Schnell und einfach zur Traumfigur – das erhoffen sich viele Menschen von dem Medikament Ozempic, das eigentlich für Diabetiker gedacht ist. In letzter Zeit sorgten Prominente in den USA für Schlagzeilen, weil sie für das Arzneimittel als Abnehmhilfe warben. Eine neue Studie zeigt nun: Ozempic könnte das Risiko für Krebs erhöhen.
Bedrohliche Nebenwirkungen
Die EU-Arzneimittel-Aufsicht (EMA) verwies auf die Gefahren von Diabetes- und Adipositas-Medikamenten der dänischen Firma Novo Nordisk. Diese könnten das Risiko erhöhen, an Schilddrüsenkrebs zu erkranken. Hinweise dafür gab es in einer Studie bei Patienten mit Diabetes Typ 2, die Medikamente mit dem Wirkstoff Semaglutid einnahmen. Dieser ist in Ozempic und Wegovy enthalten – bei letzterem handelt es sich um ein Medikament zur Behandlung von Fettleibigkeit. Die EMA warnt auch vor ähnlichen Medikamenten der Firmen Eli Lilly, Astrazeneca und Sanofi. In den USA empfehlen die Arzneimittelbehörden, auf die Einnahme von Wegovy zu verzichten, wenn es in der Familie bereits Fälle von Schilddrüsenkrebs gegeben hat.
Medikamentenmissbrauch als Abnehmhilfe
Zehn bis 15 Prozent des Körpergewichts kann man laut Studien mithilfe von Ozempic innerhalb eines Jahres abnehmen. Unter Stars und Sternchen soll es daher bereits üblich geworden sein, sich den Wirkstoff zur Perfektionierung der Bikinifigur zu verabreichen. Auch Unternehmer Elon Musk warb für Ozempic zum Abnehmen.
Experten befürchten nun, dass das Mittel missbraucht wird. Der eigentliche Zweck des Medikaments ist nämlich die Behandlung von Altersdiabetes: Der Wirkstoff Semaglutid sorgt dafür, dass mehr Insulin ausgeschüttet wird und der Blutzuckerspiegel sinkt. Außerdem bewirkt er, dass sich der Magen langsamer entleert und schneller ein Sättigungsgefühl eintritt. Schon seit längerer Zeit werden Medikamente mit ähnlicher Wirkung bei Diabetikern angewandt. Auch für die Behandlung von Adipositas ist ein Medikament mit Semaglutid zugelassen, und zwar unter dem Namen Wegovy. Dieses ist in Deutschland noch nicht verfügbar – daher lassen sich viele Menschen zum Abnehmen anscheinend Ozempic verschreiben.
Krebs und Gallensteine für die Traumfigur?
Ozempic wurde in letzter Zeit immer wieder knapp, weil es sich viele gesunde Menschen zum Abnehmen verschreiben lassen. Dadurch war zeitweise nicht mehr ausreichend für Diabetiker verfügbar.
Die vermeintlich bedenkenlose Abnehmhilfe fordert jedoch ihren Preis: Verstopfung, Völlegefühl, Übelkeit, Bauchschmerzen und Müdigkeit zählen zu den Nebenwirkungen, vermutlich auch Gallensteine und Bauchspeicheldrüsenentzündungen. Dabei ist noch gar nicht bekannt, wie genau es sich bei Menschen auswirkt, die nicht fettleibig sind oder an Diabetes leiden. Wie die EMA mitteilte, wird Ozempic nun auch mit Schilddrüsenkrebs in Verbindung gebracht.
Außerdem könnten die Hoffnungen auf starken Gewichtsverlust enttäuscht werden: In den Studien, in denen die Wirksamkeit von Semaglutid untersucht wurde, machten die Probanden auch Sport und passten ihre Ernährung an. Daher wird Ozempic allein mit großer Wahrscheinlichkeit nicht ausreichen, um abzunehmen. Außerdem verlieren Nicht-Fettleibige durch das Mittel vermutlich weniger an Gewicht als Patienten, die es zur Behandlung von Adipositas einnehmen – nach dem Absetzen des Medikaments nehmen die meisten Menschen zudem sehr schnell wieder zu.
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