Schon vor etwas mehr als einem Monat beschäftigte sich eine Studie mit einem künstlich hergestellten Protein, das als „Geheimwaffe“ gegen SARS-CoV-2 dienen könnte. Nun ist Forschern der Universität Ulm ein weiterer bedeutender Schritt in diesem Forschungsvorhaben gelungen. Mithilfe eines körpereigenen Proteins könnte bald eine neue Therapie Realität werden, die sowohl gegen Symptome als auch Infektionen selbst wirken kann.
Heer an körpereigenen Proteinen
Bekannt ist, dass das Immunsystem mit seinen angeborenen und erlernten Immunantworten diverse Erreger und Eindringlinge abwendet, die uns sonst ständig krank werden ließen. Aber auch ein ganzes Heer an Proteinen, die der Körper selbst produziert, dient demselben Zweck. Das könnte bei der Corona-Pandemie bald einen Nutzen in der Therapie darstellen, geht es nach den Wissenschaftlern der Universität Ulm in einer Mitteilung. Diese sind bei der Suche nach weiteren Therapien gegen das Coronavirus auf das Protein Alpha 1 Antitrypsin (α1AT) gestoßen, welches antiviral wirkt, da es ein bestimmtes Enzym (TMPRSS2) hemmt. SARS-CoV-2 braucht diese Eiweiße, um sich aktivieren zu können. Damit wäre eine Ausbreitung des Virus im Fall einer Infektion stark eingeschränkt.
Vorkommen in der Lunge
Entdeckt wurde α1AT vor allem in der Lungenspülflüssigkeit, die mittels einer bronchoalveolären Lavage analysiert wurde. Mithilfe dieser Technik wird Körpersekret bzw. Schleim aus den Lungenbläschen (Alveolen) ausgewaschen und kann zu Diagnostikzwecken verwendet werden. Im nächsten Schritt isolierten die Forscher die darin vorkommenden Proteine sowie Peptide und setzten sie bei Zellen als Schutz vor SARS-CoV-2 ein. Am erfolgreichsten zeigte sich in Folge α1AT, das in der Biologie als „Akutes Phase Protein“ schon länger bekannt ist. Zudem besitzt es noch weitere Wirkungsweisen: „Aber auch wenn keine Entzündung vorliegt, hilft Alpha 1 Antitrypsin dabei, immunologische Kollateralschäden im Gewebe zu begrenzen, indem es bestimmte Proteasen in Schach hält“, meint dazu Lukas Wettstein, Doktorand und Erstautor der Studie.
Ähnliche Präparate bereits zugelassen
„Unsere Forschung hat gezeigt, dass das körpereigene Protein Alpha 1 Antitrypsin dem angeborenen Immunsystem dabei helfen kann, die Coronaviren im Zaum zu halten und an der Vermehrung zu hindern“, berichten Carina Conzelmann und Tatjana Weil, die an den Experimenten beteiligt waren. Das macht den neuen Ansatz so vielversprechend, wobei es schon Medikamente gibt, die gegen einen α1AT-Mangel eingesetzt werden. Die dafür erforderlichen klinischen Studien sind bereits gestartet, damit schon bald eine therapeutische Anwendung erfolgen kann. „Körpereigene Proteine wie α1AT stärken also nicht nur unser angeborenes Immunsystem, sondern sie könnten auch im Kampf gegen die Pandemie therapeutisch eingesetzt werden“, gibt sich das Forschungsteam überzeugt.
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