TikTok zählt zu den beliebtesten sozialen Medien Deutschlands – vor allem unter jungen Nutzern. Rund 67 Prozent der deutschen Jugendlichen verwenden die App täglich oder mehrmals pro Woche. Obwohl das Videoportal überwiegend zur Unterhaltung genutzt wird, birgt es auch potenzielle Gefahren. So kursieren auf der Plattform mehrere riskante Challenges, die Heranwachsende zu gesundheitsgefährdendem Verhalten motivieren. Ein derartiger Trend führte in Deutschland bereits zu Notarzteinsätzen.
Verhängnisvolle Chip Challenge
Wem es gelingt, einen extrem scharfen Tortilla-Chip zu essen, gewinnt – so lautet die Devise der sogenannten Hot Chip Challenge auf TikTok. Viele Jugendliche nehmen die Herausforderung an und filmen sich während der riskanten Aktion – mit teils fatalen Folgen. So führte die Challenge zu diversen Notarzteinsätzen in verschiedenen Bundesländern.
Die gesundheitlichen Beschwerden sind in erster Linie auf einen speziellen Inhaltsstoff des Maischips zurückzuführen – der Paprikapflanze Carolina Reaper. Diese gilt mit 9.300 Milligramm Capsaicin als schärfste Chilisorte der Welt und liegt somit deutlich über dem vom Bundesinstitut für Risikobewertung empfohlenen Grenzwert von 6.000 Milligramm pro Kilogramm.
Die Dosis macht das Gift
In geringer Menge kann sich der pflanzliche Wirkstoff Capsaicin durchaus positiv auf die Gesundheit auswirken. So gilt er unter anderem als schmerzlindernd, entzündungshemmend und verdauungsfördernd. Auch Stoffwechsel und Appetit werden durch den Verzehr von Capsaicin oftmals angeregt. Bei großen Mengen können sich die positiven Auswirkungen jedoch ins Gegenteil verkehren: So drohen bei Überkonsum Durchfall, Übelkeit sowie Bauchschmerzen. Die Atemwege können durch einen Überschuss an Capsaicin ebenso gereizt werden, was in weiterer Folge zu Atemnot führen kann. Da der Wirkstoff in großen Mengen den Blutdruck erheblich erhöht, besteht bei Risikogruppen darüber hinaus die Gefahr, dass Herzprobleme auftreten. Gelangt hochdosiertes Capsaicinpulver mit der Hornhaut in Berührung, können zudem schwerwiegende Augenschäden die Folge sein.
Kleinkinder besonders gefährdet
Angesichts des ernstzunehmenden Gesundheitsrisikos rät Theresia Weimar-Ehl von der Verbraucherzentrale Saarland zu großer Vorsicht: Der Konsum extrem scharfer Chili-Lebensmittel könne gefährliche Blutdruckkrisen hervorrufen, die sich bei manchen Menschen als lebensbedrohlich erweisen. Insbesondere Kleinkinder gelten als gefährdet – laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) führte der Verzehr derartiger Produkte in dieser Altersgruppe bereits zu Todesfällen. Eltern sollten unbedingt darauf achten, dass ihre Kinder nicht unbeabsichtigt extrem scharfe Chili-Produkte zu sich nehmen, appelliert Weimar-Ehl. Auch Verkäufer stehen in der Verantwortung, dieses Gesundheitsrisiko weitestgehend zu minimieren: So ist der Verkauf von extrem scharfen Tortilla-Chips an Heranwachsende unter 18 Jahren strafbar. Schwangere, Stillende sowie Personen, die unter Herz- oder Magenproblemen leiden, sollten aus gesundheitlichen Gründen ebenso vom Verzehr absehen.
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