Die gesundheitlichen Beeinträchtigungen, die nach einer Corona-Infektion auftreten können, sind vielfältig. Schon vor längerer Zeit hat sich herausgestellt, dass das Virus nicht nur die Lunge, sondern auch andere Organe schädigen kann. Besonders beunruhigend sind hierbei auch die Ergebnisse einer US-amerikanischen Studie, die vor Kurzem veröffentlicht wurde – berichtet wird von Auswirkungen auf Gehirn und Nervensystem, die auch viele Monate nach einer Corona-Erkrankung auftreten können.
Langanhaltende Beeinträchtigungen
Viele Menschen gehen nach einer Corona-Infektion davon aus, dass nach Ende der Symptome alles überstanden ist – doch dabei handelt es sich leider um eine Fehleinschätzung: Ein Großteil der Betroffenen klagt auch Monate nach der Virusinfektion noch über Spätfolgen – man spricht dabei von Long-Covid. Anhaltende Erschöpfungszustände, eingeschränkte Belastbarkeit, Atembeschwerden und Geruchs- und Geschmacksstörungen sind nur wenige der bereits bekannten Long-Covid-Symptome. Auch Organe wie das Gehirn werden durch das Virus massiv beeinträchtigt und rücken damit immer mehr in den Fokus der Wissenschaft. Forscher fanden nun heraus, dass nicht nur ältere Personen anfällig für neurologische Symptome nach einer Corona-Erkrankung sind – auch junge Menschen sind gefährdet.
Wie Corona das Gehirn angreift
In den USA ging man dieser Sache nun genauer auf den Grund: Dazu wurde eine Querschnittsstudie mit 740 Probanden angelegt, die im Zeitraum von April 2020 bis Mai 2021 stationär oder ambulant wegen Covid-19 behandelt wurden. Alle Teilnehmenden waren außerdem 18 Jahre alt oder älter und keiner davon hatte eine Vorgeschichte von Demenz. Bei der Untersuchung wurde ein genaues Augenmerk darauf gelegt, inwieweit die Probanden unter einer Beeinträchtigung der Aufmerksamkeit, des Arbeitsgedächtnisses oder der Verarbeitungsgeschwindigkeit leiden. Ebenfalls untersucht wurde die Beschaffenheit des Sprachgedächtnisses und die Fähigkeit der Wiedererkennung. Die Ergebnisse der Studie sind bedenklich: Vor allem die hospitalisierten Covid-Patienten hatten enorm mit kognitiven Beeinträchtigungen zu kämpfen. Erschreckend ist auch, dass die Symptome keinesfalls nur bei älteren Personen auftraten, auch jüngere waren betroffen – das Durchschnittsalter lag bei 49 Jahren. Die Studie ergab, dass fast ein Viertel der Covid-Patienten des Mount Sinai Health System Registers Gedächtnisprobleme aufwies. Als Ursache für die Beschwerden wird von Experten eine chronische Neuroinflammation vermutet. Nicht nur hospitalisierte, sondern auch ambulante Patienten leiden dabei an einem sogenannten „Nebel im Gehirn“, auch Brain Fog genannt. Diese Beeinträchtigungen treten im Durchschnitt auch noch sieben Monate nach der Corona-Infektion auf – es wird vermutet, dass die Schäden im Gehirn auch nachhaltig sein können.
Weitere Studien erforderlich
„In dieser Studie fanden wir eine relativ hohe Häufigkeit von kognitiven Beeinträchtigungen mehrere Monate nach der Erkrankung an Covid-19. Beeinträchtigungen der exekutiven Funktionen, der Verarbeitungsgeschwindigkeit, der Kategorienkompetenz, der Gedächtniskodierung und des Gedächtnisabrufs waren bei den hospitalisierten Patienten vorherrschend“, erläutern Jacqueline Becker und ihre Kollegen von der Icahn School of Medicine am Mount Sinai in New York in ihrer Studie. Die Forscher plädieren nun dafür, dass zukünftig weitere Studien dazu erforderlich sind, um die Risikofaktoren und Mechanismen zu identifizieren, die der kognitiven Dysfunktion zugrunde liegen, und um eine mögliche Rehabilitation zu schaffen. Denn zu viele wichtige Fragen – auch zur langfristigen Behandlung von Covid-Patienten – sind derzeit noch offen.
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