werden von Hunden gebissen, doch alle Säugetiere sind potenzielle Überträger des Virus. Häufig beginnt die Verbreitung bei Fledermäusen, die andere Wildtiere anstecken. Diese geben die Krankheit wiederum an Haustiere weiter, was schließlich eine hohe Infektionsgefahr für Menschen darstellt.
In Deutschland und vielen anderen Ländern in Europa gilt die Tollwut bei Wild- und Haustieren vor allem dank der flächendeckenden Impfung von Füchsen als ausgerottet. In einigen Regionen Osteuropas kommt sie allerdings noch vor, z.B. in Russland, Weißrussland und der Ukraine. Wer in Deutschland an Tollwut erkrankt, hat sich diese bei einer Auslandsreise eingefangen. Hierzulande wurde die letzte erkrankte Person im Jahr 2007 registriert, nachdem sie in Marokko mit einem infizierten Hund in Kontakt gekommen ist.
Wer sollte sich impfen lassen?
Wer in Risikogebiete reisen möchte, sollte Präventionsmaßnahmen ergreifen: Infizierte Wildtiere halten nicht mehr, wie normalerweise üblich, Distanz zu Menschen. In so einem Fall sollte man also besonders vorsichtig sein und das Tier nicht nahe herankommen lassen. Außerdem empfiehlt sich die vorsorgliche Impfung, bevor man die Reise in ein Land antritt, in dem die Tollwut grassiert. Auf der Website des Robert-Koch-Instituts kann man sich über die Gefahr in verschiedenen Regionen informieren. Nach Empfehlungen der Ständigen Impfkommission sollte man sich auch impfen lassen, wenn man beruflich mit Fledermäusen oder im Rahmen von Labortätigkeiten mit Tollwutviren arbeitet. Für Tierärzte, Jäger und Förster ist die Impfung in Deutschland derzeit nicht indiziert.
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