Tätowierungen werden längst nicht mehr nur mit Rebellion oder Kriminalität verbunden, wie es lange der Fall war. Die vielseitige Körperkunst ist in unserer heutigen Gesellschaft weitgehend akzeptiert und geschätzt. Mittlerweile werden Tattoos auch nicht mehr ausschließlich in Kreativ-Berufen toleriert – auch die Körper von Profisportlern oder einer deutschen First Lady werden von den vielfältigen Verschönerungen geziert. Doch welche gesundheitlichen Risiken birgt dieser Trend und wer sollte dabei besonders aufpassen?
Wer besser auf Tattoos verzichten sollte
Über 16 Millionen Deutsche (etwa 20 Prozent) sind tätowiert. Doch die vermeintlich harmlosen Verzierungen sind nicht so unbedenklich, wie es scheint – vor allem für jene Personen: Bei Herzpatienten kann eine Infektion schwerwiegende Auswirkungen haben. Solche Entzündungen kommen in etwa 0,5 bis 6 Prozent der Fälle vor. Gelangen die Bakterien erst einmal in die Blutbahn, können diese körpereigene Organe wie das Herz angreifen. Davor warnt die Deutsche Herzstiftung in einer aktuellen Mitteilung.
Herzpatienten sollten die Finger von Tattoos lassen
Die Folgen einer solchen Komplikation können variieren: Von harmlosen Infektionen, die schnell wieder verheilen, bis hin zu erheblichen Herzentzündungen ist je nach Vorbelastung alles möglich. Insbesondere Herzpatienten wie jene mit operierten Herzklappen sind gefährdet. Denn Bakterien haben vor allem bei geschwächten Organen ein leichtes Spiel. Wird beim Tätowieren unsauber gearbeitet, können Krankheitserreger in die Wunde geraten. Besonders Keime wie Streptokokken, Pilze, Herpes- oder Papillomaviren können dann beträchtlichen Schaden anrichten.
Infektionen können tödlich enden
Die dadurch verursachten Infektionen können zu Beginn harmlos erscheinen, in weiterer Folge jedoch beträchtliche Auswirkungen haben. Wenn sich diese in tiefer liegenden Hautschichten ausbreiten, können Abszesse entstehen. Erreichen die Keime die Blutbahn, können sogar Organe befallen werden. Solche Infektionen können tödlich enden, beispielsweise wenn das Herz betroffen ist: Gelangen Erreger in die Herzinnenhaut, kann eine Endokarditis (Herzinnenhautentzündung) lebensbedrohend sein. In diesem Fall müssen meist riskante Eingriffe am Herzen durchgeführt werden. Auch eine Sepsis (Blutvergiftung) kann durch Infektionen in der Tattoo-Wunde entstehen und einen ebenso lebensgefährlichen Krankheitsverlauf verursachen.
Vorsicht vor allergenen Stoffen
Da die verwendeten Farbpigmente im besten Fall ewig halten sollen, werden diese mit verschiedenen Chemikalien angereichert. Vor allem der rote Farbton und Inhaltsstoffe wie Nickel, Mangan, Chrom und Formaldehyd bergen ein großes Risiko für Allergiker. Meistens fallen allergische Reaktionen eher oberflächlich aus. Dabei kann es zu Brennen, Juckreiz oder Rötungen kommen. Unschön wird es, wenn sich Stellen verhärten oder Knötchen bilden. Dadurch kann der eigentliche Zweck der Verschönerung leicht verfehlt werden, denn diese sind oft nur schwer zu entfernen.
Selten, aber nicht unmöglich ist bei einer allergischen Reaktion der anaphylaktische Schock. Dabei ist ein Verkrampfen der Atemwege oder Kreislaufversagen möglich. Diese Reaktion kann unter Umständen tödlich enden.
Empfehlung der Herzstiftung
Die Herzstiftung rät daher folgenden Gruppen von Tattoos ab:
- Patienten mit angeborenen Herzkrankheiten
- Menschen mit Erkrankungen der Herzklappen
- Betroffene mit erhöhtem Risiko einer Entzündung der Herzinnenhaut
- Allergiker mit vielen verschiedenen Allergien
- Menschen mit Schuppenflechte und anderen über den ganzen Körper verteilten Hautkrankheiten
Obwohl Tätowierungen meist das ganze Leben betreffen, wurde bisher nur wenig zu deren Langzeitwirkungen geforscht. Man geht jedoch davon aus, dass sich einige Pigmente im umliegenden Lymphknoten festsetzen und kleine Nanopartikel auch in die Blutbahn gelangen. Wie unser Stoffwechsel diese verwertet, wurde noch nicht hinreichend geklärt.
Laserentfernung kann krebserregend sein
Auch nach einer Entfernung via Lasertechnik ist das Tattoo nicht spurlos verschwunden; es bleiben immer Rückstände der Pigmente und Narben zurück. Bei diesem Eingriff können neue Verbindungen entstehen, welche ebenso gesundheitliche Gefahren bergen: Manche dieser Verbindungen gelten als krebserregend. Daher sollte man vor allem bei größeren Motiven in Erwägung ziehen auf eine Entfernung zu verzichten, um kein unnötiges Risiko einzugehen.
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