Viele ältere Menschen beobachten an sich selbst Gedächtnisschwierigkeiten oder andere kognitive Einschränkungen – daher befürchten sie, womöglich an einer Demenz zu leiden. Erfahren Sie hier, welche Symptome tatsächlich Grund zur Sorge geben.
Volkskrankheit Demenz
Weltweit leiden mehr als 55 Millionen Menschen an einer Demenz. Unter dem Begriff wird eine Gruppe von Krankheitsbildern verstanden, bei denen es zu einem Verfall der geistigen Fähigkeiten kommt. Die häufigste und bekannteste Art der Demenz ist die Alzheimer-Krankheit, die vor allem ältere Menschen betrifft. Tpyisch hierfür sind Gedächtnisprobleme, Sprachstörungen und Persönlichkeitsveränderungen.
Es gibt jedoch noch weitere Arten der Demenz, wie etwa die Lewy-Körper- oder die vaskuläre Demenz. Die dadurch verursachten Beschwerden unterscheiden sich zwar teils von Alzheimer, doch die frühen Anzeichen sind ähnlich. Der Neuropsychologe Dr. Aaron Bonner-Jackson erklärt, wie man die Frühstadien einer Demenz erkennen kann. Seine Tipps wurden kürzlich in einer Pressemitteilung der renommierten Cleveland Clinic in den USA veröffentlicht.
1. Orientierungslosigkeit
Von Demenz betroffene Menschen finden sich zunehmend schlechter in ihnen vertrauten Umgebungen zurecht. Etwa verfahren sie sich auf dem Weg zum nächsten Supermarkt, obwohl sie dorthin fast jede Woche unterwegs sind, oder sie finden auf ihrem Spaziergang durch die Nachbarschaft nicht mehr zurück. Laut Dr. Bonner-Jackson ist es besonders besorgniserregend, wenn einem früher vertraute Strecken plötzlich fremd vorkommen – oder wenn sich Patienten sogar in ihrem eigenen Haus verirren.
2. Gedächtnisschwund
Auch fehlende Erinnerungen an Gespräche, die man erst vor wenigen Minuten oder Stunden geführt hat, lassen die Alarmglocken des Experten ringen. Typisch ist außerdem, dass die Betroffenen die Namen von ihnen nahestehenden Personen vergessen. Der Grund dafür ist ein Verlust des Kurzzeit-Gedächtnisses, sodass es schwerfällt, sich neue Fakten zu merken. Zwar wissen die Patienten meist noch viele Details aus ihrer frühen Vergangenheit – doch die Erinnerungen an die vergangene Woche oder auch nur den vorherigen Tag zu behalten, wird immer schwieriger.
3. Probleme mit Veränderungen
Darüber hinaus haben die Betroffenen Probleme damit, neue Aktivitäten auszuprobieren, wie etwa an einen unbekannten Ort zu fahren oder die Regeln eines Brettspiels zu lernen. Mit Abweichungen von ihren Gewohnheiten kommen sie daher schlecht zurecht. „Ein typisches Szenario ist, wenn jemand eine Veränderung im Medikamentenplan hat“, erläutert Dr. Bonner Jackson. „Jetzt müssen sie dieses neue Medikament nehmen und das passt nicht zu ihrer Routine. Das könnte der Punkt sein, an dem sie anfangen zu vergessen, dass sie das Medikament nehmen müssen.“
4. Schwierigkeiten im Umgang mit Geld
Menschen im Frühstadium einer Demenz haben zunehmend Schwierigkeiten bei einfachen Rechenaufgaben. Das führt zu Problemen, wenn man etwa beim Bezahlen im Restaurant das Trinkgeld abschätzen muss oder an der Supermarktkasse aus dem Kleingeld den passenden Betrag zusammensucht. Die Betroffenen können ihre Finanzen nicht mehr im Blick behalten – sie vergessen Rechnungen einfach oder zahlen sie mehrmals.
5. Stimmungsveränderungen
Der tägliche Spaziergang, die Bingogruppe jeden Dienstag oder das Kaffeekränzchen mit Freundinnen am Wochenende: Solche Aktivitäten sind für ältere Menschen wichtig, da sie eine Struktur vorgeben, geistig fit halten und Einsamkeit verhindern. Doch Betroffene einer frühen Demenz zeigen immer weniger Interesse an ihren früheren Hobbies und schotten sich typischerweise immer mehr von Anderen ab. Häufig sind sie außerdem sehr ängstlich oder werden ungewöhnlich schnell wütend. Derartige Persönlichkeitsveränderungen sind ebenfalls Anzeichen einer Demenz. Auch Depressionen, die das erste Mal im Alter auftreten, können etwas mit einer Demenz-Erkrankung zu tun haben.
6. Generelle Verlangsamung
Es ist normal, dass man sich im Alter für bestimmte Aufgaben mehr Zeit lassen muss als früher. Wenn das die Lebensführung beeinträchtigt, wird es aber zum Problem. „Einige Menschen bemerken, dass sie sich etwas weniger koordiniert vorkommen. Manche Menschen fühlen sich etwas entschleunigt, als wäre ihr Denken verlangsamt, und sie gehen womöglich langsamer“, erklärt Dr. Bonner-Jackson.
Außerdem hören und sehen viele Menschen mit Demenz zunehmend schlechter. Dies ist gleichzeitig ein Risikofaktor für die Entstehung der Krankheit, da die Betroffenen nicht mehr so viele Reize aus ihrer Umwelt aufnehmen können – das lässt die Hirnfunktionen verkümmern.
Sie erkennen Symptome an sich – und jetzt?
Wer glaubt, an den frühen Symptomen einer Demenz zu leiden, sollte einen Hausarzt aufsuchen. Bestätigt dieser den Verdacht, wird ein Neurologe eine umfangreiche Diagnose durchführen. Die Patienten machen dabei verschiedene Tests zur Feststellung der Balance, Reflexe und kognitiven Fähigkeiten. Auch Aufnahmen vom Gehirn werden gemacht. Liegt tatsächlich eine Demenz vor, kommen Medikamente oder verschiedene nicht-medikamentöse Therapien in Frage.
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