Jeder kennt es: Man öffnet – meist aus Langeweile – nur kurz seinen Instagram-Account und schaut sich ein paar Urlaubsbilder von Freunden oder den neuesten Post einer beliebten Influencerin an. Aus den wenigen Minuten werden dann unbewusst rasch mehrere Stunden, die man damit verbringt sich durch die Masse an Fotos zu scrollen. Das kann Spaß machen – birgt aber auch Gefahren für die Psyche. Schon länger stehen Social-Media-Plattformen im Verdacht bei ihren Nutzern Depressionen auszulösen. Auch die Befunde einiger Studien haben die Nutzung sozialer Netzwerke mit psychischen Problemen in Verbindung gebracht. Doch lösen Facebook, Instagram und Co. wirklich Depressionen aus?
Weniger Zeit online = mehr gute Stimmung
Depressionen sind eine weit verbreitete Krankheit: Etwa 280 Millionen Menschen weltweit erfüllen die Diagnose-Kriterien. Das bedeutet, dass in etwa jeder 20. Erwachsene an dauerhafter Niedergeschlagenheit und Antriebslosigkeit leidet. Die Ursachen für diese schwerwiegende psychische Krankheit können vielfältig sein – ein möglicher Grund: Hoher Social-Media-Konsum. Das legen zumindest die Ergebnisse eines Forscherteams der University of Pennsylvania nahe.
Teilnehmer dieser Studie waren knapp 150 amerikanische Studenten. Ein Teil der Probanden wurde aufgefordert, den Konsum von sozialen Medien zu reduzieren: Nur noch zehn Minuten täglich für jede Online-Plattform waren erlaubt. Der andere Teil der Probanden war hingegegn genauso oft online wie zuvor. Das Ergebnis: Bei Probanden mit reduziertem Konsum zeigten sich – im Vergleich zum Rest der Teilnehmer – nach drei Wochen bedeutsame Verbesserungen ihrer depressiven Symptome. Außerdem gaben sie an sich weniger einsam zu fühlen als noch zu Beginn der Studie.
Erhöhtes Bewusstsein für den Konsum
Allerdings hatte die Studienteilnahme auch positive Effekte für diejenigen, die nicht weniger Zeit online verbrachten: Alle Teilnehmer berichteten nämlich nach Studienende generell weniger ängstlich zu sein. Auch das Gefühl, etwas zu verpassen, wenn man nicht ständig online ist, konnte bei beiden Gruppen gemildert werden. Die Autoren der Studie interpretierten dies so: Offenbar erzeugte die Teilnahme am Experiment ein erhöhtes Bewusstsein für den eigenen Konsum. Allein diese Tatsache führte zu weniger Ängstlichkeit, selbst wenn die online verbrachte Zeit gar nicht reduziert wurde. Die Studie zeigt also: Sich lediglich selbst vor Augen zu führen, wie viel Zeit man mit sozialen Netzwerken „verschwendet“, kann bereits hilfreich sein. Noch besser ist es aber natürlich den Konsum zu limitieren.
Auswirkungen auf die Psyche
Doch warum rufen soziale Medien überhaupt so viele negative Gefühle hervor? Zum einen zeigen Nutzer auf den Plattformen immer ihr bestes Gesicht; negative Erfahrungen werden hingegen meist nicht mit der Allgemeinheit geteilt. Durch den Vergleich mit Anderen kann somit schnell Neid, Frust und Unzufriedenheit entstehen. Außerdem glauben viele Menschen den unrealistischen Schönheitsidealen von Influencern entsprechen zu müssen und setzen sich infolgedessen selbst unter Druck. Stundenlang online zu sein kann darüber hinaus auch mit Einsamkeit einhergehen: Wer viel Zeit in Social Media investiert, trifft sich oftmals seltener mit Freunden oder Familie. Chats oder Videoanrufe können den persönlichen sozialen Kontakt mit den Liebsten allerdings keinesfalls ersetzen.
Schutz vor Depressionen
Wie weiter oben bereits erwähnt, ist es sehr wichtig zu beobachten, wie viel Zeit man auf Social-Media-Plattformen verbringt. Wenn man einsam ist, sollte man aktiv werden und aus dem Haus gehen. Also lieber spazieren gehen, sich mit Freunden treffen, etc. anstatt durch Instagram und Co. zu scrollen. Oft tut es auch gut das Handy einfach mal für ein paar Stunden auszuschalten, um dem ewigen Vergleich mit anderen Menschen aus dem Weg zu gehen. Wer aber das Gefühl hat seine Niedergeschlagenheit nicht loszuwerden, sollte sich unbedingt professionelle Hilfe suchen. Beispielweise kann eine Psychotherapie bei Depressionen und anderen psychischen Problemen hilfreich sein.
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