Viele Deutsche sind von chronischem Schnarchen und Schlafapnoe betroffen. Die sogenannte Telemedizin könnte nun aber dazu beitragen, dass sich hier Besserung einstellt. Auf diese Weise könnten mögliche schwere Folgen von Schlafstörungen verhindert werden. Diese reichen von Herzinfarkten und Schlaganfällen bis hin zu einer reduzierten Lebensdauer.
Telemedizin im Gespräch
Die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) hat kürzlich einen Artikel herausgegeben, der die Ergebnisse einer Online-Pressekonferenz vom 19. Juni über die Therapie von chronischem Schnarchen und Schlafapnoe behandelt. In diesem wird dargelegt, wie die Telemedizin eine bedeutsame Rolle bei der Behandlung der genannten Beschwerden einnehmen kann.
Fast die Hälfte der Männer schnarcht
Beim Schnarchen kann es zu einer Lautstärke von bis zu 90 Dezibel kommen – wie bei einem LKW, der plötzlich durch das Schlafzimmer braust. Ein Geräuschpegel von 90 Dezibel würde auch am Arbeitsplatz die Werte von Lärmschutzverordnungen übertreffen.
Ungefähr 44 Prozent der Männer und 28 Prozent der Frauen zwischen dem 30. Und 60. Lebensjahr gelten als chronische Schnarcher. Beim krankhaften Schnarchen kommt es während dem Schlaf mehrmals zu Atemstillständen, die Betroffene aufwecken. Dies wird Schlafapnoe genannt.
Schlafapnoe belastet den Körper
Schlafapnoe hat bedingte Aktivierungen des Stressnervensystems zur Folge. Zudem steigt der Blutdruck und die Herzfrequenz erhöht sich. Die gestörte Atmung belastet somit das Herz-Kreislauf-System und erhöht so das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Als Folge können sich Bluthochdruck oder Herzrhythmusstörungen entwickeln. Auch das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko steigt für Betroffene an. In schweren Fällen reduziert sich die Lebensdauer.
Mangelnde Schlafqualität hat gravierende Folgen
Das ständige Aufwecken durch die Atemprobleme macht die Regeneration von Körper und Geist schwierig. Die essenziellen Schlafstadien, der Tief- und der Traumschlaf, werden nicht mehr ausreichend durchlebt. Infolgedessen kann es zu Müdigkeit, Sekundenschlaf, Antriebslosigkeit, Depressionen, Erschöpfung, sowie Konzentrations- und Gedächtnisstörungen kommen.
Darüber hinaus steigt das Risiko für Unfälle am Arbeitsplatz und im Straßenverkehr drastisch an. Diverse Studien haben ergeben, dass die Wahrscheinlichkeit einen Unfall zu erleiden für Patienten mit einer unbehandelten Schlafapnoe bis zu zehn Mal höher ist als für Personen mit einem gesunden Schlaf. Zudem leiden Menschen mit Schlafstörungen oftmals auch an Libidoverlust oder Potenzstörungen. Andere Untersuchungen haben dargelegt, dass bis zu 30 Prozent der Deutschen von einer Schlafapnoe betroffen sind, die dringend behandelt werden sollte. Die geschätzte Dunkelziffer wird außerdem sehr hoch vermutet, denn vielen Betroffenen ist das Dilemma gar nicht richtig bewusst.
Vielfältige Therapiemöglichkeiten
Leichte bis mittelschwere Fälle von Schlafapnoe können oft mithilfe einer Gewichtsreduktion und einer Einschränkung des Alkoholkonsums behandelt werden. Eine weitere Option sind sogenannte Unterkiefer-vorverlagernde Schienen, die einigen Studien zufolge ebenfalls einen positiven Effekt haben. Auch chirurgische Therapieverfahren können Abhilfe schaffen.
Obstruktive Schlafapnoe wird jedoch gewöhnlich mit einer Überdrucktherapie behandelt, die meist auch bei schweren Fällen rasch zur erhofften Linderung führt. Schon nach kurzer Zeit erfahren Patienten eine signifikante Steigerung ihrer Leistungsfähigkeit und Lebensqualität. Auf längere Sicht kann auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei genügender Anwendung wieder gesenkt werden.
Telemedizin-Modul für optimale Überdrucktherapie
Aktuell verwenden ungefähr eine Million Deutsche mit Schlafapnoe die Überdrucktherapie. Über ein integriertes Telemedizin-Modul ist es möglich, dass moderne Geräte für das Therapieverfahren jeden Tag wichtige Daten an Betroffene und die zuständigen Ärzte übermitteln. Auf diese Weise können Schwierigkeiten bei der Behandlung früher erkannt und beseitigt werden. Die Patienten können sich auch besser mit der Therapie arrangieren. Bei der Nutzung dieser Module werden selbstverständlich die europäischen Datenschutzrichtlinien eingehalten.
Hier erfahren Sie mehr über die Ursachen und Symptome von Schlafapnoe:
Zukunft der Telemedizin hängt von Krankenkassen ab
Speziell in Zeiten von Corona sind solche telemedizinischen Ansätze enorm nützlich. Der Forschungsgruppe zufolge erkundigen sich seit Covid-19 immer mehr Menschen nach telemedizinischer Betreuung. Vor allem schlafmedizinische Praxen und Klinik-Ambulanzen könnten in Zukunft vermehrt solche Technologien anbieten. Um die bereits existenten telemedizinischen Optionen erfolgreich anbieten und erweitern zu können, ist es allerdings unbedingt erforderlich, dass die Kosten dafür zukünftig von den Krankenkassen getragen werden.
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