Rund 4,6 Millionen Menschen in Deutschland leiden an Krebs. Je nach Krebsform, Stadium und Lokalisation kommen unterschiedliche Behandlungsformen zum Einsatz, um die Symptomatik bestmöglich zu lindern. In den letzten Jahren werden Betroffene immer häufiger mit der sogenannten Immuntherapie behandelt. Ein deutsches Forschungsteam identifizierte nun einen bislang unbekannten Abwehrmechanismus des Körpers, der diese Therapieform noch effektiver gestalten könnte.
Angepasste Krebszellen als Schwachstelle
Immuntherapien zielen darauf ab, das körperliche Abwehrsystem so zu stimulieren, dass mutierte Zellen erfolgreich bekämpft werden. Bei der Behandlung werden die sogenannten Killer-T-Zellen des Immunsystems aktiviert, welche dazu in der Lage sind Krebszellen zu eliminieren. Im Verlauf der Therapie besteht jedoch das Risiko, dass sich entartete Zellen zunehmend an gesundes Gewebe anpassen und dadurch von den Killer-T-Zellen nicht mehr entdeckt werden. Forscher der deutschen Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg arbeiten intensiv an effektiven Methoden, um diese Schwachstelle zu beseitigen: „In unseren Arbeiten haben wir nach Strategien gesucht, wie wir auch solche, für T-Killerzellen ‚unsichtbaren‘ Krebszellen bekämpfen können. Dabei sind wir auf die besonderen Fähigkeiten der sogenannten T-Helferzellen gestoßen“, erläutert Prof. Dr. Thomas Tüting, Studienleiter und Direktor der Universitätshautklinik am Universitätsklinikum Magdeburg.
T-Helferzellen als Hoffnungsträger
Im Rahmen ihrer Untersuchungen machten die Fachleute eine interessante Entdeckung: Bereits eine geringe Anzahl an T-Helferzellen erwies sich als genauso effektiv gegen Krebszellen wie eine deutlich größere Menge an Killer-T-Zellen. Die T-Helferzellen waren sogar dazu in der Lage jene Krebszellen zu eliminieren, die von Killer-T-Zellen nicht identifiziert werden konnten. Mittels modernster Mikroskopiemechanismen gelang es den Experten herauszufinden, worauf diese Besonderheit zurückzuführen ist.
Erfolgreiche Immunzellen-Kombination
Während Killer-T-Zellen in das Krebsgewebe vordringen und mit den entarteten Zellen in Kontakt treten, sind T-Helferzellen überwiegend am Rand des mutierten Gewebes zu finden, wo sie chemische Botenstoffe freisetzen und so mit anderen Immunzellen interagieren. Dadurch werden Fresszellen des Immunsystems auf das Krebsgewebe aufmerksam. Gemeinsam schütten die Immunzellen entzündliche Botenstoffe aus, die mutierte Zellen aus der Ferne gezielt eliminieren können. Den Forschern zufolge sei die Zusammenarbeit zwischen T-Helfer- und Fresszellen von entscheidender Bedeutung, um das gesamte Immunsystem im Kampf gegen Krebszellen zu mobilisieren. Darüber hinaus spiele diese Interaktion auch bei der Bekämpfung von viralen und bakteriellen Infektionen eine wichtige Rolle.
Vielversprechende Forschungsgrundlage geschaffen
Die gewonnenen Erkenntnisse schaffen eine vielversprechende Forschungsgrundlage für die Weiterentwicklung von Immuntherapien. Basierend auf den erzielten Ergebnissen arbeiten die Mediziner aktuell an einer speziellen Behandlungsform, die auch bei jenen Patienten anschlagen soll, deren Krebserkrankung von Killer-T-Zellen nicht identifiziert werden kann.
Was meinen Sie?