Schmerzempfindlichkeit, Mundgeruch und Blutungen – mit diesen Symptomen kündigt sich zumeist eine Zahnfleischentzündung an. Obwohl die sogenannte Gingivitis weit verbreitet ist, wird sie in vielen Fällen nicht ernst genommen und bleibt somit unbehandelt – mit teils fatalen Folgen. Zahnfleischentzündungen sorgen nämlich nicht nur für Beschwerden im Mund-Rachen-Raum, sondern erhöhen darüber hinaus das Risiko für gefährliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Basierend auf diesem Zusammenhang entwickelten Forscher nun eine spezielle Mundspülung, die Auskunft über das Erkrankungsrisiko gibt.
Orale Entzündungsbelastung analysiert
Im Rahmen einer Studie analysierten Fachleute der kanadischen McMaster University die orale Entzündungsbelastung anhand von Mundspülungs-Proben. Das Ziel der Experten bestand darin, frühe Warnzeichen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen möglichst schnell zu identifizieren, sodass Personen mit erhöhtem Risiko rechtzeitig angemessene Gegenmaßnahmen treffen können. Dadurch wäre es möglich, in Zukunft viele Todesfälle zu vermeiden.
Probanden ohne herkömmliche Risikofaktoren untersucht
Am Forschungsprojekt beteiligten sich insgesamt 28 Probanden im Alter von 18 bis 30 Jahren. Sämtliche Versuchsteilnehmer litten unter keiner Herz-Kreislauf-Erkrankung und wiesen zudem keine Krankheiten oder Verhaltensweisen auf, die das kardiovaskuläre Erkrankungsrisiko erhöhen. Vor den Laboruntersuchungen erhielten alle Teilnehmer die Anweisung, für einen Zeitraum von sechs Stunden weder Nahrungsmittel noch Getränke zu sich zu nehmen. Ausschließlich Wasser durfte konsumiert werden.
Entzündungswerte durch Mundspülung erfasst
Zu Beginn der Laboruntersuchungen wurden sämtliche Versuchsteilnehmer dazu angewiesen, ihren Mund mit Wasser auszuspülen. Im Anschluss erfolgte eine Spülung mit Kochsalzlösung, von der die Mediziner Proben für die spätere Analyse extrahierten. Danach wurde an allen Probanden ein Elektrokardiogramm durchgeführt, um deren Herzströme zu messen. Abschließend erfassten die Fachleute den Blutdruck, die Pulswellengeschwindigkeit sowie die sogenannte flussvermittelte Dilatation. Während die Pulswellengeschwindigkeit über die Elastizität der Blutgefäße informiert, gibt die flussvermittelte Dilatation Auskunft über das Ausmaß, in dem sich die Arterien in Reaktion auf einen erhöhten Blutfluss erweitern können. Beide Messwerte gelten als wichtige Indikatoren zur Ermittlung des kardiovaskulären Erkrankungsrisikos.
Bedeutende Korrelation aufgedeckt
Bei näherer Analyse der Mundspülungsproben stießen die Forscher auf relevante Erkenntnisse: Ein hoher Anteil an weißen Blutkörperchen infolge einer Entzündung stand mit einer beeinträchtigten flussvermittelten Dilatation in Verbindung. Den Experten zufolge deutet diese Korrelation auf ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei den Betroffenen hin. Da allerdings kein Zusammenhang zwischen der Menge an weißen Blutkörperchen und der Pulswellengeschwindigkeit nachgewiesen werden konnte, bleibt weiterhin unklar, wie sich Zahnfleischentzündungen konkret auf die Dehnbarkeit der Arterien auswirken.
Funktionsfähigkeit der Arterien beeinträchtigt
Basierend auf den erzielten Erkenntnissen gehen die Mediziner davon aus, dass Zahnfleischentzündungen, die sich auf das Gefäßsystem ausbreiten, die Funktionsfähigkeit der Arterien beeinträchtigen. Konkret geht es hierbei um die Fähigkeit der Blutgefäße Stickoxid herzustellen – ein bedeutendes Gasmolekül, das unter anderem die Gefäßerweiterung, den Blutdruck sowie die Blutgerinnung reguliert.
Optimale Mundhygiene als Präventionsmaßnahme
Angesichts der gewonnenen Erkenntnisse empfiehlt der Studienautor Dr. Trevor King, eine möglichst niedrige orale Entzündungslast anzustreben, um das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen nachhaltig zu reduzieren: „Eine optimale Mundhygiene wird zusätzlich zu den regelmäßigen Zahnarztbesuchen immer empfohlen, vor allem in Anbetracht dieser Erkenntnisse“, betont der Experte. Trotz der vielversprechenden Ergebnisse handelte es sich bei diesem Forschungsprojekt lediglich um eine Pilotstudie. Im Rahmen zukünftiger Forschungsprojekte planen die Mediziner, die Studienpopulation zu erweitern und auch Personen mit einer fortgeschrittenen Zahnfleischentzündung zu berücksichtigen.
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