Nachdem in Verbindung mit dem Covid-19-Impfstoff von AstraZeneca mehrfach thromboembolytische Nebenwirkungen aufgetreten waren, werden in Deutschland nur noch Menschen über 60 Jahren mit dem Vektorvakzin geimpft. Die Frage, was mit der Zweitimpfung für bereits geimpfte unter 60-Jährige passiert, beantwortete die Ständige Impfkommission (STIKO) nun in einer aktualisierten Empfehlung.
Heterologe Impfserien im Gespräch
Der Vaxzevria-Impfstoff von AstraZeneca wird seit dem 30. März nur noch an über 60-Jährige verabreicht. Grund dafür sind gefährliche Hirn- und Sinusvenenthrombosen, die vorwiegend bei jüngeren Frauen auftraten und teilweise tödlich verliefen. Allerdings ist, um langanhaltende Immunität zu generieren, eine Zweitimpfung nach zwölf Wochen vorgesehen. Da die Impfungen mit AstraZeneca im Februar begannen, werden die ersten Auffrischungen ab Mai benötigt. Sollten jüngere Personen, die bereits eine Dosis Vaxzevria erhalten haben, dann auch die zweite bekommen, dem Risiko zum Trotz?
Bisher gibt es noch keine verlässlichen Daten zu heterologen Impfserien, das heißt, wenn bei einer Person unterschiedliche Präparate eingesetzt werden. Aber „bis entsprechende Daten vorliegen empfiehlt die STIKO, bei Personen im Alter unter 60 Jahren anstelle der zweiten AstraZeneca-Impfstoffdosis eine Dosis eines mRNA-Impfstoffs 12 Wochen nach der Erstimpfung zu verabreichen“, so das Robert-Koch-Institut. Dafür kommen zurzeit entweder das Präparat von BioNtech/Pfizer oder das von Moderna in Frage. Eine dritte mRNA-Alternative, der Impfstoff des Tübinger Unternehmens Curevac, könnte Ende Juni zugelassen werden.
„Mix-and-Match“ für größeren Schutz
Auch im Kontext der neuen Mutationen und eines größtmöglichen Impfschutzes wurde die Möglichkeit der „Mix-and-Match“-Methode bereits diskutiert. Da jedes Präparat eine andere Immunantwort hervorruft, würde eine solche Kombinationsimpfung einen breiteren Schutz gegen Covid-19 bieten. Studien zu Sicherheit und Wirksamkeit sind noch im Gange, doch Forschende sehen keine Anhaltspunkte für problematische Wechselwirkungen. Dies wäre dann nicht nur bei AstraZeneca-Impfungen relevant, sondern auch bei anderen Präparaten. Eine Ausnahme stellt das Vakzin von Johnson & Johnson dar: Dieser Wirkstoff wird ohnehin nur einmal gespritzt. Um den Schutz auszubauen, kommen außerdem auch weitere Auffrischungsimpfungen, sogenannte Booster-Impfungen, theoretisch in Frage. Aufgrund der Impfstoffknappheit wird das aber vorerst keine realistische Option sein.
Gerinnungsstörung als Ursache der Komplikationen
Nach der Impfung mit dem AstraZeneca-Vakzin waren bei einigen Personen zwischen 4 und 16 Tagen nach Erhalt der Dosis Hirn- und Sinusvenenthrombosen aufgetreten. Der Universitätsmedizin Greifswald zufolge liegt die Ursache für die Komplikation in einer Gerinnungsstörung. Durch die Impfung mit Vaxzevria werden Abwehrstoffe entwickelt, die in seltenen Fällen Blutplättchen (Thrombozyten) binden. Dadurch werden die Thrombozyten, welche normalerweise Blutungen stoppen, aktiviert und es entstehen Gerinnsel, welche die Venen verstopfen. Aber eine Therapie dafür wurde bereits gefunden, die laut der Greifswalder Forschenden in jedem mittelgroßen Krankenhaus verfügbar sein sollte.
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