Die Schlagzeilen der letzten Tage waren voll davon: Mehrere Fälle von Hirnvenenthrombosen wurden in verschiedenen Ländern bekannt, nachdem Betroffene den AstraZeneca-Impfstoff erhalten hatten. Mittlerweile gibt es mehrere Experten, die sich trotz dieser Zwischenfälle für einen weiteren Einsatz des Impfstoffs aussprechen. Nun könnte auch die Entdeckung von Forschenden der Uniklinik Greifswald die letzten Gegenstimmen verhallen lassen: Die Entwicklung einer erfolgreichen Therapie für den Ernstfall gibt jetzt endgültig grünes Licht für den Impfstoff.
Bisher drei Todesfälle bekannt
Insgesamt wurde das Präparat von AstraZeneca ungefähr 1,6 Millionen Deutschen verabreicht (Stand 19. März). Aufgetreten sind zu diesem Zeitpunkt sieben Fälle einer Sinusvenenthrombose, drei davon verliefen tödlich. Dabei verstopft ein Blutgerinnsel die Gehirnvenen und verhindert, dass das sauerstoffarme Blut zum Herzen abfließen kann. In Folge steigert sich der Hirndruck und es kommt zu weiteren Blutungen, was sogar zu tödlichen Schlaganfällen führen kann. Nicht zu verwechseln ist diese Art des Blutgerinnsels mit denen, die beispielsweise durch die Antibabypille verursacht werden können, selbst wenn der Vergleich von verschiedenen Politikern in letzter Zeit gerne herangezogen wurde. Auch sind die auftretenden Krankheitsbilder unterschiedlich, was eine Einschätzung der Risiken untereinander schwer zulässt.
Ursache in seltener Gerinnungsstörung
Laut der Mitteilung der Universitätsmedizin Greifswald wurden die Komplikationen nach einer Impfung mit dem AstraZeneca-Impfstoff weitreichend erforscht, was wiederum die Entwicklung einer Therapie ermöglichte. Der Impfstoff aktiviert einen Abwehrstoff, der in seltenen Fällen zu einer Wundheilung führt und dadurch Thrombosen im Gehirn bildet. Gemeinsam mit einem internationalen Team an Wissenschaftlern und der Unterstützung des Paul-Ehrlich-Instituts, das als Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel zuständig ist, wurden Blutproben analysiert. Dabei trat die seltene Gerinnungsstörung einmal pro 100.000 Einwohner auf, meist vier bis 16 Tage nach Verabreichung des Vakzins.
Mehr und mehr Stimmen für weiteres Impfen
Vergleicht man die Anzahl der Todesfälle und schwerwiegenden Verläufe mit der Anzahl aufgetretener Komplikationen, überwiegt klar der Nutzen der AstraZeneca-Impfung. So sieht das auch der Ausschuss für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz (PRAC), der zur Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) gehört. Denn: Steigen die Infektionszahlen weiter an, könnten mehr Mutationen die Folge sein. Die Zahl der verfügbaren Intensivbetten kommt so schnell an die Belastungsgrenze und die Pandemie kann trotz bereits teilweise geimpften Personen wieder einen gewaltigen Aufschwung erleben. Die nun mögliche Behandlung der schweren Nebenwirkungen sprechen dabei weiters für einen ungehinderten Einsatz des AstraZeneca Wirkstoffs.
Wie zeigen sich Nebenwirkungen nach einer Impfung?
Generell sollte bei jeglichen unerwarteten Anzeichen nach einer Impfung sofort die telefonische Kontaktaufnahme mit einem Arzt erfolgen. Ernstzunehmende Nebenwirkungen können beispielsweise Kurzatmigkeit, Brustschmerzen, Bein- oder Armschwellungen sein. Auch schwere Kopfschmerzen, die länger als vier Tage andauern, sind ein Zeichen für eine mögliche Komplikation. Darunter fallen ebenfalls Blutergüsse, die sich außerhalb der Impfstelle gebildet haben. Besonders wichtig ist daher bei der Impfung selbst den genauen Impfstoff in Erfahrung zu bringen, um für mögliche Komplikationen gewappnet zu sein.
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