Die Corona-Pandemie hat die Psyche vieler Menschen enorm belastet. Durch die gelockerten Maßnahmen kann das Leben mittlerweile teils wieder richtig genossen werden – allerdings nicht von allen: Aktuell haben es viele Menschen nicht einfach,vor allem diejenigen, die am sogenannten Cave-Syndrom leiden. Die Corona-Maßnahmen haben die Menschen dazu gezwungen in ihren Häusern zu bleiben und soziale Kontakte zu meiden – viele wagen sich nach so langer Zeit nun kaum noch aus ihrer „Höhle“ heraus.
Vermeintlich wiedergewonnene Freiheit
Freunde dürfen wieder getroffen werden, eine sportliche Freizeitgestaltung ist endlich wieder möglich, Kulturveranstaltungen finden wieder statt und sogar die Clubs in Deutschland haben seit Kurzem wieder geöffnet. All diese Dinge, die jeder so stark vermisst hat, weil sie schließlich einmal zum Leben gehören, sind wieder möglich – mit nur mehr wenigen Einschränkungen und Ausnahmen. Viele Menschen genießen ihre wiedergewonnen Freiheiten und die Aufbruchsstimmung, die sich breit macht. Andere wiederum finden aus der erzwungenen Isolation gar nicht mehr so richtig zurück ins normale Leben – bei diesen Schwierigkeiten ist vom sogenannten Cave-Syndrom die Rede.
Das sind die Ursachen
In den USA gaben in einer Befragung im Februar 2021 rund 46 Prozent der Probanden an, sich dabei nicht wohl zu fühlen zu ihrem Alltag vor Corona zurückzukehren. Statistische Daten aus Deutschland fehlen derzeit noch. In Lockdown-Zeiten wurden die Menschen andauernd dazu aufgerufen zuhause zu bleiben und auch zwischenmenschliche Beziehungen blieben auf der Strecke. „Nach 18 Monaten haben wir uns daran gewöhnt, dass es wenig sozialen Austausch gibt“, erklärt der Frankfurter Psychologe Ulrich Stangier. Außerdem wurde das Treffen mit Menschen mit einem großen Risiko verbunden, sodass es irgendwann auch mit etwas Negativem verbunden wurde. Im Corona-Lockdown wurden schließlich andere Dinge gesucht, die einem im Alltag Spaß bereiten – und die jetzt attraktiver erscheinen.
Was genau ist das Cave-Syndrom?
Das Cave-Syndrom bezeichnet kein pathologisches Phänomen, man kann es eher als eine Art Anpassungsreaktion sehen. Der Psychologe Ulrich Stangier bezeichnet es als eine vorübergehende „soziale Anhedonie“ – also das Unvermögen, Freude an sozialen Begegnungen zu empfinden. Diese Anpassungsphase dauert in der Regel rund zwei bis drei Monate. Wenn sich Menschen jedoch auch nach dieser entscheidenden Phase noch weiter selbst isolieren, kann sich im schlimmsten Fall eine Angststörung entwickeln – denn langanhaltende und stressreiche Belastungen gelten oftmals als Risikofaktor für die Heranbildung einer Angststörung. Falls diese Entwicklung bei sich selbst oder anderen Menschen aus dem direkten Umfeld beobachtet wird, sollte dringend professionelle Hilfe aufgesucht werden – nähere Informationen dazu gibt es beispielsweise auf der Website der Psychologischen Coronahilfe.
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