Allein in Deutschland gibt es über sieben Millionen Diabetiker. Mindestens jeder zweite davon leidet unter einer Hautkrankheit. Experten zufolge können solche Beschwerden auch ein Signal für eine unzureichende Behandlung sein, auf einen lebensgefährlichen Notfall hindeuten, oder aber ein Hinweis auf bislang unentdeckten Diabetes sein.
Flecken, Jucken, etc. können auf Diabetes hinweisen
In vielen Fällen entsteht Diabetes Typ 2 langsam und ohne spezifische Symptome. Oftmals wird die Erkrankung erst dann diagnostiziert, wenn bereits Folgeerkrankungen aufgetreten sind. Es existieren allerdings Warnsignale, bei denen Patienten und Ärzte wachsam werden und einen existenten Diabetes in die Überlegungen miteinbeziehen sollten. Fachleute der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) haben erklärt, auf welche Symptome speziell zu achten ist und was im Falle von zutreffenden Beschwerden zu tun ist.
Die Haut und Diabetes sind eng miteinander verknüpft. Zwischen 30 und 70 Prozent der Diabetiker leiden unter dermatologischen Beschwerden. Mehr als 50 Hautkrankheiten können in Verbindung mit Diabetes auftreten. Aus welchen Gründen die Erkrankungen so eng miteinander verknüpft sind, ist noch nicht ganz klar. Es wird allerdings angenommen, dass durch die Entzündungsprozesse, Ansammlungen von zuckerhaltigen Substanzen in der Haut, sowie das geschwächte Immunsystem bakterielle Infektionen und Pilze ein leichtes Spiel haben.
Die häufigsten Warnsignale
Der DDG zufolge zählen bräunliche, rundliche und narbenähnliche Flecken, die meist über dem vorderen Schienbein in Erscheinung treten, zu den häufigsten Hautbeschwerden von Diabetespatienten. Laut den Angaben sind bis zu 70 Prozent aller Diabetiker von dieser diabetischen Dermopathie betroffen. In vielen Fällen ist diese Pigmentveränderung der erste Hinweis auf einen bisher unerkannten Diabetes. Sollte man derartige Flecken an Schienbeinen, Füßen oder Unterarmen finden, sollte der Hausarzt oder Diabetologe den Nüchtern-Blutzucker kontrollieren. Meist verschwinden die Flecken, wenn der Diabetes richtig eingestellt ist.
Auch starke hartnäckige Pilzinfektionen an den Füßen, Achseln, Leisten, unter der Brust, im Vaginal- oder Analbereich sind Anzeichen für Diabetes. Chronische Pilzerkrankungen mit unangenehmem Juckreiz werden als Marker-Krankheit für Diabetes mellitus angesehen. In den meisten Fällen handelt es sich bei dem Erreger um Candida albicans. Hierbei gilt ebenfalls unbedingt den Nüchtern-Blutzucker untersuchen zu lassen. Hat sich dieser Wert wieder normalisiert, kann der Pilz meist mithilfe von Cremes oder Zäpfchen erfolgreich ausgeheilt werden.
Bei Nagelpilz sollte der Profi ran
Patienten mit Nagelpilz klagen in erster Linie nicht über quälenden Juckreiz, sondern verdickte Nagelplatten, Flecken, sowie brüchige und rissige Nägel. Dies ist für Diabetiker besonders problematisch, denn zerstörte Nägel machen es Bakterien leicht in den Körper einzudringen. Auf diese Weise kann es zum Beispiel zum gefürchteten diabetischen Fußsyndrom kommen.
Die Behandlung von Nagelpilz ist bei Diabetikern somit keine kosmetische „Sanierung“, sondern medizinisch notwendig. Sie sollte in jedem Fall von Experten vorgenommen werden. Ärzte können eine professionelle Fußpflege bei Podologen verschreiben.
Wenn Bakterien durch kleine Wunden an den Füßen in den Körper gelangen, kann es zu einer schwerwiegenden Wundinfektion kommen, auch Erysipel oder Wundrose genannt. Dabei färbt sich die Haut stark rötlich und die Färbung breitet sich schnell immer weiter aus. Meist ist dies an den Unterschenkeln oder im Gesicht der Fall. Kommen Schüttelfrost und hohes Fieber hinzu handelt es sich um einen medizinischen Notfall: Eine Blutvergiftung. Daher sollte der nächste Weg bei diesen Warnsignalen direkt in ein Krankenhaus führen. In den meisten Fällen wurde die Blutvergiftung durch Streptokokken ausgelöst, doch es kann sich auch um Staphylokokken handeln. Bei diesen ist eine Behandlung komplexer, da sie oftmals gegen diverse Antibiotika resistent sind. Egal ob Diabetiker also Blasen, Hühneraugen oder einfache Druckstellen an den Füßen haben, sie müssen ganz besonders auf ihre Haut an den Füßen Acht geben.
Welche Folgen eine Diabeteserkrankung noch mit sich bringen kann, erfahren Sie hier:
Auch Nierenschäden sind möglich
Zahlreiche Diabetespatienten sind zudem von trockener Haut betroffen, oft von Juckreiz begleitet. Dem zu widerstehen fällt schwer, sodass sich viele von ihnen an gut erreichbaren Stellen kratzen. Dadurch werden feine Risse und Schuppen, sowie Rötungen oftmals verstärkt.
Bleiben herkömmliche Behandlungsmethoden wie Antihistaminika und Kortisonsalben erfolglos, sollten bei Ärzten die Alarmglocken läuten. Nicht nachlassender Juckreiz, der nicht therapiert werden kann, kann bei Diabetikern auf eine Nierenfunktionsstörung hindeuten. Teilweise bringt eine Lichttherapie der Haut Linderung. Es sollte jedoch unbedingt ein Dermatologe konsultiert werden, mit (eventuellen) Nierenschäden muss sich ein Nephrologe auseinandersetzen.
Prävention
Diabetespatienten können ihre Hautgesundheit durchaus selbst positiv beeinflussen. Eine tägliche Pflege ist unverzichtbar. Hierbei sollte vor allem auf feuchtigkeitsspendende Wirkstoffe wie Aloe Vera, Vitamin E, Glycerin, Hamamelis, Harnstoff oder Panthenol zurückgegriffen werden.
Speziell im Winter sollten Diabetiker des Weiteren nicht zu heiß oder lange baden und den Körper danach stets sorgfältig abtrocknen. Darüber hinaus gilt es insbesondere den Füßen viel Aufmerksamkeit und Pflege zu schenken, sowie mindestens zwei Liter Wasser oder ungesüßten Tee täglich zu trinken. Auf diese Weise wird die Haut gut durchfeuchtet und Verletzungen an den Füßen vermieden.
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