Das Trend-Medikament Wegovy ist seit kurzem in Deutschland auf Rezept erhältlich. Kann Adipositas nun aus der Welt geschafft werden? Laut dem Hersteller Novo Nordisk: ja – doch gibt es eine große Anzahl an Nebenwirkungen.
Übergewicht in Deutschland stark verbreitet
Ein großer Teil der deutschen Bevölkerung ist von Übergewicht betroffen. Laut der deutschen Adipositas Gesellschaft sind mit 53 Prozent etwa die Hälfte der Frauen und mit 67 Prozent etwa zwei Drittel der Männer in Deutschland übergewichtig. Als adipös, also stark übergewichtig, gilt hierzulande circa ein Viertel der Erwachsenen. In den letzten Jahren nahm die Zahl der jungen übergewichtigen Erwachsenen immer weiter zu. In den OECD-Ländern ist etwa ein Viertel der Bevölkerung von Adipositas betroffen. Übergewicht kann sich stark auf die Gesundheit eines Menschen auswirken; Folgeerkrankungen sind unter anderem Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ II Diabetes, Arthrose, Gicht, oder auch ein erhöhtes Risiko für psychische Krankheiten.
Für wen ist Wegovy gedacht?
Medikamente, die versprechen zur Gewichtabnahme beizutragen, werden oftmals nicht nur von Menschen mit Adipositas geschätzt – in den USA erfreut sich das Diabetes-Medikament Wegovy auch bei vielen Nicht-Übergewichtigen großer Beliebtheit. Die Folgen: Der Medikamentenpreis von Wegovy und ähnlichen Medikamenten, beispielsweise Ozempic, stieg kürzlich stark an. Als Folge können jene, die das Medikament aufgrund ihrer Diabetes Erkrankung tatsächlich benötigen, es sich nun schwerer leisten.
Wegovy ist seit ein paar Monaten auch in der Europäischen Union und seit kurzem darüber hinaus in Großbritannien zugelassen. Wer das Medikament einnehmen darf, ist in Deutschland jedoch strenger geregelt als in den USA: Ein Rezept für Wegovy erhalten ausschließlich Patienten, die adipös sind oder zusätzlich zu Übergewicht an gewichtsbedingten Problemen wie Typ II Diabetes, Blutdruck, oder abnormen Blutfettwerten leiden.
20 Prozent niedrigeres Herzinfarktrisiko
Eine von Novo Nordisk in Auftrag gegebene Studie ergab, dass die Einnahme von Wegovy das Risiko eines Herzinfarktes um 20 Prozent reduzieren kann. Durchgeführt wurde die Studie an 17.000 Personen über 45 Jahren über einen Zeitraum von fünf Jahren. Peer-reviewed ist die Studie noch nicht; Novo Nordisk gab die Ergebnisse am 8. August bekannt.
Risiken der Einnahme
Die Liste der häufigen Nebenwirkungen von Wegovy ist lang. Patienten klagten Angaben zufolge oft über Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Aktuell wird von der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EAA) überprüft, inwiefern die Einnahme von GLP-1 Rezeptoragonisten wie Wegovy und Ozempic, die den Wirkstoff Semaglutid enthalten, sowie Sacenda mit dem Wirkstoff Liraglutid, Suizid- und Selbstverletzungsgedanken begünstigt.
Eine brasilianische Studie deckte bereits auf, dass die Verwendung von Medikamenten wie Wegovy und Ozempic eine Gefahr für Operationen darstellen kann, bei denen ein nüchterner Magen erforderlich ist. Ein Viertel der Patienten, die die vorgegebene Zeit vor der Operation gefastet hatten und ein auf Semaglutid basierendes Medikament einnahmen, hatten bei der Operation noch Nahrung im Magen. Dies war selbst bis zu zehn Tage nach dem Absetzen des Medikaments noch der Fall. Im Juni diesen Jahres standen die Medikamente Ozempic und Wegovy außerdem in den Schlagzeilen, weil die Europäische Arzneimittel-Agentur die Medikamente auf ein erhöhtes Risiko für Schilddrüsenkrebs hin untersuchte.
Die vermuteten Risiken scheinen sich bislang aber nicht sonderlich auf den Hype rund um Wegovy auszuwirken – nach der Zulassung in Großbritannien schoss der Aktienwert von Novo Nordisk merklich nach oben.
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