Dass Rauchen das Risiko für zahlreiche Erkrankungen erhöht, ist allgemein bekannt. Während die physischen Folgen von Tabakkonsum bereits ausführlich untersucht wurden, gelten viele psychischen Auswirkungen jedoch weiterhin als unzureichend erforscht. Eine aktuelle Studie kam nun zu der Erkenntnis, dass Rauchen Depressionen, Schizophrenie und bipolare Störungen verursachen kann.
Korrelation bereits nachgewiesen
Im Rahmen eines Forschungsprojektes untersuchte ein kanadisches Forschungsteam inwieweit genetische Prädispositionen und Tabakkonsum Klinikeinweisungen aufgrund von schwerer Depression, Schizophrenie oder bipolarer Störung begünstigen. Obwohl frühere Studien bereits eine Korrelation zwischen Tabakkonsum und psychischen Problemen feststellen konnten, galt bislang als unklar, ob Rauchen mentale Beschwerden hervorruft oder ob Personen Tabak konsumieren, um Symptomen psychischer Erkrankungen entgegenzuwirken.
Tabakkonsum – eine Frage der Genetik?
Um diese Forschungslücke zu schließen, analysierten die Experten die Gesundheitsdaten von 350.000 Menschen aus der UK Biobank. Hierbei legten die Forscher den Fokus unter anderem auf Zwillingsstudien, bei denen Zwillinge identisches Genmaterial aufwiesen, aber in verschiedenen Haushalten aufwuchsen. Bei der Analyse dieser Daten stellte sich heraus, dass Tabakkonsum seitens der Adoptiveltern die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass die Adoptivkinder ebenso mit dem Rauchen beginnen. Wenn die Adoptiveltern keinen Tabak konsumierten, fiel das Risiko zwar geringer aus, es steigerte sich allerdings signifikant, wenn die biologischen Eltern der Kinder aktive Raucher waren. Die Experten ziehen daraus den Schluss, dass die Wahrscheinlichkeit Raucher zu werden maßgeblich von der Genetik abhängt.
Rauchen erhöht psychisches Erkrankungsrisiko
Die Entwicklung mentaler Krankheiten wird von diversen Faktoren beeinflusst und ist daher in der Regel nicht auf eine einzige Ursache zurückzuführen. Dennoch steigert Rauchen dem Forschungsteam zufolge das Risiko aufgrund einer psychischen Erkrankung in eine Klinik eingeliefert zu werden um 250 Prozent. Diese Tendenz zeigte sich nicht nur bei Depressionen, sondern auch bei Schizophrenie und bipolaren Störungen. „Es gibt eine Reihe genetischer Varianten, die wir als rauchbedingte Gene bezeichnen können. Die Personen im Datensatz, die diese Gene in sich trugen, aber nicht rauchten, hatten im Vergleich zu den rauchenden Trägern dieser Gene ein geringeres Risiko, mentale Störungen zu entwickeln“, erklärt Studienautor Doug Speed. Die Tatsache, dass die meisten Probanden bereits viele Jahre vor ihrer klinischen Einweisung mit dem Rauchen begannen, deutet ebenso darauf hin, dass Tabakkonsum das Risiko für psychische Erkrankungen erhöht.
Konkrete Ursache noch unklar
Worauf diese Kausalität konkret zurückzuführen ist, bleibt weiterhin unklar. Das Forschungsteam stellte allerdings mehrere Hypothesen auf, die im Rahmen weiterer Studien verifiziert werden sollten. Einer Theorie zufolge hemmt das in Zigaretten enthaltene Nikotin die Aufnahme von Serotonin – einem bedeutenden Neurotransmitter, der sowohl den Schlaf-Wach-Rhythmus als auch die Stimmungslage reguliert. Laut einem anderen Ansatz ruft Tabakkonsum diverse Entzündungsreaktionen im Gehirn hervor, die verschiedene Gehirnbereiche nachhaltig schädigen. Dies könnte in weiterer Folge psychische Krankheiten begünstigen.
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