Sport treiben oder doch lieber das Schonprogramm durchziehen? Viele Frauen stellen sich während ihrer Schwangerschaft die Frage, wie viel sportliche Betätigung ihnen zuzumuten ist. Einer aktuellen Studie zufolge lohnt es sich auch mit Baby im Bauch weiterhin körperlich aktiv zu bleiben: Regelmäßige Bewegung fördert nicht nur die Gesundheit der Mutter, sondern stärkt darüber hinaus die Lungenfunktion der Nachkommen.
Schadet Bewegungsmangel dem Nachwuchs?
Im Rahmen des Forschungsprojekts analysierten Experten der University of Oslo, inwieweit sich die Fitness der Mutter auf die Lungenfunktion der Neugeborenen auswirkt. Im Zuge dessen wurden die Daten von 814 gesunden Babys näher untersucht. „Frühere Studien haben gezeigt, dass Menschen mit einer niedrigen Lungenfunktion im Säuglingsalter ein höheres Risiko für Asthma, andere obstruktive Lungenerkrankungen und eine niedrigere Lungenfunktion im späteren Leben haben“, erläutert die Studienautorin Dr. Gudmundsdottir. Angesichts dieser Problematik beschlossen die Forscher, den Einfluss physischer Aktivität auf das Atmungssystem näher zu ergründen, da es sich hierbei um eine unkomplizierte und kostengünstige Präventionsmaßnahme handeln könnte.
Relevante Faktoren erfasst
Sämtliche Versuchsteilnehmerinnen gaben in der 18. und 34. Schwangerschaftswoche Auskunft über ihren Lebensstil, ihren aktuellen Gesundheitszustand, sozioökonomische Aspekte sowie ihre typische Ernährungsweise. Die Fachleute erfassten ebenfalls andere bedeutende Faktoren, wie beispielsweise das Alter der Mutter, Bildung, Body-Mass-Index vor der Schwangerschaft und den Nikotinkonsum. Im Rahmen der Datenerhebung wurde sowohl die Art der körperlichen Betätigung erfasst als auch die Intensität und Länge der Aktivität.
Passivität beeinträchtigt kindliche Lungenfunktion
Basierend auf den vorliegenden Angaben stufte das Team die Probandinnen im Anschluss als inaktiv, relativ aktiv oder sehr aktiv ein. Im Alter von drei Monaten wurde an allen Babys eine Lungenfunktionsmessung durchgeführt. Als Vergleichswert dienten Messungen der normalen Atemfrequenz bei ruhigen, wachen Säuglingen. Im Verlauf der Analysen fiel den Forschern ins Auge, dass insbesondere Nachkommen von inaktiven Müttern zu einer eingeschränkten Lungenleistung neigen. Nach genauer Evaluierung der vorliegenden Daten stellte sich heraus, dass von den 290 Neugeborenen der passiven Mütter 8,6 Prozent eine stark verringerte Lungenfunktion aufwiesen. Von den 524 Säuglingen agiler Mütter traten diese Dysfunktionen lediglich bei 4,2 Prozent auf.
Geringere Lungenleistung belegt
Von besonders hoher Bedeutung erwies sich das Verhältnis zwischen der Zeit bis zur intensivsten Atemflussstärke bei der Ausatmung und der Exspirationszeit (tPTEF/tE). Ein geringer Wert sei den Fachleuten zufolge ein klares Indiz für einen eingeschränkten Ausatmungsfluss. Der durchschnittliche tPTEF/tE-Wert aller 814 Neugeborenen lag bei 0,391, wobei die 290 Nachkommen inaktiver Mütter den niedrigsten Durchschnittswert aufwiesen (0,387) und die 299 Babys äußerst aktiver Mütter den höchsten (0,394). Laut den Experten würde hierbei jedoch kein signifikanter Unterschied vorliegen. Die Expertengruppe konnte weder beim Nachwuchs sehr bewegungsfreudiger Mütter noch bei Säuglingen passiver Mütter einen ausschlaggebenden beständigen Anstieg der tPTEF/tE-Werte feststellen. Die Forscher bemerkten allerdings, dass Neugeborene von inaktiven Müttern im Vergleich zu sportlichen Müttern über einen tPTEF/tE-Wert von weniger als 0,25 verfügten, was als statistisch relevanter Risikofaktor für eine geringe Atmungsfunktion gilt.
Weitere Entwicklung im Fokus
„Obwohl es keine eindeutige Definition für eine niedrige Lungenfunktion gibt, haben Studien auch aus unserer Gruppe ergeben, dass bei Säuglingen mit einem tPTEF/tE-Wert von weniger als 0,20 kurz nach der Geburt die Wahrscheinlichkeit höher ist, dass sie im Alter von zehn Jahren an Asthma erkranken“, erklärt Dr. Gudmundsdottir. „Wir haben einen Trend beobachtet, der die Bedeutung der Beratung von Frauen im gebärfähigen Alter und schwangeren Frauen über körperliche Aktivität unterstreicht. Möglicherweise gibt es jedoch Faktoren, die sowohl die körperliche Aktivität der Mutter als auch die Lungenfunktion des Nachwuchses beeinflussen, die wir nicht berücksichtigt haben und die die Ergebnisse beeinflussen könnten, sodass weitere Untersuchungen erforderlich sind”, ergänzt die Studienautorin.
Um die Entwicklung des Atmungsorgans in den Folgejahren genauer verfolgen zu können, planen die Forscher den Gesundheitszustand der partizipierenden Babys weiterhin zu überprüfen. Das Forschungsteam hofft in Zukunft die Zusammenhänge zwischen mangelnder physischer Betätigung und Atemwegserkrankungen bei Neugeborenen noch eingehender zu erforschen.
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