Bereits mit 30 Jahren beginnen unsere Muskeln abzubauen. Dieser Prozess setzt sich mit zunehmendem Alter fort, bis man mit 80 Jahren bereits etwa die Hälfte der ursprünglichen Muskelmasse eingebüßt hat. Für ältere Leute ist der Muskelschwund sehr gefährlich, da er die Wahrscheinlichkeit für Stürze und Knochenbrüche erhöht. Außerdem sind betagte Menschen, bei denen die Muskeln schon sehr schwach sind, häufig nur noch eingeschränkt mobil.
Ein Forscherteam aus der Schweiz hat nun entdeckt, warum genau die Muskeln im Alter abbauen – und wie man diesen Prozess womöglich aufhalten könnte.
Fettablagerungen im Muskel
In ihrer Studie, die kürzlich im renommierten Journal „Nature Aging“ erschien, führten die Forscher Untersuchungen an Mäusen durch. Sie fanden dabei heraus, dass sich im Laufe des Alterungsprozesses bei den Tieren vermehrt sogenannte Ceramide im Muskelgewebe anhäufen. Bei diesen handelt es sich um Fette, die auch Bestandteil der Haut sind und oft in Kosmetikprodukten verwendet werden. Der Grund für die vermehrte Ablagerung der Ceramide: bestimmte Proteine, die für die Umwandlung von Fett- und Aminosäuren zu Ceramiden verwendet werden, liegen in großen Mengen vor.
Keine Ceramide = kein Muskelabbau
Um die Auswirkung von Ceramiden auf die Muskelkraft näher zu untersuchen, verhinderten die Wissenschaftler die Herstellung dieser Fette in den Muskeln einiger Mäuse. Die Konsequenz: Im Laufe ihres Alterungsprozesses zeigten diese Tiere einen geringeren Muskelabbau. Im Vergleich zu den Mäusen, bei denen die Ceramid-Produktion nicht gestoppt wurde, konnten diese Versuchstiere im Alter außerdem längere Strecken zurücklegen.
Was genau geschieht im Muskel, wenn sich nicht mehr so viele Ceramide ablagern können? Die Forscher stellten fest, dass eine verringerte Ceramid-Bildung die Muskelstammzellen anregt. Dies führt wiederum dazu, dass die Muskeln mehr Proteine aufbauen können und länger stark bleiben.
Muskelabbau ist genetisch bedingt
Des Weiteren wurde in der Studie auch der Einfluss einer bestimmten Genvariante bei Menschen untersucht, die mit einer verringerten Herstellung von Ceramiden einhergeht. Mehrere tausend Menschen im Alter zwischen 70 und 80 Jahren wurden dafür untersucht. Bei etwa einem Viertel von ihnen lag das genannte Gen vor. Das Ergebnis: Diese Personen hatten im Vergleich zu den anderen Probanden noch mehr Muskelkraft, konnten längere Strecken gehen und besser von einem Stuhl aufstehen.
So bleiben die Muskeln stark
Natürlich wäre es wünschenswert, wenn die Erkenntnisse zur Entwicklung von Medikamenten eingesetzt werden könnten. Die Forscher wollen daher in Zukunft mit Pharmaunternehmen zusammenarbeiten. Bis aber tatsächlich ein Wirkstoff zur Behandlung von altersbedingtem Muskelschwund zur Verfügung stehen wird, ist noch weitere Forschung notwendig.
Es gibt allerdings Maßnahmen, die man auch jetzt schon ergreifen kann: Zum Beispiel ist es wichtig regelmäßig Sport zu treiben und dabei auch die Muskeln zu trainieren, etwa durch die Verwendung von Hanteln. Außerdem sollte man ausreichend trinken und sich gesund und eiweißreich ernähren. Auch durch ausreichend Schlaf kann man dem Muskelschwund vorbeugen.
Was meinen Sie?