Im Allgemeinen genießt Hausstaub alles andere als einen guten Ruf – zumeist wird er mit Unordnung, mangelnder Hygiene und potenziellen Gesundheitsrisiken in Verbindung gebracht. Laut einer aktuellen Studie können die unerwünschten Immissionen jedoch auch mit gesundheitlichen Vorteilen einhergehen, indem sie zu einem vielfältigen Darmmikrobiom beitragen.
Wie Hausstaub die Darmflora beeinflusst
Eine diverse, ausgewogene Darmflora gilt für viele physiologische Funktionen als unabdingbar – sie stärkt das Immunsystem, produziert zahlreiche Vitamine und ist sogar dazu in der Lage bestimmte Giftstoffe zu neutralisieren. Die Struktur unseres Darmmikrobioms wird von verschiedenen Mikroorganismen geprägt, die auch im Hausstaub zu finden sind. Um herauszufinden, wie diese Immissionen unsere Gesundheit beeinflussen, führten Experten der South China Agricultural University ein umfangreiches Forschungsprojekt durch. Konkret wurde untersucht, wie sich die regelmäßige metabolische und chemische Exposition mit Mikropartikeln in Innenräumen auf das Darmmikrobiom auswirkt.
Mikrobiom im Darm und Wohnbereich erforscht
Im Zuge dessen erhob das Team die Angaben von 56 chinesischen Kindern im Alter von drei bis zehn Jahren mittels elektronischer Fragebögen. Durch die Befragung gelang es den Experten mehr als 40 persönliche und umweltbezogene Attribute und Ernährungsgewohnheiten herauszukristallisieren. Darüber hinaus entnahmen die Mediziner sämtlichen Probanden Fäkalproben, um die Struktur der Darmflora zu erforschen. Anhand verschiedener ausgefeilter Methoden entschlüsselten die Fachleute zudem die genaue Zusammensetzung des Innenraum-Mikrobioms im Lebensumfeld der Kinder. Um auch externe Einflussfaktoren zu berücksichtigen, wurde darüber hinaus eine Schätzung der jährlichen Schadstoffbelastung vorgenommen.
Überraschende Ergebnisse
Bei der Evaluierung der Daten konnte das Forschungsteam insgesamt 6.247 Innenraummikroben, 1.442 Innenraum-Stoffwechselprodukte sowie 318 weitere mikrobielle Spezies identifizieren. Zur Überraschung der Forscher stellte sich heraus, dass sich in Innenräumen häufig auftretende Clostridien und Bazillen positiv auf die mikrobielle Vielfalt im Darm auswirken und dadurch mit gesundheitlichen Vorteilen einhergehen können. Die Häufigkeit sogenannter Indol-Metaboliten wurde ebenso mit einer gesunden Darmflora assoziiert. Bei Indol handelt es sich um eine chemische Verbindung, die in vielen tierischen und pflanzlichen Geweben vorkommt und oftmals als Ausgangsstoff für die Herstellung von Arzneimitteln wie Serotonin, Schmerzmitteln und Antipsychotika verwendet wird.
Vielfältige Darmflora dank Pflanzen und Haustieren
Neben dem Hausstaub-Mikrobiom erfassten die Experten auch andere Faktoren, welche die Zusammensetzung des Darmmikrobioms maßgeblich beeinflussen. So wiesen Heranwachsende, die sich überwiegend in Räumlichkeiten mit Zimmerpflanzen und Haustieren aufhielten, tendenziell ein diverses Darmmikrobiom auf, was sich wiederum positiv auf den allgemeinen Gesundheitszustand auswirkte. Eine ähnliche Tendenz konnte auch bei jenen Kindern festgestellt werden, die häufig Gemüse zu sich nahmen. Der überproportionale Konsum von Säften und Pommes korrelierte allerdings mit einer ungesunden Darmflora.
Verbesserte Darmgesundheit durch angepassten Wohnbereich?
Den Forschern zufolge deuten die vorliegenden Ergebnisse darauf hin, dass das Innenraum-Mikrobiom eine bedeutende Rolle bei der Struktur der menschlichen Darmflora spielt. Demnach nehme nicht nur die Ernährung hinsichtlich der Darmgesundheit einen hohen Stellenwert ein, sondern auch der direkte Wohnbereich. Laut dem Forschungsteam könnte es zukünftig möglich sein, eine vielfältige Darmflora effektiv zu fördern, indem Innenraum-Mikroorganismen gezielt an die Bedürfnisse des Darmmikrobioms angepasst werden.
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