Während der laufenden Covid-19 Pandemie wurden bereits etliche Therapieansätze im Kampf gegen das Virus angedacht. Nun soll ein Antidepressivum Abhilfe schaffen. Normalerweise wird der Wirkstoff Fluvoxamin bei der Behandlung von Depressionen, Psychosen und Zwangsstörungen eingesetzt, doch ein Forschungsteam der Washington School of Medicine in Missouri griff nun erstmals bei Covid-19-Erkrankten darauf zurück – mit positiven Ergebnissen. Inzwischen ist bekannt, dass ein schwerer Verlauf von Covid-19 auf einer Entgleisung der Immunreaktion basiert, welche zu schweren entzündlichen Reaktionen in der Lunge oder in anderen Organen führt. Diese Reaktion geht mit einem sogenannten Zytokinsturm einher, der sich in der Regel im Zuge der zweiten Krankheitswoche ereignet.
So wirkt Fluvoxamin
Fluvoxamin ist ein selektiver Serotonin-Wiederaufnahmehemmer und gehört somit zur Gruppe der Antidepressiva. Neben der Erhöhung der Serotoninkonzentration im Synaptischen Spalt der Nervenzellen, verstärkt es die Aktivität des Sigma-1-Rezeptors in den Zellen, welcher an der Regulation der zellulären Stressantwort beteiligt ist. Dies soll einen Zytokinsturm verhindern und somit prophylaktisch für einen milderen Verlauf der Viruserkrankung sorgen.
Was genau verbirgt sich hinter der Studie?
Das Forschungsteam rekrutierte vom 10. April bis zum 5. August 2020 152 Patienten im US-Bundesstaat Missouri, welche positiv auf Corona getestet wurden und bereits unter leichten Symptomen litten, aber noch eine sehr gute Sauerstoffsättigung (96 bis 98 Prozent) aufwiesen. Die Teilnehmer erhielten dreimal täglich 100mg des Wirkstoffes oder ein Placebo.
Nach 15 Tagen wies keiner der 80 Patienten, welche das Medikament erhalten hatten, eine klinische Verschlechterung auf. In der Kontrollgruppe hingegen entwickelte sich bei sechs der 72 Patienten ein schwerer Verlauf, vier von ihnen mussten letztlich ins Krankenhaus eingeliefert werden.
Sparsamer Umgang mit Ressourcen
Die meisten aktuellen Studien befassen sich mit der Suche nach adäquaten Wirkstoffen für jene Covid-Patienten mit den schwersten Verläufen. Ziel des Forschungsteams der Washington School of Medicine in Missouri hingegen ist es eine Therapie zu finden, die verhindert, dass der Krankheitsverlauf Covid-positiv gestesteter Patienten so mild bleibt, dass weder zusätzlicher Sauerstoff, noch ein Krankenhausaufenthalt nötig werden. Wenn die Vermeidung einer weitere Verbreitung des Virus schon nicht möglich scheint, so sollen zumindest die Krankhäuser entlastet werden. In einem nächsten Schritt wird die Studie landesweit ausgedehnt und überprüft.
Da es sich bei Fluvoxamin um ein Arzneimittel mit nicht zu unterschätzenden Interaktionen und Wirkungen handelt, sollte es in jedem Fall ausschließlich nach Rücksprache mit einem Arzt eingenommen werden.
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