Endlich wird es wieder wärmer – Zeit sich einen schattigen Platz im Grünen zu suchen und zu entspannen. Doch Vorsicht: Was viele als ideale Erholungsbedingungen ansehen, lockt auch Zecken an, die gefährliche Erkrankungen wie die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen können. Forscher entdeckten nun einen bedeutenden Zusammenhang zwischen einem erhöhten FSME-Risiko und Pollenflugdaten. Dieser soll zukünftig nun ein effektiveres Frühwarnsystem ermöglichen.
Zecken als häufigste Erreger
In den meisten Fällen wird eine FSME-Erkrankung durch sogenannte Flaviviren ausgelöst. Die häufigsten Überträger dieser Viren sind Zecken: Durch einen Biss gelangen die Erreger in die menschliche Blutbahn. Von dort verursachen sie grippeähnliche Beschwerden wie ein allgemeines Krankheitsgefühl, Fieber sowie Kopf- und Gliederschmerzen. Bei den meisten Patienten ist die Erkrankung nach Abklingen der Symptome überstanden. Ein kleiner Teil entwickelt jedoch nach einer symptomfreien Phase eine gefährliche Hirnhautentzündung, die zu chronischen Lähmungen, neurologischen Ausfällen sowie Schluck- und Sprechstörungen führen kann. In seltenen Fällen verläuft diese Krankheitsphase tödlich.
FSME-Risiko von Nagetierpopulation abhängig
Bis vor wenigen Jahren galt das Infektionsrisiko nur in bestimmten, stark bewaldeten Gebieten Deutschlands als erhöht, mittlerweile sollte man sich allerdings in jeder Region des Landes vor Zecken in Acht nehmen. Im Allgemeinen wird das Risiko eines Zeckenbisses und somit auch das FSME-Risiko maßgeblich durch die Anzahl an Nagetieren beeinflusst. Diese dienen den Blutsaugern oftmals als zentraler Wirt, dessen Blut sie für ihre Entwicklung und Reproduktion benötigen. Die Größe der Nagetierpopulation hängt wiederum von der Verbreitung spezieller Nahrungsressourcen wie Baumsamen und Nüssen ab, die signifikanten Schwankungen unterliegt.
Pollenmenge als weiterer Indikator?
Ein Zusammenhang zwischen der Pollenmenge in der Luft und der Verbreitung der Nahrungsressourcen von Nagetieren konnte bereits nachgewiesen werden. Basierend auf dieser Erkenntnis beschloss ein italienisches Forschungsteam nun zu untersuchen, inwieweit eine zeitlich versetzte Korrelation zwischen Pollenflugdaten und dem FSME-Risiko besteht. Im Zuge dessen evaluierten die Experten Daten aus der norditalienischen Provinz Trento, in der zwischen den Jahren 1992 und 2020 206 FSME-Fälle erfasst wurden. Anschließend ergründete das Team potenzielle Zusammenhänge mit Angaben zur Pollenbelastung, die von 1989 bis 2020 für sieben unterschiedliche Baumarten zur Verfügung standen.
Grundlage für effektives Frühwarnsystem geschaffen
Bei näherem Vergleich der Daten stellten die Forscher fest, dass die vor zwei Jahren ermittelte Pollenmenge zweier Laubbaumarten (Flaumeiche und Europäische Hopfenbuche) direkt mit einer erhöhten Prävalenz von FSME in Verbindung steht. Diese Erkenntnis sei laut den Experten von erheblicher Bedeutung, da es basierend auf der Pollenbelastung zukünftig möglich sein könnte, ein effektives Frühwarnsystem für FSME und andere durch Zecken übertragbare Erkrankungen zu entwickeln. Das Forschungsteam betont allerdings, dass die erzielten Ergebnisse noch im Zuge weiterer Studien verifiziert werden müssen. Die Fachleute gehen davon aus, dass vergleichbare Forschungsprojekte auch in Deutschland umsetzbar wären, da die FSME-Fälle sowie die Pollenflugdaten in standardisierten Prozessen ermittelt und für Forschungszwecke verwendet werden können.
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