Frisch gegrillte Burger, bunte Süßigkeiten und cremige Torten – mit diesen ansprechenden Bildern möchten viele Unternehmen potenzielle Kunden zum Konsum ungesunder Produkte animieren. Laut einer aktuellen Studie könnte das Betrachten derartiger Darstellungen jedoch auch zu einem gegenteiligen Effekt führen und dadurch sogar die Behandlung von Adipositas erleichtern.
Hirnreaktionen von zahlreichen Probanden gemessen
Frühere Studien deuteten bereits darauf hin, dass das wiederholte Betrachten desselben Lebensmittel-Bildes ein Sättigungsgefühl hervorrufen kann. Im Rahmen des aktuellen Forschungsprojektes untersuchten Mediziner der dänischen Aarhus University in Kooperation mit Forschern der University of Chinese Academy of Sciences in Peking nun, ab welcher wiederholten Lebensmittel-Darstellung das Sättigungsgefühl konkret einsetzt. Darüber hinaus berücksichtigten die Fachleute die Auswirkungen von Bildvariationen. An der Studie nahmen mehr als 1.000 Probanden teil, denen Bildern von Süßigkeiten in unterschiedlicher Häufigkeit und in diversen Variationen gezeigt wurden. Basierend auf den Hirnreaktionen der Versuchsteilnehmer ergründeten die Experten, wie sich die visuellen Elemente auf deren Appetit und Sättigungsgefühl auswirkten.
Geringerer Verzehr dank Lebensmittel-Bildern
Zunächst präsentierten die Mediziner den Versuchsteilnehmern Bilder mit orangefarbenen Schokolinsen. Während bestimmte Probanden diese Darstellung nur drei Mal betrachteten, bekamen sie andere Teilnehmer 30 Mal zu sehen. Im Anschluss an das Experiment wurden alle Teilnehmer gebeten anzugeben, wie viele Schokolinsen sie konsumieren möchten. Jene Versuchsteilnehmer, die die Abbildungen am häufigsten gesehen hatten, wiesen das stärkste Sättigungsgefühl auf und wählten daher tendenziell eine geringere Menge an Süßigkeiten als die anderen Probanden.
Eindeutige Tendenz erkennbar
Als die Forscher beim zweiten Durchlauf Schokolinsen in verschiedenen Farben zeigten, konnten keine signifikanten Unterschiede festgestellt werden. Auch als Abbildungen von Kau-Dragees einer anderen Marke mit unterschiedlichen Geschmacksrichtungen präsentiert wurden, setzte sich die Tendenz fort. Laut dem Studienautor Tjark Andersen deuten die Ergebnisse somit darauf hin, dass bei der Erfassung des Sättigungsgefühls neben Farbe und Geschmack auch weitere Faktoren berücksichtigt werden müssen.
Wenn Gedanken zu Körperreaktionen führen
Dem Experten zufolge sei vor allem die Häufigkeit der Bildwiederholungen für das Sättigungsgefühl ausschlaggebend: „In unseren Experimenten konnten wir veranschaulichen, dass die Teilnehmer, die dasselbe Bild 30 Mal sahen, ein stärkeres Sättigungsgefühl empfanden als vor dem Betrachten der Darstellung. Unser Appetit ist enger mit unserer kognitiven Wahrnehmung verbunden, als die meisten von uns denken.“ In der Hirnforschung ist dieses Phänomen als „grounded cognition theory” bekannt. Laut dieser Theorie lösen Gedanken an ein gewisses Objekt eine messbare physiologische Reaktion aus. Wenn man sich beispielsweise vorstellt, eine bestimmte Sorte von Süßigkeiten zu verzehren, werden dieselben Gehirnareale aktiviert, als wenn man die Süßwaren tatsächlich konsumieren würde.
Potenzieller Ansatz gegen Adipositas
Dem Forschungsteam zufolge könnten die gewonnenen Erkenntnisse zukünftig einen wichtigen Beitrag zur Prävention und Behandlung von Adipositas leisten. Tjark Andersen schlägt vor, eine App zu programmieren, die bei Appetit auf ein bestimmtes Gericht entsprechende Bilder anzeigt und dadurch ein Sättigungsgefühl hervorruft. Bevor derartige Projekte umgesetzt werden, bedarf es allerdings noch weiterer Forschung. Im Zuge der aktuellen Studie verzehrten die Probanden, denen häufig dasselbe Lebensmittel-Bild präsentiert wurde, nämlich nur etwas weniger Süßigkeiten, was einer Reduktion von weniger als 50 Kilokalorien entsprach. Um effektiv Kalorien zu sparen, müsste die Methode laut dem Studienautor auf eine Art und Weise konzipiert werden, dass das Sättigungsgefühl bei Appetit auf ein größeres Gericht so verstärkt wird, dass Betroffene vollkommen auf die Mahlzeit verzichten können.
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