Ungewissheit, Lockdowns und ein eingeschränktes Sozialleben – viele Menschen sorgen sich zunehmend um ihre private und wirtschaftliche Zukunft. Angesichts der neuen Mutationen ist vor allem die Furcht vor einer Ansteckung dominant. Aktuelle Studien zeigen jedoch, dass genau dieser Gemütszustand das Infektionsrisiko erhöht.
Pandemie sorgt für immer mehr psychische Störungen
Seit dem Ausbruch der Coronapandemie kam es zu einem eklatanten Anstieg an psychischen Erkrankungen wie beispielsweise Panik- und Angststörungen sowie Depressionen. Bei den Ursachen spielen neben finanziellen Aspekten und sozialer Isolation auch gesundheitliche Sorgen, Zukunftsängste und fehlende Alltagsstrukturen eine wichtige Rolle. Psychiatrien und andere Behandlungseinrichtungen haben aufgrund des hohen Bedarfs Schwierigkeiten sämtlichen Betroffenen eine angemessene Therapie zu ermöglichen. Bereits jetzt fällt es vielen Behandlungsbedürftigen schwer einen Therapieplatz zu finden.
Hauptrisikofaktoren für schwere Krankheitsverläufe entdeckt
Forscher des Center for Disease Control and Prevention befassten sich im Rahmen einer umfangreichen Studie mit den häufigsten Risikofaktoren einer Coronainfektion. Im Rahmen des Forschungsprojekts analysierten sie die gesundheitlichen Daten von 500.000 Patienten, die sich im Zeitraum von März 2020 bis März 2021 aufgrund von Covid-19 im Krankenhaus aufhielten. Während der Untersuchungen identifizierten sie 18 ausschlaggebende Faktoren, die sowohl eine Covid-Erkrankung an sich als auch einen gravierenden Verlauf der Infektion begünstigen. Angststörungen wurden hierbei an achter Stelle angeführt. Ein noch höheres Risiko ermittelten die Forscher bei Bluthochdruck, Störungen des Fettstoffwechsels oder der Speiseröhre, Adipositas, Herzerkrankungen, Diabetes sowie Nierenkrankheiten. Hinsichtlich Corona als Todesursache wurde Angst neben starkem Übergewicht als bedeutendster Risikofaktor identifiziert.
Stresshormone schwächen das Immunsystem
In bedrohlichen Situationen erkennt der Körper das Gefahrenpotenzial und schüttet daraufhin das Stresshormon Cortisol aus. Gemeinsam mit dem Botenstoff Adrenalin vermittelt es dem Gehirn, Glucose als Energiequelle zu produzieren. Im Verlauf dieses Prozesses erhöht sich der Blutdruck, die Herzfrequenz steigt und der Fettstoffwechsel wird angeregt. Dieser Vorgang kann vor allem in Gefahrensituationen lebensnotwendig sein, denn er stimuliert sowohl die Leistungsfähigkeit als auch die Konzentration des Körpers und versetzt ihn somit in Flucht- oder Kampfbereitschaft. Allerdings profitieren nur gewisse Körperfunktionen von der Energiezufuhr, denn andere körperliche Prozesse wie Verdauung oder Immunsystem werden durch die Ausschüttung dieses Hormons geschwächt. Wird nun permanent Cortisol freigesetzt, so besteht die Gefahr, dass körperliche Abwehrkräfte nachhaltig beeinträchtigt werden. Dies kann in verlangsamter Wundheilung, einem erhöhten Infektionsrisiko und Herz-Kreislauf-Erkrankungen resultieren.
Gelassenheit statt Angst: So funktioniert’s
Der Neurowissenschaftler und Psychiater Raphael Bonelli erkennt eindeutige Parallelen zwischen diesen wissenschaftlichen Erkenntnissen und der beruflichen Erfahrung mit seinen Patienten. Laut dem Mediziner sei es gerade jetzt besonders wichtig, der aktuellen Lage im Alltag mit mehr Gelassenheit zu begegnen. Eine unbeschwerte Einstellung könne vor allem durch Humor entwickelt werden. Hilfreich sei es ebenso, sich anderen Interessen und Freizeitbeschäftigungen zuzuwenden, sodass Corona keinen zentralen Stellenwert im Leben einnimmt. Angst sei hingegen nicht nur in diesem Kontext problematisch, sondern würde allgemein die Lebensqualität stark einschränken. Dies liege daran, dass sich Betroffene oft zurückziehen und beginnen, Isolation als Schutzmauer zu betrachten. Gerade in diesen Fällen sei es von zentraler Bedeutung auf die gesundheitsschädlichen Auswirkungen von Angst hinzuweisen und Menschen nachhaltige Alternativen zu präsentieren.
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