Heutzutage ist es eine gängige Methode, dass Tiere für die Diagnostik von Krankheiten beim Menschen zu Rate gezogen werden. Vor allem Hunde gelten als Spezialisten, wenn es um das Erkennen von Krankheiten geht. Ob Corona, Epilepsie, Darm-, Prostata- oder Hautkrebs – unsere Vierbeiner können dies erschnüffeln. Neueste Studien haben allerdings gezeigt, dass auch Heuschrecken eine ähnliche Gabe besitzen.
In 250 Millisekunden zur Diagnose
Heuschrecken haben einen ausgezeichneten Geruchssinn durch ihre Fühler. Diese werden nun als Sensoren für die Erkennung von Krebs verwendet, um genau zu sein von Mundhöhlenkrebs. Neueste Studien der Michigan State University zeigen nun, dass Heuschrecken Mundhöhlenkrebs riechen können. Dafür werden Elektroden in die Hirnlappen der Insekten gepflanzt. Diese empfangen die Signale der Fühler, die den Krebs erkennen können. Im ersten Schritt der Forschung wurden drei verschiedene Arten von Mundkrebszellen, sowie gesunde Mundzellen gezüchtet. Diese Zellen produzieren Gase, die aufgefangen wurden. Als nächsten Schritt wurden diese Gase zu den Fühlern der Insekten geleitet, die unterschiedlich auf die Art der Zellen reagierten. Dadurch kann innerhalb von 250 Millisekunden genau festgestellt werden, welche Zellen krank sind und welche nicht. Für diese Forschung werden nur die lebenden Gehirne der Heuschrecken benötigt, was bedeutet, dass der Rest des Insekts faktisch tot ist. Es werden 40 Neuronen benötigt, um eine aussagekräftige Diagnose stellen zu können: das sind sechs bis zehn Heuschrecken. Das Ziel dieser Forschung ist, dass eines Tages Insekten mit Hilfe von Atemtests frühzeitig Mundhöhlenkrebs diagnostizieren können. Außerdem sollten dafür weniger Neuronen von Nöten sein, die dann im Idealfall auch künstlich hergestellt werden.
Diagnose Mundhöhlenkrebs
Der Krebs in der Mundhöhle wird häufig durch übermäßigen Konsum von Zigaretten und Alkohol ausgelöst. Meist handelt es sich um einen bösartigen Tumor, der von der Mundschleimhaut ausgeht. Dieser ist in der gesamten Mundhöhle, kann aber auch die Zunge und/oder den Mundboden betreffen. Grundsätzlich gilt, dass Fachpersonal aufgesucht werden sollte, wenn folgende Symptome länger als zwei Wochen anhalten:
- kleine Wunden im Mund, die nicht verheilen
- weißliche oder rote Flecken im Mund
- plötzliches Wackeln eines Zahns
- Schwellungen in der Mundhöhle
- Probleme beim Kauen und Schlucken
- Taubheitsgefühl der Zunge, Zähne oder Lippe
Der Krebs lässt sich je nach Stadium mit einer Chemo- oder Strahlentherapie behandeln oder wird operativ entfernt. Tatsache ist allerdings, dass eine Früherkennung immer gut ist, die unter anderem durch die Diagnose mit Heuschrecken möglich ist. Grundsätzlich gilt, dass eine gute Mundhygiene, regelmäßige Besuche beim Zahnarzt und das Vermeiden von Zigaretten und Alkohol den Ausbruch eines Mundhöhlenkarzinoms verringern.
Eine Frage der Ethik
Natürlich ist bei Forschungen mit Lebewesen immer wieder die Frage der Ethik zu stellen. Die Insekten können sich nicht mitteilen und es gibt unterschiedliche Informationen darüber, ob diese Schmerz empfinden. Einige behaupten, dass sie kein Schmerzempfinden haben, andere haben festgestellt, dass auch Heuschrecken durchaus Schmerzen haben können. Die Frage ist auch inwieweit das Leben eines Lebewesens für den Menschen geopfert werden darf und wer darüber entscheidet, was richtig oder falsch ist. Diese Fragen muss man sich vor Forschungsbeginn ohnehin immer wieder stellen und maximales Bewusstsein darüber schaffen, dass das Leben, egal von welcher Spezies, einen Wert hat. Geschichtlich betrachtet konnten Forschungen an Tieren für die Erhaltung oder Verlängerung eines Menschenlebens bereits massive Erkenntnisse bringen, von denen die gesamte Menschheit profitiert.
Was meinen Sie?