Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in Deutschland für ein Drittel der Todesfälle verantwortlich. Bei einer von fünf Frauen besteht das Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung, so die American Heart Association. Im Zuge einer retrospektiven Kohortenstudie untersuchten nun Forschende der Robert Wood Johnson Medical School, inwiefern Fruchtbarkeitsbehandlungen mit hämorrhagischen sowie ischämischen Infarkten zusammenhängen können.
Risiko eines Herzinfarktes um 66 Prozent erhöht
In den Vereinigten Staaten sind sieben Prozent der mit Schwangerschaft verbundenen Todesfälle einem Herzinfarkt geschuldet. Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die Haupttodesursache von Frauen weltweit. Im Zuge der Studie wurden Daten von US-amerikanischen Schwangeren verwendet, die im Krankenhaus entbunden hatten und innerhalb eines Jahres nach der Entbindung aufgrund einer Komplikation mit einem Herzinfarkt hospitalisiert wurden. Die Schwangeren waren zwischen 15 und 54 Jahre alt. Die Daten stammen aus den Jahren 2010 bis 2018.
Die Studie ergab, dass eine Fruchtbarkeitsbehandlung das Risiko für einen Herzinfarkt innerhalb von zwölf Monaten nach der Entbindung um stolze 66 Prozent erhöht. Die erhöhte Gefahr besteht bereits ab 30 Tagen postpartum. Insbesondere für einen hämorrhagischen Infarkt war das Risiko auffällig hoch. Je mehr Zeit nach der Entbindung verging, desto höher fiel auch die Wahrscheinlichkeit für einen Herzinfarkt aus.
Zusammenspiel von verschiedenen Faktoren
Faktoren, die mit einem Herzinfarkt vor oder nach einer Geburt korrelieren, sind unter anderem Frühgeburten, Diabetes, Adipositas, fetale Wachstumsrestriktion sowie eine hypertensive Schwangerschaftserkrankung. Letztere stellt mit 5,2 Prozent ein besonders stark erhöhtes Risiko für einen zukünftigen Herzinfarkt dar.
Die Forschenden halten jedoch fest, dass es auch möglich sei, dass körperliche Veränderungen, ein prothrombotischer Zustand sowie Veränderungen der mütterlichen Hämodynamik, die mit einer Fruchtbarkeitsbehandlung einhergehen, zu dem erhöhten Herzinfarktrisiko beitragen. Menschen, die sich Fruchtbarkeitsbehandlungen unterziehen, könnten außerdem bereits existierende gesundheitliche Probleme haben. Dazu zählen beispielsweise Adipositas, Rauchen oder Alkoholkonsum. Eine Schwangerschaft kann, so die Forschenden, diese präexistenten Probleme verstärkt ans Licht bringen.
Ergebnisse unterscheiden sich von vergleichbaren Studien
Die Ergebnisse der Studie stehen teils im Widerspruch mit vergleichbaren Studien der vergangenen Jahre. So kam sowohl die Studie von Ge als auch die Untersuchung Udells zu dem Ergebnis, dass Fruchtbarkeitsbehandlungen das Risiko eines Herzinfarktes sogar reduzieren würden. Die Studie von Cairncross aus dem Jahr 2020 fand wiederum keinerlei Zusammenhänge zwischen Unfruchtbarkeit und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor. Eine weitere Studie verfasst von Liang et al stellte hingegen ein erhöhtes Risiko für einen nicht-tödlichen Herzinfarkt fest. Ein erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt identifizierte die Studie von Baldini nur bei höherem Alter der Schwangeren. Die aktuelle Studienlage ist somit nicht eindeutig und die Ergebnisse zeigen in verschiedene Richtungen.
Trotz der unterschiedlichen Ergebnisse der bereits existierenden Forschungen empfehlen die Autoren der aktuellen Studie allerdings vor allem eines: Auf die Herzgesundheit von Schwangeren besonders zu achten. Um das Risiko eines Herzinfarktes zu minimieren, sollten Schwangere bereits vor der Entbindung gründlich untersucht werden und auch nach der Geburt des Kindes adäquat behandelt werden.
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